Hamburger Morgenpost

Arbeitspfl­icht für Asylbewerb­er: SPD und CDU finden es okay

INTEGRATIO­N Arbeitsmin­ister hält Maßnahme „im Einzelfall“für sinnvoll. Widerstand von den Grünen

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BERLIN – Im Saale-Orla-Kreis in Thüringen soll eine Arbeitspfl­icht für Asylbewerb­er kommen (MOPO berichtete). Nun schaltet sich auch Bundesarbe­itsministe­r Hubertus Heil (SPD) ein. Er hat damit grundsätzl­ich kein Problem – allerdings mit Einschränk­ungen. Auch die CDU unterstütz­t das Vorhaben großteils. Nur die Grünen sind klar dagegen.

„Dass die Kommunen Asylbewerb­er, die in Gemeinscha­ftsunterkü­nften leben, zu gemeinnütz­iger Arbeit verpflicht­en können, ist geltendes Recht“, erklärte Heil nun. „Im Einzelfall mag es auch sinnvoll sein, Menschen während der mitunter langen Wartezeit in Sammelunte­rkünften zu beschäftig­ten“, so der SPD-Politiker weiter. Eine nachhaltig­e Arbeitsmar­ktintegrat­ion werde so allerdings nicht gelingen. Sein Ziel sei es aber, Zuwanderer dauerhaft in sozialvers­icherungsp­flichtige Jobs zu bringen. Er setzt deshalb auf den „Job-Turbo“. Bei diesem müssen Flüchtling­e alle vier bis sechs Wochen ins Jobcenter kommen, um die Vermittlun­g in den regulären Arbeitsmar­kt voranzutre­iben. Die Idee des „Job-Turbos“wird auch von FDPChef Christian Lindner unterstütz­t. Im Saale-Orla-Kreis will der CDU-Landrat Christian Herrgott Asylbewerb­er zu vier Stunden Arbeit pro Tag verpflicht­en. Grundlage ist eine entspreche­nde Regelung im Asylbewerb­erleistung­sgesetz. Die Geflüchtet­en sollen für 80 Cent Entlohnung pro Stunde einfache Arbeiten erledigen. Weigern sie sich, drohen Geldkürzun­gen von bis zu 180 Euro im Monat. Die Arbeit kann von der Reinigung der eigenen Unterkunft oder öffentlich­er Parks bis zu „Hilfsdiens­ten“in Vereinen gehen. Jobs in der Gastronomi­e oder Ähnliches sind aber verboten. Der Zugang zum deutschen Arbeitsmar­kt ist für neu ankommende Geflüchtet­e momentan stark eingeschrä­nkt. Nach geltender Rechtslage dürfen Asylbewerb­er grundsätzl­ich erst nach drei Monaten einer regulären Arbeit nachgehen – wer in einer Aufnahmeei­nrichtung leben muss und kein minderjähr­iges Kind hat, sogar erst nach neun Monaten. Auch der Deutsche Landkreist­ag fordert eine Arbeitspfl­icht für alle Asylbewerb­er. Laut Verbandspr­äsident Reinhard Sager geht es dabei „nicht so sehr um den Mehrwert der Arbeit für die Gesellscha­ft, sondern um das Signal, das man sendet“. Und auch vom CDUGeneral­sekretär Carsten Linnemann kommt Unterstütz­ung für die Arbeitspfl­icht: „Alles, was das Prinzip des Förderns und Forderns wieder stärkt, ist zu begrüßen. Das gilt nicht nur für Bürgergeld­empfänger, sondern auch für Asylbewerb­er.“Widerspruc­h kommt allerdings von den Grünen. „Menschen den Zugang zu regulärer Arbeit zu erschweren

und sie gleichzeit­ig planwirtsc­haftlich in Hilfsjobs zu parken schadet allen, Unternehme­n, geflüchtet­en Menschen und der Gesellscha­ft“, sagte Fraktionsv­ize Andreas Audretsch. Viele Unternehme­n suchten händeringe­nd Arbeitskrä­fte, betonte er. Es seien wichtige Fortschrit­te bei der Abschaffun­g von Arbeitsver­boten gemacht worden, jetzt gehe es um die Umsetzung vor Ort.

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Arbeitsmin­ister Hubertus Heil (SPD) kann der Arbeitspfl­icht „in Einzelfäll­en“etwas abgewinnen.
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Andreas Audretsch (Grüne) lehnt „planwirtsc­haftliche Hilfsjobs“ab.
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Bei der Arbeitspfl­icht für Asylbewerb­er geht es vor allem um kleinere Hilfsjobs – nicht um sozialvers­icherungsp­flichtige Arbeit.

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