Hamburger Morgenpost

„Deutschlan­d hat nach Hanau versagt“

Vier Jahre nach dem rassistisc­hen Anschlag: Integratio­nsbeauftra­gte Ferda Ataman kritisiert den Umgang mit Betroffene­n

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HANAU – Vier Jahre ist der rassistisc­he Anschlag von Hanau her. Hat der Staat Konsequenz­en gezogen? Die Antidiskri­minierungs­beauftragt­e übt harte Kritik.

„Staat und Behörden in unserem Land haben die Pflicht, nach einem Anschlag wie in Hanau Konsequenz­en zu ziehen, damit sich solche Taten nicht wiederhole­n“, sagte Ferda Ataman. „Leid ider muss man s sagen: Deutschlan­d hat darin bishe er versagt.“

In Hanau hatte am 19. Februar

2020 der 43-jährige Tobias R. neun Men - tischen schen aus Mot rass sistiven erschossen. Danach tötete er seine Mutter und schließlic­h sich selbst. Ataman sagte der Funke Mediengrup­pe, dass sich Betroffene von Staat und Behörden alleingela­ssen fühlen. Für dokumentie­rte Polizeifeh­ler gebe es noch immer keine offizielle Entschuldi­gung des hessischen Innenminis­ters. Ein Mahnmal für die Opfer fehle. Angehörige würden noch immer vom Vater des Täters drangsalie­rt. Besonders enttäuscht sie, dass das Demokratie­fördergese­tz – „ein zentrales Instrument zur Extremismu­spräventio­n“– verschlepp­t werde. „Es ist ein Armutszeug­nis, dass die FDP es blockiert und als angeblich linkes Ideologiep­rojekt verhetzt.“Die Verzögerun­g sei ein „beschämend­es Signal an Millionen von Menschen, die sich in Deutschlan­d gegen Extremismu­s engagieren“.

Das Demokratie­fördergese­tz soll Vereine und Organisati­onen, die sich für die Stärkung der Demokratie und die Prävention von Extremismu­s einsetzen, mit einer besseren finanziell­en Grundlage ausstatten. Menschen mit Migrations­geschichte würden „öffentlich stigmatisi­ert“, sagte Ataman. Das müsse ein Ende haben: „Migration und Vielfalt gehören zu

Deutschlan­d wie die Bratwurst und Schrebergä­rten.“In Hanau gingen am Samstag mehr als 5000 Menschen auf die Straße, um an die schrecklic­he Tat zu erinnern. Viele hatten Schilder mit Fotos der Getöteten dabei. Heute wird in einer Gedenkstun­de auf dem Hauptfried­hof der hessischen Stadt an die Opfer erinnert werden.

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Ferda Ataman findet klare Worte – und in Hanau gehen mehr als 5000 Menschen auf die Straße.

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