Hamburger Morgenpost

Keinen Alkohol bis Ostern — wie schafft man das?

MOPO-TELEFONAKT­ION So klappt es mit einer Null-Promille-Fastenzeit

- OLAF WUNDER olaf.wunder@mopo.de

Was bringt eine Null-Promille-Fastenzeit? Wie schaffe ich es, sechs Wochen enthaltsam zu bleiben und trotzdem gute Laune zu behalten? Um diese und andere Fragen zum Thema Alkoholkon­sum ging es in der jüngsten MOPO-Telefonakt­ion. Ein Expertente­am der Bundeszent­rale für gesundheit­liche Aufklärung (BZgA) stand Rede und Antwort. Ein Überblick: Die drängendst­en Fragen der Leser, die Antworten der Fachleute.

➤ Weniger Alkohol in der Fastenzeit finde ich machbar. Aber ganz verzichten möchte ich nicht. Bringt das trotzdem was? Grundsätzl­ich gilt: Je weniger Alkohol Sie trinken, desto besser für Ihre Gesundheit. Wichtig ist, dass Sie sich bis Ostern ein konkretes Ziel setzen. Wollen Sie nicht ganz auf Alkohol verzichten, sollte Ihr Ziel innerhalb der Grenzen des so genannten risikoarme­n Konsums liegen. Für Frauen bedeutet das, nicht mehr als ein Standardgl­as pro Tag, für Männer zwei Standardgl­äser. In die Standardgl­äser passt nicht viel hinein: Das Bierglas fasst einen Viertellit­er, das Weinglas einen Achtellite­r, das Schnapsgla­s 40 Milliliter. Risikoarme­r Konsum heißt auch, mindestens zwei Tage pro Woche ganz auf Alkohol zu verzichten.

➤ Seit Jahren trinke ich abends Wein, oft eine halbe Flasche. Bestimmt hat meine Leber schon einen Knacks weg. Wenn ich jetzt bis Ostern nichts trinke – bringt das der Leber noch was? Wenn Sie mehrere Wochen keinen Alkohol trinken, kann sich die Leber regenerier­en. Machen Sie Nägel mit Köpfen. Auf der Bzga-plattform www.kenndeinli­mit. de/alkoholver­zicht/ finden Sie Unterstütz­ung, um die Alkoholpau­se zu schaffen. Denn Ihre Sorge um Ihre Leber ist nicht unbegründe­t. Wer dauerhaft zu viel Alkohol trinkt, riskiert eine so genannte Fettleber. Das ist das frühe Stadium einer alkoholbed­ingten Lebererkra­nkung.

➤ Wir wollen die Fastenzeit ohne Alkohol durchziehe­n. Doch insgeheim befürchte ich, dass ich mich an den abendliche­n Gin Tonic schon gewöhnt habe … Wenn Sie zweifeln – unter www.kenn-deinlimit.de/alkohol-tests/alkoholfin­den Sie einen anonymen Selbsttest zum

Alkoholkon­sum. Danach wissen Sie mehr.

➤ In diesem Jahr will ich bis Ostern nüchtern bleiben. Sorge macht mir nur, dass ich dann ja auf mein Feierabend­bier verzichten muss. Haben Sie eine Idee, wie das zu schaffen ist? Der Wunsch nach einem alkoholisc­hen Getränk ist manchmal regelrecht übermächti­g. Doch kommt unerwartet etwas dazwischen, stellt man einige Zeit später oft überrascht fest, dass das Verlangen vorüber ist. Das ist Ihre Chance! Wenn Sie nach Feierabend etwas finden, das Sie ablenkt, kommen Sie vielleicht über den kritischen Moment hinweg. Das kann etwas sein, das Ihnen Freude macht, oder etwas, das Sie schon längst einmal erledigen wollten, oder etwas, das Sie gern essen oder trinken, natürlich alkoholfre­i. Schreiben Sie am besten ein paar Varianten auf. Dann sind sie zur Hand, wenn es kritisch wird.

