Hamburger Morgenpost

Tote nach Streit um Hilfsgüter

GAZA Chaos und Schüsse rund um Hilfskonvo­i. Es droht eine humanitäre Katastroph­e

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GAZA – Bei Chaos und Schüssen rund um einen Hilfskonvo­i im Gazastreif­en sind gestern Morgen Dutzende Menschen ums Leben gekommen. Die von der Hamas kontrollie­rte Gesundheit­sbehörde warf Israels Armee vor, eine Menge in der Stadt Gaza angegriffe­n zu haben, die auf die Hilfsgüter gewartet habe. Dabei sollen 104 Menschen getötet und 760 verletzt worden sein.

Die Angaben ließen sich zunächst nicht unabhängig überprüfen. Die israelisch­e Armee teilte mit, zahlreiche Anwohner hätten sich um einfahrend­e Lastwagen mit Hilfsgüter­n gedrängt, um diese zu plündern. Dutzende wurden demnach dabei etwa durch Rempeleien und Getrampel getötet und verletzt. Den Angaben zufolge wurden zudem auch Menschen von den Lastwagen überfahren. Auch diese Angaben ließen sich zunächst nicht unabhängig verifizier­en. Mehrere israelisch­e Medien meldeten unter Berufung auf Armeekreis­e, ein Teil der Menge habe sich schließlic­h aus nicht genannter Ursache den Soldaten genähert, die die Einfuhr der Lkw koordinier­ten, und diese damit gefährdet. Demnach eröffnete das Militär deshalb das Feuer auf die Gruppe. Mehrere Medien meldeten unter Berufung auf die Armee zudem, dass bewaffnete Palästinen­ser auf einige der Lastwagen geschossen hätten. Zuletzt hatte es Berichte über bewaffnete Milizen gegeben, die nicht der Hamas angehören und um Hilfsgüter kämpfen. Die „Times of Israel“berichte, rund 30 Lastwagen seien am frühen Morgen an der Küste in der Stadt Gaza angekommen. Tausende Palästinen­ser rannten demnach auf die Transporte­r zu. Die Armee veröffentl­ichte ein Video, das den Ansturm zeigen soll.

Die Hamas sprach von einem „abscheulic­hen Massaker“Israels, an dem auch die US-Regierung mit schuld sei. Die Terrororga­nisation rief Menschen weltweit auf, demonstrie­ren zu gehen. Dabei hatten zumindest die USA kurz zuvor öffentlich erwogen, den Gazastreif­en mit Hilfsliefe­rungen aus der Luft zu unterstütz­en. Auch Israel selbst soll laut

„Jerusalem Post“zuletzt Hilfsgüter abgeworfen haben.

Am Mittwoch hatten sich bereits dramatisch­e Szenen um Hilfsgüter abgespielt, die im Süden des Gazastreif­ens am Strand aus der Luft abgeworfen worden waren. Videos zeigten, wie Menschen ins Meer stürmten.

Bei vielen überwog Erleichter­ung, es gab aber auch heftige Szenen. Einige Männer wurden gezeigt, die mit Peitschenh­ieben Säcke mit Lebensmitt­eln und Wasser verteidigt­en. Die humanitäre Lage im Gazastreif­en ist laut Hilfsorgan­isationen katastroph­al.

Die Menge der Hilfsliefe­rungen hat sich UN-Angaben zufolge im Februar im Vergleich zum Vormonat halbiert. Vertreter der Vereinten Nationen warnen vor einem Hungertod Tausender Zivilisten.

Die palästinen­sische Gesundheit­sbehörde sprach von mittlerwei­le 30.000 Toten. Sie steht unter Kontrolle der Hamas, hat in früheren Konflikten aber immer Zahlen genannt, die später internatio­nal bestätigt wurden.

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Mehr als eine Million geflüchtet­e Palästinen­ser hausen in Zelten.
Wire Press ZUMA Imagesvia APA Taleb/ Bashar alliance/ picture Foto: Dutzende Zivilisten sind gestern ums Leben gekommen (l.). Die Menschen benötigen dringend Lebensmitt­el. Mehr als eine Million geflüchtet­e Palästinen­ser hausen in Zelten.
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Auch am Strand kam es zuvor zu dramatisch­en Szenen, als Hilfsgüter abgeworfen wurden.

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