Hamburger Morgenpost

„Das wäre mein Traum“

Ex-Kiezkicker zieht den großen Team-Vergrgleic­h

- KURT KRINK kurt.krink@mopo.de

Wenn Fin Bartels heute jemand ein sofortiges Saisonende anbieten würde, hätte er vermutlich dessen Segen. Seine Ex-Teams, der FC St. Pauli und Holstein Kiel, belegen gemeinsam die direkten Aufstiegsp­lätze, für beide hat Bartels nach wie vor viel übrig. Am Abend steigt das direkte Aufeinande­rtreffen, Erster gegen Zweiter. Doch welcher der zwei Klubs hat derzeit die Nase vorn im Aufstiegsr­ennen? Für die MOPO zog Bartels den großen Vergleich.

Tabellaris­ch ist die Sache klar. Als einziger Aufstiegsa­nwärter präsentier­te sich St. Pauli zum Jahresstar­t sattelfest, holte zwölf von 15 möglichen Zählern und eilte damit der wankenden Konkurrenz davon – auch dem Herbstmeis­ter aus Kiel, der mit zwei Niederlage­n startete und den Platz an der Sonne folglich an Braun-Weiß abtreten musste.

Es ist genau jene Stabilität, in der Bartels, der acht Jahre in Kiel und vier auf dem Kiez kickte, den Kiezklub aktuell obenauf sieht: „Bei St. Pauli ist auf jeden Fall mehr Konstanz drin. Du hast selten Ausreißer und in jedem Spiel das Gefühl, dass St. Pauli bestimmt. Bei Kiel gab es auch einige Spiele, die eher 50:50 waren und dann zu Kiels Gunsten ausgegange­n sind.“Das liege auch in der Spielweise begründet, in der St. Pauli „defensiv noch ein bisschen kompakter“und „kontrollie­rter“und dennoch

„immer guten Fußball nach vorne“praktizier­e. Bei den Störchen gebe es dagegen „nicht ganz so viel Kontrolle, da wird viel mit Energie gearbeitet und dann gemeinsam Tempo gemacht.“Eines eine die Teams aber:

„Sie spielen beide richtig attraktive­n Fußball.“

Es sind leichte Vorteile für St. Pauli, die Bartels auch bei den Kadern ausgemacht hat, der im Falle Kiels vor der Saison einem großen Umbruch unterzogen wurde. Bei

beiden Mannschaft­en sieht der 37-jährige eine gute Mischung aus „erfahrenen Recken“und jungen Spielern. St. Pauli aber sei „auf allen Positionen noch ein Stück breiter besetzt.“Entspreche­nd ist sich Bartels mit Blick auf die Hamburger des Aufstieges einigermaß­en sicher – auch, wenn in den vergangene­n beiden Spielzeite­n jeweils nur eine Halbserie positiv verlief. „Es sind natürlich alle vorgewarnt“, weiß auch Bartels, „aber in dieser Mannschaft steckt dieses Jahr viel mehr.“

Kiel hingegen traut Bartels „nicht ganz das zu, was St. Pauli inne hat. Dennoch überrasche­n sie mich positiv“. Dass den Störchen nach schwachem Start der Turnaround gelungen ist, habe gezeigt: „Das ist keine Eintagsfli­ege. Da steckt noch viel Potenzial in der Mannschaft.“

Einzig: „Ob sie es schon in dieser Saison über 34 Spiele durchziehe­n können, weiß ich nicht.“

Für das heutige Topspiel sieht Bartels St. Pauli leicht favorisier­t. Von den Kielern fordert er: „Sie müssen das wilde Spiel zulassen.“Mit Blick auf St. Paulis auf Kontrolle getrimmte Spielweise könne Holstein das „in die Hände spielen“. Am Saisonende, das steht fest, sollen es aber beide, St. Pauli und Kiel, sein, die direkt aufsteigen – dann auch gerne mit dem Nordrivale­n aus dem Volkspark über Platz drei: „Meinetwege­n kann der HSV mit hochgehen, weil man dann schöne Nordduelle hat.“Die aktuelle Tabellenko­nstellatio­n würde genau das hergeben – weiß auch Bartels: „Es wäre mein Traum, wenn es am Ende so bleibt, wie es jetzt ist.“

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Im Hinspiel demontiert­en Marcel Hartel (r.) und Co. Holstein Kiel mit 5:1. Heute wollen die Störche Revanche nehmen.
Kiel — St. Pauli (heute, 18.30 Uhr, Sky live) Im Hinspiel demontiert­en Marcel Hartel (r.) und Co. Holstein Kiel mit 5:1. Heute wollen die Störche Revanche nehmen.
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MIS Foto: Im Mai 2023 machte Fin Bartels (l.) gegen St. Pauli sein letztes Profi-Heimspiel.
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