Hamburger Morgenpost

Wird das überhaupt noch was mit dem Fernsehtur­m?

Wiedereröf­fnung des Bauwerks verschiebt sich immer weiter – und nun hat einer der Investoren auch noch mit einer Firmenplei­te zu kämpfen

- Von ERWIN HITZLER

Als er das letzte Mal geöffnet hatte, war Gerhard Schröder Bundeskanz­ler und das beliebtest­e soziale Medium war die Kneipe. Doch wer nach 2001 geboren ist, war noch nie oben: Mehr als zwei Jahrzehnte ist der Hamburger Fernsehtur­m schon dicht. Viele Pläne für eine Neueröffnu­ng wurden bereits verkündet – und wieder kassiert. Aktuell arbeiten Projektent­wickler von Home United gemeinsam mit der Messe Hamburg und OMR an der Wiederbele­bung des 276,5 Meter hohen Turmes. Eine Firma von HomeUnited-Investor Tomislav Karajica ist nun in die Insolvenz gerutscht. Hat das Auswirkung­en auf die Planungen?

Viele Hamburger warten sehnsüchti­g darauf, dass die Aussichtsp­lattform und das Restaurant des Heinrich-Hertz-Turms endlich wieder für Besucher zugänglich gemacht werden. Dieser wurde vor rund 23 Jahren geschlosse­n. Der Grund: Asbestbela­stung. Eine Sanierung ist aufwendig und kostet viel Geld. Der Turm steht unter Denkmalsch­utz, der Brandschut­z muss neu gedacht werden. Seither gibt es ein Hin und Her um den Turm. Wird er saniert? Von wem?

Ein Seitenspru­ng-Portal, ein dänischer Investor und diverse andere Unternehme­n haben sich um eine Übernahme des Bauwerkes bemüht. Vergeblich. Umso größer war in Hamburg die Freude, als im Jahr 2017 der Bund 18,5 Millionen Euro für die Sanierung bereitstel­lte. Die Stadt verdoppelt­e die Summe. Seither ist allerdings wenig passiert.

Im Mai 2020 dann endlich der Durchbruch: Die Deutsche Funkturm GmbH (DFMG) hat die drei Betreiber um Home United gefunden. Sie planen eine Aussichtsp­lattform und eine Eventfläch­e. Vor dem Fernsehtur­m soll in einem Eingangsge­bäude die

Firma „Käfer“das Catering übernehmen. „Der Star ist der Turm selber“, sagte OMR-Chef Philipp Westermeye­r damals: „Wir wollen allen die Chance geben, dort oben etwas zu machen.“Ende 2023 soll der Fernsehtur­m eröffnet haben, so das Ziel.

Es folgen die Inflation, der Krieg in der Ukraine und eine Krise in der Baubranche. Immer wieder kommt die Hoffnung auf, die Eröffnung 2023 könnte trotzdem funktionie­ren. 21 Jahre nach der Schließung, im August 2022, dann die Ernüchteru­ng. Die MOPO berichtet, dass hinter vorgehalte­ner Hand schon niemand mehr ernsthaft mit einer Eröffnung

2023 rechnet. Immerhin: Im vergangene­n Sommer wurde das Brandschut­zkonzept fertig entwickelt, ein wichtiger Schritt. Die DFMG, die für die Sanierung zuständig ist, bereitet den eigentlich­en Bauantrag allerdings noch vor.

Auf MOPOerklär­t ein Sprecher: „Die Wiedereröf­fnung des Hamburger Fernsehtur­ms ist ein Pionier-Projekt, das es in der Form in Deutschlan­d noch nie zuvor gegeben hat. Demnach gibt es keine Erfahrungs­werte für eine detaillier­te Zeitplanun­g.“Heißt übersetzt: Hamburg muss sich weiterhin gedulden. Ein Lichtblick: Alle Beteiligte­n versichern, dass die Insolvenz der Edeloptics GmbH, die dem Home-United-Investor Tomislav Karajica gehört, keine Auswirkung­en auf das Betreiben des Fernsehtur­ms hat.

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 ?? ?? Mit seinen 276,5 Metern eines der höchsten Bauwerke der Stadt: der Heinrich-Hertz-Turm, auch Telemichel genannt
Mit seinen 276,5 Metern eines der höchsten Bauwerke der Stadt: der Heinrich-Hertz-Turm, auch Telemichel genannt
 ?? ?? Im Mai 2020 stellen Philipp Westermeye­r (v.l.) von OMR, Bernd Aufderheid­e von der Hamburg Messe und Tomislav Karajica von Home United ihre Fernsehtur­m-Pläne vor.
Im Mai 2020 stellen Philipp Westermeye­r (v.l.) von OMR, Bernd Aufderheid­e von der Hamburg Messe und Tomislav Karajica von Home United ihre Fernsehtur­m-Pläne vor.

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