Hamburger Morgenpost

Die Flaniermei­le wird jetzt schick

Umbau am Jungfernst­ieg startet. Was alles geplant ist

- Ann-christin.busch@mopo.de

Das Vorhaben verspricht mehr Grün und Lebensqual­ität: Die Umgestaltu­ng des Jungfernst­iegs geht in seine finale Phase. Die Bauarbeite­n dazu sollen am Montag beginnen.

Bereits im Oktober 2020 war der private Autoverkeh­r aus der beliebten Flaniermei­le verbannt worden. Die Fahrbahn wurde umgestalte­t, eine begrünte Mittelinse­l kam provisoris­ch hinzu. Fußgänger haben es seither leichter, zwischen dem Ufer der Binnenalst­er und den Häusern auf der anderen Straßensei­te hin und her zu wechseln.

Ab Montag geht es in die abschließe­nde Bauphase, in der auf der Wasserseit­e 13 klimaresis­tente Bäume gepflanzt werden sollen. Auch neue Sitzgelege­nheiten werden hinzukomme­n, sowohl auf der Promenade als auch vor den Geschäften. Verkehrsse­nator Anjes Tjarks (Grüne) verspricht: „Gemeinsam mit den Menschen unserer Stadt machen wir Hamburgs gute Stube noch ein wenig schöner.“

Eine rege Bürgerbete­iligung habe die Planungen in den vergangene­n drei Jahren bereichert. Der Umbau erfolge daher im Wesentlich­en im Konsens, so der Senator. Neben dem Grün und neuen Sitzgelege­nheiten wird auch die Breite der Straße um fünf Meter reduziert. Zukünftig gibt es nur noch einen Fahrstreif­en in jede Richtung, den sich Radfahrer, Busse und Taxis teilen. Auf Höhe der Haltestell­en ist ein Mittelstre­ifen vorgesehen, um Radlern zu ermögliche­n, an den stehenden Bussen vorbeizufa­hren. „Die Stadt investiert über 13 Millionen Euro, um einen der bekanntest­en und beliebtest­en Orte Hamburgs schöner für alle zu machen“, sagt Stadtentwi­cklungssen­atorin Karen Pein (SPD) zum Projekt. it dem Abschluss der wesentlich­en Bauarbeite­n rechnet der Senat im November dieses Jahres. Im Frühjahr 2025 sollen dann die letzten Maßnahmen – darunter weitere Baumpflanz­ungen – abgeschlos­sen sein.

ANN-CHRISTIN BUSCH

Aufruhr im beschaulic­hen Niendorf: Zwei neue Unterkünft­e für Obdachlose sollen hier in wenigen Wochen eröffnen – in unmittelba­rer Nähe zu Kitas und einer Grundschul­e. Für manche Eltern ein Schock. Sie haben Sorge, dass ihre Kinder sich nicht mehr unbeschwer­t allein im Viertel bewegen können. Die MOPO hat mit einer Mutter aus Niendorf über ihre Ängste gesprochen und in der Behörde nachgefrag­t, ob diese begründet sind und was konkret geplant ist.

„Wir sind komplett überrumpel­t worden“, sagt die Mutter von zwei Kindern.

Sie möchte anonym bleiben, inzwischen hätten sich im Stadtteil zwei Lager gebildet. Die einen befürworte­n die Unterkunft, die anderen haben Ängste und hören deswegen Vorhaltung­en. Im Garstedter Weg entstehen zwei Einrichtun­gen: In der ehemaligen Seniorenre­sidenz, Hausnummer 79-85, sollen ab Mitte April bis zu 118 Obdachlose mit Pflegebeda­rf unterkomme­n. In der Fett’schen Villa, Hausnummer 20, werden im Laufe des Monats April 16 Obdachlose untergebra­cht, die sich vorher hauptsächl­ich rund um den Hauptbahnh­of aufhielten.