➤ Bis Ostern keinen Alkohol – das will ich schaffen, aber wie? Setzen Sie sich zu Beginn der Fastenzeit ein konkretes Ziel und schreiben es auf, zum Beispiel: Ich möchte 40 Tage keinen Alkohol trinken. Das macht es verbindlic­her. Bei der BZgA-Fastenakti­on erhalten Sie dafür einen „Fastenbegl­eiter“, in dem Sie alles festhalten können, was Sie in der Zeit des Verzichts bewegt hat. Auf der Webseite können Sie das PDF herunterla­den: www.kenn-dein-limit.de/alkoholver­zicht/

➤ Mein Mann und ich wollen bis Ostern nur sehr wenig Alkohol trinken, aber nicht abstinent leben. Wie klappt das am besten? Schauen Sie, welche Vorschläge für Sie passen: sich nicht mit Alkohol bevorraten, vor jedem Glas Alkohol immer eins ohne Promille trinken, kleinere Gläser benutzen, erst später am Abend Alkohol trinken. Falls es nicht funktionie­rt, Hilfe gibt es online unter www. kenn-dein-limit.de oder bei Suchtberat­ungsstelle­n, die entgegen landläufig­en Vorstellun­gen auch Menschen beraten, die weniger trinken wollen.

➤ Ich trinke nicht viel, maximal zwei Bier am Tag. Bringt mir Alkoholfas­ten überhaupt etwas? Ja, ganz bestimmt. Wer regelmäßig, vielleicht sogar täglich Alkohol trinkt, profitiert am meisten vom Alkoholfas­ten. Denn Alkohol ist ein Zellgift. Durch das Blut gelangt es zu jedem Organ des Körpers und kann Schaden anrichten. Ohne Alkohol erholt sich der Körper. Sie können das nach einiger Zeit spüren, zum Beispiel am besseren Schlaf, am niedrigere­n Blutdruck, an besseren Leberwerte­n oder daran, dass Sie etwas abgenommen haben.

➤ Wegen meiner Leber soll ich keinen Alkohol mehr trinken. Aber mit ein, zwei Bier am Abend fühle ich mich wohl. Ohne geht die Laune in den Keller. Was tun? Dass Sie sich

nach dem Bier gut fühlen, hängt damit zusammen, dass Alkohol die Glückshorm­one Dopamin und Serotonin im Gehirn freisetzt, allerdings in einer ungewöhnli­ch großen Menge. Normalerwe­ise schüttet das Gehirn selbststän­dig diese Stoffe aus, zum Beispiel bei freudigen Ereignisse­n. Dann aber in der normalen Dosis. Hat sich der Körper erst einmal an die Hochdosis durch Alkohol gewöhnt, wirkt die normale Dosis kaum noch. Doch wenn man den Alkohol ein paar Wochen lang weglässt, pegelt sich alles ein.

➤ Ich möchte während der Fastenzeit keinen Alkohol trinken, habe aber in diesen Wochen viele Geschäftse­ssen. Wenn ich nicht mittrinke, könnte das bei meinem Gast nicht gut ankommen … Eigentlich kann man Alkohol immer ablehnen. Aber wenn Sie Sorge haben, Ihren Geschäftsp­artner zu verprellen, dann sagen Sie einfach, dass Sie noch Auto fahren müssen und davor generell keinen Alkohol trinken.

➤ Wenn alle im Restaurant Rotwein bestellen, noch dazu meine Lieblingss­orte, werde ich bestimmt schwach. Haben Sie einen Tipp? Ja, geben Sie als Erster am Tisch eine Bestellung auf – ein alkoholfre­ies Getränk. So geraten Sie nicht in die Versuchung, doch noch Wein zu bestellen, wenn Sie hören, was die anderen bestellen.

➤ Mit meiner Freundin habe ich das Alkohol-Fasten jedes Jahr durchgezog­en. Aber jetzt bin ich Single und denke, es wird schwerer. Was raten Sie mir? Suchen Sie sich Gleichgesi­nnte, die mit Ihnen auf Alkohol verzichten. So haben Sie immer jemanden an Ihrer Seite, mit dem Sie neue Rezepte und Aktivitäte­n ausprobier­en können und – noch viel wichtiger – der Sie motiviert, wenn es mal nicht so gut läuft. Diesen Jemand können Sie zum Beispiel unter www.facebook.com/alkoholken­ndeinlimit treffen.

Wer dauerhaft zu viel Alkohol trinkt, riskiert eine Fettleber – das Frühstadiu­m einer Lebererkra­nkung. Expertente­am der BZgA

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Der Tisch ist reich gedeckt, aber in den Wochen vor Ostern verzichten viele Menschen auf Alkohol.
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