Zügellose Lust an der Zerstörung
Preisgekrönt: „Hedda Gabler“schlägt bald im Lichtwark-Theater im Körberhaus zu
An menschlichen Abgründen mangelt es „Hedda Gabler“nicht. Das macht Ibsens Bühnenklassiker zum hochspannenden Abbild auch unserer Gesellschaft, wie die einfühlsame Inszenierung zeigt, die Film- und Fernsehregisseur Kai Wessel an den Kammerspielen herausbrachte. Dass die Zuschauerinnen und Zuschauer beinahe atemlos der Handlung des Gesellschaftsdramas folgen, liegt zum einen am achtsamen Umgang mit dem Text und zum anderen am fabelhaft besetzten Ensemble, das Gespür für zwischenmenschliche Feinheiten beweist.
TV-Star Teresa Weißbach – für ihre schauspielerische Leistung mit dem „Theaterpreis – Rolf Mares 2023“ausgezeichnet – macht als Hedda von Anfang an klar: Ihre Heirat mit dem langweiligen Wissenschaftler Jörgen Tesman (Ron Helbig) war nichts als ein fataler Irrtum.
Die verwöhnte Generalstochter will keinen Platz in der spießigen Welt ihres Mannes. Sie sehnt sich nach einem bedeutenden Leben, nach Größe und Schönheit noch im Sterben. Eindringlich zeigt Teresa Weißbach, wie sich Heddas Langeweile und müder Ekel allmählich in zügellose Lust an der Zerstörung wandeln. Eiskalt genießt sie – aus mangelndem Mut, endlich aus dem verhassten Familienleben auszubrechen – ihre Macht, ein Menschenleben aufs Spiel zu setzen und ExLover Eilert Lövborg („Großstadtrevier“Star Patrick Abozen) zugrunde zu richten. Herausragend im spannungsreichen Beziehungsgeflecht: Charakterdarsteller Markus Boysen – als aalglatter Richter Brack ist er mehr an einer Affäre als an einer echten Begegnung mit Hedda Gabler interessiert. Feinste Schauspielkunst!