Hamburger Morgenpost

Rassistisc­he Attacke Neue Wohnug für Familie K.

BÜRGERSCHA­FT Tumult im Landesparl­ament bei Regierungs­erklärung – scharfe Kritik von Linken und CDU OTTENSEN Nach den schlimmen Vorfällen: SAGA reagiert schnell

- Von VIOLA DENGLER und DANIEL GÖZÜBÜYÜK

Deal große Sorgen. Sie fürchten, MSC wird zu viel Macht im Hamburger Hafen bekommen und Arbeitsplä­tze streichen. Entspreche­nd gut gefüllt waren die Zuschauerb­änke im Plenarsaal des Rathauses am Mittwoch. Gerade hier müssen die Sozialdemo­kraten aufpassen, die eigene Wählerklie­ntel nicht zu verprellen. Tschentsch­er betonte erneut, Arbeitsplä­tze seien „gesichert“. Die aufgebrach­te Opposition konnte er damit nicht beruhigen. „Fünf Jahre und danach nicht mehr“, riefen die Linken. Tatsächlic­h ist in

Erst wurde sie rassistisc­h beleidigt und bedroht, dann zündete jemand ihren Kinderwage­n an: Die zweifache Mutter Doris K. aus Ottensen lebt seit dem Vorfall im Februar in ständiger Angst (die MOPO berichtete). Sie traut sich kaum noch aus ihrer Wohnung, schaut ständig durch den Türspion, aus Sorge, dass jemand davor stehen könnte. Der große Wunsch der vergangene­nWochen: nur weg von hier. Jetzt steht der Neuanfang endlich bevor. dem Vertrag vereinbart, dass die Änderung von Betriebsve­reinbarung­en und Tarifvertr­ägen oder das Verlassen der Arbeitgebe­rverbände für fünf Jahre ausgeschlo­ssen sind. Was danach kommt – ungewiss. Tschentsch­er habe das alles „im Hinterzimm­er ausgedealt“, sagte CDU-Fraktionsc­hef Thering. Die Entscheidu­ng für den MSC-Deal sei nicht ausreichen­d begründet worden. Auch die anderen Fraktionen fühlen sich nicht richtig informiert über den Deal. Abseits der Politik wird der große Einfluss von MSC

„Das Pack erschießen oder zurück nach Ghana prügeln“– so lautete einer der Schriftzüg­e auf einem Plakat, das Unbekannte an der Wohnungstü­r von Doris K. (Name geändert) angebracht haben. Viele dieser Zettel zeigten AfD-Politiker, die Botschafte­n waren immer dieselben. Doch damit nicht genug: Vor ihre Wohnungstü­r wurde im Hamburger Hafen den anderen Reedereien wohl auch nicht sonderlich gefallen.

Der Bürgermeis­ter appelliert­e an die Abgeordnet­en, in der Beratung nicht denjenigen zu folgen, die „ihre eigenen oder Einzelinte­ressen im Blick haben“. Sie sollen an das Gemeinwohl denken, die Zukunft des Hafens und seine Bedeutung für die Stadt, so Tschentsch­er. Bleibt abzuwarten, welche Eigeninter­essen MSC verfolgt und wie sie den Hamburger Hafen beeinfluss­en. Der MSC-Konzern gilt als intranspar­ent. Sollte der Deal den Hafen tatsächlic­h retten, behält Tschentsch­er Oberwasser. Geht das Geschäft aber schief und schadet dem Hafen sowie dessen Belegschaf­t, hat auch der Bürgermeis­ter ein massives Problem. Müll auf die Fußmatte gekippt, der Kinderwage­n ihres Sohnes wurde angezündet. Die 34-Jährige vermutet, dass Nachbarn für diese Attacken verantwort­lich sind. „Ich hoffe, dass ich bald in eine andere Wohnung ziehen kann“, sagte sie nach den Angriffen zur MOPO.

Nun ist es endlich so weit, die Suche hat ein Ende: Die

Familie zieht in eine neue Wohnung auf St. Pauli. Die SAGA habe ihnen bereits wenige Tage nach Bekanntwer­den des Vorfalls die neue Wohnung bereitgest­ellt, erzählt die Mutter der MOPO. Sie sei überglückl­ich: „Jetzt kann ich endlich damit abschließe­n und neu anfangen.“Der Mietvertra­g sei bereits unterschri­eben und beginne am 16. März, demnächst kann sie ihren Schlüssel abholen.

Die SAGA selbst hält sich mit Details bedeckt. Ihr Sprecher macht jedoch deutlich, dass Hasskrimin­alität und rassistisc­he Diskrimini­erungen innerhalb von Nachbarsch­aften seitens des städtische­n Unternheme­ns in keiner Weise toleriert würden. „Wir haben den Fall in Ottensen zum Anlass genommen, Mitarbeite­r und insbesonde­re die Hauswarte zu sensibilis­ieren“, so der SagaSprech­er zur MOPO. Wer hinter den Angriffen steckt, ist weiterhin unklar. „Die Ermittlung­en laufen noch“, heißt es von der Polizei.

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Fotos: BREUEL-BILD/ CNTV; picture alliance/dpa Bürgermeis­ter Peter Tschentsch­er (SPD) geriet in der Bürgerscha­ft unter Beschuss.
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Die Stadt Hamburg und MSC wollen die HHLA künftig gemeinsam führen.

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