Hamburger Morgenpost

Zombie-Droge Fentanyl breitet sich aus

PROJEKT Alarmieren­de Zahlen: Hamburg nimmt bundesweit Spitzenpla­tz ein

- Von VIOLA DENGLER und DANIEL GÖZÜBÜYÜK

Es wirkt 50-mal stärker als Heroin: Das Opioid Fentanyl sorgt in den USA für eine der tödlichste­n Drogenwell­en der Geschichte und trieb in den vergangene­n Jahren die Verwahrlos­ung und Obdachlosi­gkeit in den Großstädte­n extrem in die Höhe. Mittlerwei­le ist die Droge auch in Hamburg angekommen: Zunehmend wird Heroin mit der „Zombie-Droge“gestreckt.

Menschen wanken langsam und betäubt durch USGroßstäd­te, scheinen im Stehen zu schlafen oder liegen mitten auf der Straße. Fentanyl macht extrem abhängig und forderte in den USA 2022 bereits mehr als 100.000 Tote. Für Drogendeal­er ist es höchst lukrativ, da es billig und einfach zu produziere­n ist. Fentanyl ist eigentlich ein Schmerzmit­tel, das bei Narkosen und Krebsbehan­dlungen eingesetzt wird.

Ein Projekt der Deutschen Aidshilfe zeigt nun, was lange unklar war: Fentanyl spielt mittlerwei­le auch in Deutschlan­d eine Rolle. Über sechs Monate wurden in 17 Drogenkons­umräumen bundesweit Schnelltes­tes auf Fentanyl angeboten. Im Rahmen des Modellproj­ekts konnten Drogenkons­umenten so ihr Heroin freiwillig testen lassen – in Hamburg in den Konsum-Räumen des „Drob Inn“am Hauptbahnh­of. Das Ergebnis: Die Hansestadt hat mit elf Prozent der rund 250 Proben den höchsten Anteil positiver FentanylNa­chweise. Darüber, wie hoch die Dosis von Fentanyl im Heroin ist, gaben die Tests keine Auskunft. Experten befürchten jedoch, dass die Zahl der Drogen-Notfälle bald drastisch zunehmen könnte. Während bei Heroin 200 Milligramm tödlich wirken, sind es bei Fentanyl schon zwei Milligramm. Wenn Konsumiere­nde nichts von der Beimengung wissen, sind sie daher in Lebensgefa­hr.

Beim Hamburger Zoll sind die Aufgriffe von Fentanyl noch überschaub­ar. 2019 stellten sie knapp 266 Gramm in Pulverform sicher, 2021 insgesamt 104 Tabletten und 414 FentanylPf­laster. Es handelt sich dabei ausschließ­lich um Kleinmenge­n im Postverkeh­r, sagte ein Sprecher des Zolls zur MOPO. „Die sichergest­ellten Tabletten stammen aus Großbritan­nien und das Pulver zum Teil aus den Niederland­en und Kanada.“

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Der Konsum von Fentanyl hat verheerend­e Folgen. Die Droge ist in Hamburg angekommen.

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