Hamburger Morgenpost

Sitzblocka­de zum Abriss-Start

Protest gegen umstritten­es Bauprojekt. Gegner wollen klagen

- Von ANNALENA BARNICKEL

„Baustopp jetzt!“– das stand unter anderem auf den Plakaten der Demonstran­ten, die sich gestern am frühen Morgen an der Sternbrück­e zum Protest versammelt­en. Für diesen Tag hatte die Deutsche Bahn (DB) angekündig­t, offiziell mit den Bauarbeite­n rund um das historisch­e Brückenbau­werk loszulegen. Doch die AbrissGegn­er geben nicht auf – dann kam es plötzlich zu Rangeleien mit der Polizei.

Aufgerufen zu der spontanen Versammlun­g hatte die Initiative Sternbrück­e am Abend zuvor in den sozialen Medien. Ihr erklärtes Ziel: den Abriss der 1926 eröffneten Sternbrück­e an der Kreuzung Stresemann­straße/ Max-Brauer-Allee zu verhindern und zumindest erst einmal einen vierwöchig­en Baustopp zu erreichen.

Warum ausgerechn­et vier Wochen? Am Freitag hatte die Deutsche Bahn bekannt gegeben, offiziell grünes Licht bekommen zu haben, um mit Abriss und Neubau der Brücke zu beginnen. Innerhalb eines Monats kann dagegen Klage eingereich­t werden – genau das hat die Initiative Sternbrück­e zusammen mit der Initiative Prellbock Altona jetzt vor.

Sie befürchten allerdings, dass die Bahn in dieser Zeit „einfach Fakten schafft“. „Selbst wenn wir dann Erfolg haben, würde es nichts nützen, wenn der Abriss schon im Gange ist“, erklärte Marlies Thätner von der Initiative Sternbrück­e. Das Bündnis appelliert daher an Politik und Bahn, zumindest diese Frist abzuwarten.

Doch die DB hat einen straffen Zeitplan: Für gestern war angekündig­t, mit dem Fällen einiger der insgesamt 86 Bäume loszulegen. Um das zu verhindern, versammelt­en sich gegen 6.30 Uhr um die 180 Menschen unter der Brücke.

Anschließe­nd gingen sie mitsamt ihren Plakaten auf die Max-Brauer-Allee, die Polizei sperrte daraufhin ab kurz vor 7 Uhr den Abschnitt zwischen Stresemann­straße und Lippmannst­raße. „Das verlief alles sehr friedlich“, sagte Polizeispr­echer Florian Abbenseth zur MOPO. Eine Stunde später habe die Versammlun­gsleiterin

die Veranstalt­ung für beendet erklärt. Dann lief das Ganze allerdings aus dem Ruder: „Trotz mehrfacher Aufforderu­ng wollten einige Teilnehmer die Straße nicht verlassen“, fährt Abbenseth fort. Deshalb hätten die Einsatzkrä­fte angefangen, die Straße zu räumen.

Es kam zur Rangelei. „Dabei gab es einen tätlichen Angriff auf einen Polizisten“, sagt er. Ein Teilnehmer wurde vorläufig festgenomm­en. Zwei weitere Demonstrie­rende starteten eine Sitzblocka­de, sie wurden von Einsatzkrä­ften mit Gewalt weggetrage­n. Insgesamt sprachen die Beamten 40 Platzverwe­ise aus und nahmen die Personalie­n auf. Ab 10.30 Uhr war die MaxBrauer-Allee wieder befahrbar.

Ein Bahn-Sprecher bestätigte jetzt auf MOPO-Nachfrage, dass die sogenannte­n Vorbereitu­ngsarbeite­n, also das Fällen der Bäume, weiterlauf­en. Aber er versichert­e: „Vor Mitte März wird kein Gebäude abgerissen „Damit kommt die DB auch dem Wunsch entgegen, mit dem Abriss zunächst vier Wochen zu warten.“Anstelle der heutigen Sternbrück­e plant die Bahn eine 108 Meter lange und 26 Meter hohe Stabbogenb­rücke – bis zu viermal höher als ihre Vorgängeri­n. Für den Neubau müssen insgesamt sieben Gebäude rund um die Brücke weichen, darunter Gründerzei­tbauten und die ehemals unter der Brücke angesiedel­ten Clubs.

Für die betroffene­n Mieter hat die Bahn Ersatzwohn­ungen beschafft. Bis Ende Mai schon sollen fünf der sieben Gebäude abgerissen sein, die Brücke selbst ist laut DBPlan in den Sommerferi­en 2026 an der Reihe.

Trotz mehrfacher Aufforderu­ng wollten einige Teilnehmer die Straße nicht verlassen. Florian Abbenseth, Polizeispr­echer

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Demonstran­ten und Polizisten standen sich an der Sternbrück­e gegenüber.
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Dieser Demonstran­t wollte die Straße nicht räumen.
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Sieben Gebäude rund um die Sternbrück­e sollen für den Neubau abgerissen werden.
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Stresemann­straße Sieben Gebäude rund um die Sternbrück­e sollen für den Neubau abgerissen werden. Max-Brauer-Allee
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Foto: DB/Ney & Partners/rendertaxi/architectu­re.visualisat­ion So könnte der Neubau nach der Fertigstel­lung aussehen.
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Polizisten tragen einen Demonstran­ten von der Straße weg.

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