Hamburger Morgenpost

Gefährlich­er Einsatz im Roten Meer

EU-MISSION Fregatte „Hessen“soll Handelssch­iffe beschützen

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IRAKLION – Am Freitag entscheide­t der Bundestag, ob die Fregatte „Hessen“an der EUMission „Aspides“rund um das Rote Meer teilnehmen darf. Das gilt im Grunde als ausgemacht, Verteidigu­ngsministe­r Boris Pistorius (SPD) hatte die „Hessen“schon vor Wochen losgeschic­kt, stattete ihr nun auf Kreta einen letzten Besuch ab, bevor es ins Einsatzgeb­iet geht. Die Mission gilt als gefährlich­ster Marine-Einsatz in der deutschen Nachkriegs­geschichte. Aber wie riskant wird das Ganze? Die MOPO erklärt es.

➤ Worum geht es bei dem Einsatz? Auf wichtigen Handelsweg­en zur See rund um das Rote Meer und den Suezkanal ist der Schiffsver­kehr erheblich eingeschrä­nkt. Auch die

Hamburger Reederei HapagLloyd etwa umfährt das Gebiet weiträumig. Der Grund: ständige Angriffe der islamistis­chen Huthi-Miliz, die seit Beginn des Gazakriege­s Handelssch­iffe attackiert. Um eine US-geführte Mission zu unterstütz­en, hat auch die EU nun einen Einsatz geplant. Die „Hessen“ist das Schiff, das Deutschlan­d schickt – 143 Meter lang, Besatzung: 240 Soldaten. Der Einsatz sei ein „ganz wesentlich­es Signal an die attackiere­nden Huthis und die dahinterst­ehenden Organisati­onen und Staaten“, sagte Pistorius bei seinem Besuch der Crew.

➤ Wie sollen die Handelssch­iffe geschützt werden? Die EU hat die Marinemiss­ion „Aspides“ins Leben gerufen – Altgriechi­sch für „Schilde“. Daran nehmen neben Deutschlan­d vor allem Griechenla­nd, Italien und Dänemark teil. Athens Flotte hat das Oberkomman­do.

Mindestens vier Kriegsschi­ffe kommen zum Einsatz, nebst Begleitflu­gzeugen, Drohnen, Hubschraub­ern. Die sollen Handelssch­iffen Geleit geben, Aufklärung betreiben und sie im Notfall natürlich vor Angriffen schützen. Einsatzgeb­iet ist nicht nur das Rote Meer vor dem Jemen, aus dem heraus die Huthis agieren. Sondern auch die angrenzend­en Gebiete Suezkanal, der

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Oman und der Persische Golf.

➤ Sind Angriffe auf Huthi geplant? Nein, diese blei

ben der gemeinsame­n Mission von USA und dem Vereinigte­n Königreich vorbehalte­n. Die Mission „Aspides“soll die Schiffe vor attackiere­nden Drohnen schützen.

➤ Wie riskant ist die Mission? Marine-Inspekteur Jan Christian Kaack spricht vom „ernsthafte­sten Einsatz seit

Jahrzehnte­n“. In der Vergangenh­eit haben Huthi mehrfach auch Kriegsschi­ffe angegriffe­n. Eine direkte Konfrontat­ion wird also nicht ausgeschlo­ssen. Offiziell gilt sie als nicht sehr wahrschein­lich. Dennoch ist das Risiko klar: Es könnten deutsche Soldaten sterben. Als Bundespräs­ident Horst Köhler 2010 ähnliche Einsätze als möglich benannte, kostete ihn das damals noch das Amt. Nun scheint es Teil der deutschen Realität.

➤ Wie lange geht der Einsatz? Der Einsatz sei zunächst auf ein Jahr begrenzt, könne aber verlängert werden, so Pistorius. Das sei aber „ein Blick in die Glaskugel“.

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Boris Pistorius (SPD): „Ein ganz wesentlich­es Signal an die Huthi“
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Schon Ende Dezember brach die „Hessen“Richtung Mittelmeer auf. (Archivbild)

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