„Die meisten Männer wollen eine persönliche Bindung“
PORNO-PORTAL Sandra Bock (48) hat auf „OnlyFans“zahlenden Abonnenten nackte Haut gezeigt – und mit ihnen über ihre Ehe-Probleme gechattet
Selfies, Striptease, Sex: Mit „OnlyFans“fand Erotikmodel Sandra Bock (48) eine Plattform, bei der sie Sexarbeit anbieten konnte, wie sie es wollte – ohne Zuhälter, ohne Körperkontakt. Sie lud erotische und pornografische Fotos und Videos hoch, die ihre Fans für Geld ansehen konnten. Heute gibt Sandra Bock ihr Wissen an junge Frauen weiter, die ebenfalls in der Branche erfolgreich sein wollen. Mit der MOPO sprach das Ex„OnlyFans“-Model über die Frage, was Männer wirklich für ihr Geld wollen – und was das Härteste an dem Job ist.
MOPO: „OnlyFans“gilt als Erotikund Porno-Plattform, auf der Frauen Millionen machen können. Stimmt das?
Sandra Bock: Grundsätzlich ja. Kürzlich gab beispielsweise die Streamerin Amouranth bekannt, dass sie seit dem Start ihrer Karriere im Jahr 2020 fast 60 Millionen Dollar erwirtschaftet hat. Zu meiner Zeit war eine solche Summe utopisch. Als ich 2017 Model auf „OnlyFans“wurde, war die Plattform eher unbekannt – vor allem in Deutschland. Heute gibt jeder Nutzer durchschnittlich 55 Euro pro Monat für Abonnements aus, was bei manchen Models zumindest zu Umsätzen im vier- bis fünfstelligen Bereich führt. Wie viel haben Sie verdient?
Ich habe auch im vier- bis fünfstelligen Bereich verdient und deshalb auch meinen anderen Job als Praxismanagerin beendet – sonst wäre ich nicht hinterhergekommen. Ich konnte von meiner neuen Arbeit gut leben.
Wie kamen Sie zu „OnlyFans“?
Ich habe, seit ich 30 Jahre alt bin, als Erotikmodel gearbeitet. Mit meinen Dessousund Aktbildern war ich zuerst bei Joyclub und Instagram. Es wurden aber immer mehr Anfragen und auf Instagram wird Nacktheit zensiert. Mein Mann und ich haben viele Plattformen ausprobiert, die jedoch nichts für uns waren. Dann ging es mit „OnlyFans“los und als wir die Plattform entdeckten, sind wir dort geblieben.
Warum?
Ich möchte mit Respekt behandelt werden. Auf anderen Plattformen war es so: „Hey Schlampe, mach mal das und das.“Das ist eine Sache, die mir überhaupt nicht liegt. Es muss ein Miteinander sein, man will Spaß miteinander haben und respektiert werden. Und die Nutzer in diesem Kosmos erfüllen diese Kriterien. Klar, manche müssen auch mal zurechtgewiesen werden, aber im Großen und Ganzen sind sie alle ganz nett.
Was haben Sie den Internet-Nutzern von sich gezeigt?
Ich habe Selfies, Fotos und Videos gemacht – nur live gegangen bin ich nicht. Meine Beiträge gingen von Bildern, die zeigten, was ich anhabe, über Striptease bis zu pornografischen Inhalten. Ich habe für meine Fans auch Wunsch-Content erstellt. Mein Mann war dabei übrigens immer involviert, er war bei jedem meiner Erotik-Shootings dabei. Deshalb habe ich auch einige Absagen bekommen, aber das war mir egal.
Was wollten die Männer am liebsten sehen?
Am besten hat authentisches Material funktioniert, wie etwa Behind-the-Scenes-Material und Einblicke in mein Leben. Das ist heute nicht anders – und macht den Reiz der Plattform aus. Während in anderen sozialen Netzwerken Creators (Ersteller von Inhalten, Anm. d. Red.) oft unnahbar wirken, bietet „OnlyFans“die Möglichkeit, mit ihnen in Kontakt zu treten. Am meisten zahlen Menschen, wenn sie eine soziale Bindung aufbauen können.
Soziale Bindung – das klingt nach Beziehungsarbeit.
Das ist es auch. Natürlich gibt es Nutzer, die einfach erotische Inhalte kaufen wollen. Aber die meisten suchen Kontakt. Sie wünschen einen guten Morgen, einen guten Abend, erzählen, wie ihr Tag war oder dass sie gleich eine Radtour machen wollen. Es geht vielen Männern um eine persönliche Bindung. Ich hatte Tage, an denen ich nur mit ihnen geschrieben und mir angehört habe, wie ihre Arbeit war, dass sie Ärger mit ihrer Frau hatten oder sich den Tag über ganz alleine fühlten.
Hört sich nach einem Full-Time-Job an.
Es ist ein harter Job. Man muss regelmäßig Inhalte erstellen, zu verschiedensten Zeiten aktiv sein, mit den Männern schreiben und immer ein offenes Ohr haben. Als ich zusätzlich noch als Praxismanagerin gearbeitet habe, bin ich während meiner Schichten ab und zu kurz auf die Toilette gegangen und habe ein Selfie von mir in meinen Arbeitsklamotten gemacht – das fanden die Männer immer ganz toll. Sie wollen wirklich den Alltag begleiten.
Was gefiel Ihnen an der Arbeit?
Ich bin eine Frau, die es liebt, Männern den Kopf zu verdrehen. Flirten, jemanden in seinen Bann ziehen, den Mann so weit kriegen, dass er ein bisschen abhängig von
Die Bestätigung tut sehr gut. Man muss tatsächlich aufpassen, weil man einen richtigen Höhenflug bekommt.
einem wird, das vermisse ich heute manchmal. Die Bestätigung tut sehr gut – zu hören, man sei die Einzige für ihn, ob es nun stimmt oder nicht. Man muss tatsächlich aufpassen, weil man einen richtigen Höhenflug bekommt. Ab und zu muss man sich daran erinnern: Diese Männer wollen auch nur das eine.
Das klingt ja alles sehr rosig. Nacktbilder im Internet – trotz Bezahlschranke – sind jedoch nicht ohne. Welche Gefahren birgt die Plattform?
Es besteht die Gefahr, dass deine Bilder und Videos auf herkömmlichen Pornoseiten auftauchen. Da machen sich junge Mädchen oft etwas vor – die Bilder sind im Internet. Das muss einem bewusst sein. Man sollte daher genau überlegen, was man zeigen möchte. Ansonsten ist wichtig, sich nicht zu ve r b i e g e n und sich daran zu erinnern: Wir machen das, weil wir es wollen und nicht, weil wir gezwungen werden. Das ist ja das Schöne an der Plattform: Ich kann so viel zeigen und machen, wie ich will, muss mich dem Mann aber nicht hingeben oder mich anfassen lassen.
Wieso sind Sie ausgestiegen?
Irgendwann ist die Zeit für eine Frau abgelaufen – das habe ich zumindest für mich entschieden. Ich habe mit 42 Jahren bei „OnlyFans“angefangen, davor war ich lange genug Erotikmodel. Jetzt sind die jungen Frauen dran. Und ich unterstütze sie als Social-Media- und Talentmanagerin.
Die Abonnenten suchen Kontakt. Sie wünschen guten Morgen, erzählen, wie ihr Tag war oder dass sie eine Radtour planen.