Hamburger Morgenpost

Amins kleines Schmuckkäs­tchen

Mit Schnacks und Snacks: Kiosk-Charaktere im Porträt

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Sein Lachen ist ansteckend, seine Stimme angenehm und man könnte ihm ewig zuhören, wenn er ins Erzählen kommt – die Rede ist von Amin Qasemzada, meinem heutigen Seriengast. Seit 2002 betreiben seine Frau Lina und er den „Neugrabene­r Kiosk“in Neugraben.

Ein Schaufenst­er, hinter dem sich die bekannten bunten Tüten mit Süßigkeite­n für einen Euro stapeln, eine Tür mit Verkaufsfe­nster. Darüber, zum Schutz vor schlechtem Wetter, eine Markise. Alles zusammen misst gerade mal knapp drei Meter in der Breite. So präsentier­t sich das kleine „Schmuckkäs­tchen“

in der Neugrabene­r Bahnhofstr­aße 35. Auf 25 Quadratmet­ern bieten Amin und Lina ihren Kunden Zeitungen, eine formidable Auswahl an Weinen und Spirituose­n, Rauchwaren, Knabberkra­m, Coffee to go, Süßigkeite­n, einen Hermes-Paket-Shop, Brötchen sowie gekühlte Getränke und Eis an.

„Vor Corona war es ein Kiosk mit Verkaufstr­esen, zu unserem Schutz und dem der Kunden haben wir dann umgebaut und verkauften nur noch durch das Schiebefen­ster. Da es sich so eingespiel­t hat, haben wir dieses System beibehalte­n“, meint Amin. „Es gibt uns Sicherheit

und es wird weniger geklaut!“

Mardjan, die älteste von drei Töchtern, arbeitet heute mit. „Wir haben bis zu 90 Prozent Stammkunde­n“, erzählt die 19-Jährige, die Sozialökon­omie studiert. „Am Sonntag arbeite ich meistens im Kiosk mit, aber manchmal helfe ich, so wie heute, auch mal in der Woche aus. Ich weiß inzwischen genauso wie meini Vater schonh vorher, h was die Kunden möchten, und das Schöne dabei ist, dass alle sehr freundlich sind.“

1993 ist Amin aus Afghanista­n nach Hannover gekommen, aber die Stadt war nicht so sein Ding. Eigentlich wollte er schon weg aus Deutschlan­d, bis er Hamburg entdeckte. „Ich liebe Hamburg! Hamburg hat mich gerettet und ich bin jetzt glücklich in Deutschlan­d“, erzählt er begeistert.

„Neugrabenb iist meinei Heimat i geworden und die Neugrabene­r sind meine Familie.“Das merkte das Ehepaar bei der Geburt seiner Kinder. „Sie können es sich gar nicht vorstellen, was da los war, wir bekamen viele, viele Glückwunsc­hkarten, Blumensträ­uße und funkelnage­lneue Babybeklei­dung von unseren Kunden geschenkt, das hat uns sehr glücklich gemacht“, erinnert Amin sich an diese Zeit und sieht sehr zufrieden aus.

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