Hamburger Morgenpost

Das ist Baumgarts HSV-Plan für den Aufstieg

Machen statt reden: Coach startet mit klarer Botschaft

- TIM MEINKE tim.meinke@mopo.de

Es machte den Anschein, als würde der Heilsbring­er höchstpers­önlich die Treppen vom Volksparks­tadion hinab steigen, so lautstark applaudier­end feierten rund 400 Fans den neuen, ihren neuen HSV-Trainer. Zumindest hellseheri­sche Fähigkeite­n habe er jedoch nicht, hatte Steffen Baumgart schon vor seiner ersten Einheit in Hamburg gesagt. Denn wer wisse schon, ob es am Saisonende wirklich zu Platz eins oder zwei reichen werde. Was der 52-Jährige aber hat, ist ein Plan, damit genau das gelingt: der HSV-Aufstieg.

Nur darum geht es in den kommenden Wochen und Monaten. Dafür wurde er geholt und deshalb müsse man da auch „nicht drum herumreden“, sagte Baumgart, nachdem er gegen 10.50 Uhr in der Geschäftss­telle angekommen war und seine Unterschri­ft unter einen Vertrag bis 2025 gesetzt hatte. „Wir wollen nicht nur über den Aufstieg reden. Wir wollen aufsteigen – und am besten in diesem Jahr.“Auf seine Weise. „Bei mir geht es um Prinzipien: eine hohe Aggressivi­tät gegen den Ball, ein mutiges, hohes Anlaufen“, sagte Baumgart, bevor am Ende seiner Aufzählung ersichtlic­h wurde, weshalb Jonas Boldt auch unter dem neuen Cheftraine­r keine „180-Grad-Drehung“nach der Ära Tim Walter auf den HSV zukommen sieht. „Wer meine Spiele beobachtet hat, wird selten erleben, dass man zu Null spielt“, sagt Baumgart, ein Fan des Offensivfu­ßballs, der ein System mit zwei Stürmern favorisier­t, schon beim 1. FC Köln aber Anpassungs­fähigkeit bewies und dort meist in einem 4-2-3-1-System spielen ließ.

„Aber ich finde das 4-3-3 auch nicht schlecht“, deutete Baumgart das an, was unter Walter fehlte und daher mit zu dessen Aus führte: taktische Flexibilit­ät. Nur etwas anderes als eine Viererkett­e werde es „zu 99 Prozent“nicht geben, sagte der Trainer, dessen Aufstiegsp­lan freilich weit über die Taktik hinausgeht. „Es ist eine der besten Mannschaft­en der Zweiten Liga, jede Position ist doppelt gut besetzt. Ich sehe keine negativen Aspekte in dem Kader“, schwärmt Baumgart, weiß aber um seine zentrale Aufgabe: „Es geht darum, den Jungs das Gefühl zurückzuge­ben, eine Spitzenman­nschaft zu sein.“Über Kommunikat­ion. Über Begeisteru­ng, eine neue Ansprache. Über das Einimpfen von Selbstvert­rauen und über das Vermitteln von Spaß. „Das“, nahm sich Baumgart in die Pflicht, „will ich auch selbst verkörpern.“Was ihm an seinem ersten HSV-Tag überaus erfolgreic­h gelang.

„Du wechselst öfter die Frau als den Verein“, lautete ein flapsiger Spruch des HSV-Fans seit Kindertage­n. „Für mich gab es eigentlich nur den größten Schritt hierher. Ich freue mich, dass Jonas angerufen hat.“Und zwar zum zweiten Mal nach 2021, als Boldt statt Walter erst Baumgart holen wollte. „2,5 Jahre“habe er überlegen müssen, scherzte Baumgart weiter. Aber im Ernst: Nicht zuletzt Boldt ist vom Erfolg des neuen Cheftraine­rs abhängig. „Und nur mit Sympathie funktionie­rt es natürlich nicht“, weiß Baumgart. „Ich bin nicht hier, weil ich Fan bin, sondern weil man mir zutraut, dass ich hier positiven Einfluss nehmen kann.“Mit seinem Plan für den HSV-Aufstieg.

Wir wollen nicht nur über den Aufstieg reden. Wir wollen aufsteigen – am besten in diesem Jahr. HSV-Trainer Steffen Baumgart

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Steffen Baumgart gab in seinem ersten Training als HSV-Coach direkt Vollgas.

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