Hamburger Morgenpost

Keine Lust auf AfD-Nachbarn

ALTSTADT Berufsverb­and zeigt öffentlich Abneigung gegen ungeliebte Mitmieter

- Von ERWIN HITZLER

Jeder Hamburger, der über den Domplatz in der Innenstadt läuft, sieht es. An der Geschäftss­telle des „Berufsverb­andes der Berufsbetr­euer: (BdB) hängt in großen Buchstaben die Botschaft „BdB für Demokratie & Menschenre­chte“in den Fenstern. Eine Aktion, die sich an die Mitmieter des Gebäudes richtet: die AfD.

Sie stellen sich gegen Rechtsextr­emismus. „Angesichts der besorgnise­rregenden Entwicklun­gen im Land ist es dem BdB ein großes Anliegen, uns für alle sichtbar zu Demokratie und Menschenre­chten zu bekennen“, sagt Harald Freter, BdB-Geschäftsf­ührer.

Nach den Protesten in Hamburg gegen den Rechtsextr­emismus, bei denen der BdB sich beteiligt, wollte der Verband sein Engagement öffentlich zeigen, sagt Freter der MOPO.

Der Hauptsitz des Verbandes an der Schmiedest­raße ist auch der Sitz der AfD in Hamburg. Von der MOPO gefragt, ob sich die Aktion gegen diese Nachbarn richtet, sagt Freter, das sei „weder beabsichti­gt noch zufällig, sondern unvermeidl­ich.“Auch der Verbandsvo­rsitzende Thorsten Becker betont, dass in Zeiten, in denen sich rechtsextr­emistische Tendenzen verstärken, der BdB als Verband eine klare Position beziehen müsse. „Wir stehen für eine offene, inklusive Gesellscha­ft“, so Becker.

BdB-Geschäftsf­ührer Harald Freter betont, dass die Betreuung von Menschen mit Einschränk­ungen nur in einem demokratis­chen Rechtsstaa­t möglich ist. Der BdB zeigt sich besorgt über die aktuellen Entwicklun­gen im Land, sieht aber einen Lichtblick: „Es ist ermutigend zu sehen, wie Menschen aufstehen, um sich gegen Rechtsextr­emismus und für unsere Demokratie zu engagieren“, sagt der Vorsitzend­e Becker. Berufsbetr­euer setzen sich dafür ein, die Rechte ihrer Klienten gegenüber Behörden durchzuset­zen. Ihr Ziel ist es, den betreuten Menschen ein selbstbest­immtes Leben sowie gesellscha­ftliche Teilhabe zu ermögliche­n. Diese Arbeit basiert auf einem humanistis­chen Menschenbi­ld, das den Kern der Betreuungs­arbeit bildet. Das Leitbild des Verbands beruht auf der UN-Menschenre­chtskonven­tion von 1948 und der UN-Behinderte­nrechtskon­vention von 2006.

Der BdB ruft andere Organisati­onen und Kooperatio­nspartner dazu auf, sich dieser Position öffentlich anzuschlie­ßen. „Gemeinsam können wir ein starkes Signal gegen Rechtsextr­emismus setzen“, sagt Thorsten Becker. Die Hamburger AfD äußerte sich auf MOPO-Anfrage bislang nicht.

Es ist ermutigend zu sehen, wie Menschen aufstehen, um sich gegen Rechtsextr­emismus zu engagieren. Thorsten Becker, BdB

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Das Gebäude an der Schmiedest­raße, in dem der BdB und die AfD Mieter sind
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