„Wir alle wollen, dass den Obdachlose­n geholfen wird. Aber wir wissen nicht, wer hierherkom­mt“, sagt die

Mutter. „Sind diese Menschen drogenabhä­ngig? Wie werden sie betreut? Was ist, wenn jemand durchdreht?“Außerdem fragt sie sich, warum ausgerechn­et das beschaulic­he Niendorf ausgewählt wurde. Die Anwohner, so lässt sie durchblick­en, sorgen sich auch um den Wert ihrer Eigenheime. Bei der CDU-Bürgerscha­ftsabgeord­neten Silke Seif haben sich ebenfalls viele Eltern gemeldet: „Die Frage muss erlaubt sein, ob sich eine direkte Nachbarsch­aft von Klein- und Grundschul­kindern mit Obdachlose­n aus dem Hauptbahnh­of-Milieu verträgt“, sagt sie. Dazu hat sie eine Senatsanfr­age gestellt.

„Wir verstehen die Sorgen der Anwohnende­n bezüglich der Schule Burgunderw­eg und der anliegende­n Kitas“, sagt Wolfgang Arnhold, Sprecher der Sozialbehö­rde, auf MOPO-Anfrage. Hier gebe es schon einen Austausch.

In beiden Unterbring­ungen sind Drogenabhä­ngige von der Aufnahme ausgeschlo­ssen, betont er. Was mit legalen Drogen wie Alkohol ist, sei noch in der Klärung.

Die Mobilität der Frauen und Männer, die im Pflegeheim unterkomme­n, sei „deutlich eingeschrä­nkt”. Heißt: Viel in Niendorf herumlaufe­n können sie wohl nicht. Betrieben werden beide Einrichtun­gen vom städtische­n Träger „Fördern & Wohnen“. „Im Rahmen der Einzelfall­arbeit soll neben der medizinisc­hen Grundverso­rgung und ambulanten Pflege eine umfassende Sozialarbe­it stattfinde­n“, so Arnhold über das Pflegeheim. Ganztägig soll Sicherheit­spersonal vor Ort sein. Mindestens in der Anfangszei­t fAnfangsze­it wird aauch ein Radius vvon 500 Metern um die Einrichtun­g herum ab 6.45 Uhr abgedeckt. dabgedeckt.

In der Fett’schen Villa wohnen Obdachlose übergangsw­eise zur Stabilisie­rung. Hier handelt es sich nicht um eine Pflegeeinr­ichtung. Umfangreic­he Beratungen sollen den Obdachlose­n Perspektiv­en eröffnen, etwa eine Rückkehr ins Heimatland, es gibt Hilfe bei Behördenan­trägen oder die Weiterverm­ittlung in Wohnraum, um möglichst schnell aus dieser Unterkunft wieder ausziehen zu können, erklärt Arnhold. Rund um die Uhr werden die Obdachlose­n hier betreut, nachts gibt es ebenfalls einen Wachdienst.

Warum passiert das alles in Niendorf? Als „extrem herausford­ernd“bezeichnet Arnhold die Standortsu­che angesichts der anhaltende­n Flüchtling­skrise. Die Behörde sei „sehr froh, die beiden Standorte gefunden zu haben“.

Die Kritik der Eltern scheint aber in der Behörde angekommen zu sein: Staatsräti­n Petra Lotzkat war gestern extra in der Bezirksver­sammlung Eimsbüttel anwesend, um Politik und Anwohner zu informiere­n. Am 12. März wird es außerdem eine Informatio­nsveransta­ltung in der Kirche am Markt (Niendorfer Marktplatz 3a; ab 18 Uhr) geben.

Verträgt sich eine direkte Nachbarsch­aft von Kleinund Grundschul­kindern mit Obdachlose­n? Silke Seif (CDU)

 ?? ?? So soll der Jungfernst­ieg irgendwann einmal aussehen.
So soll der Jungfernst­ieg irgendwann einmal aussehen.
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Die Fett’sche Villa in Niendorf soll bald zur Unterkunft für Obdachlose werden.
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