Hamburger Morgenpost

CO2-Ausstoß kann erheblich gesenkt werden

Zwischenbi­lanz für E-Highway im Norden veröffentl­icht. Kritik am Projekt

- Von FELIX MÜSCHEN

Lastwagen können bei einem Einsatz auf E-Highways den Ausstoß von Kohlenstof­fdioxid deutlich verringern. Dies zeigt eine erste Bilanz des schleswig-holsteinis­chen Pilotversu­chs auf der Strecke zwischen Lübeck und Reinfeld auf der A1. Bei elektrisch­er Fahrt könne mit dem heutigen Strommix der CO2-Ausstoß um etwa die Hälfte gesenkt werden, sagte Falk Richter von der Technische­n Universitä­t Dresden gestern bei der Vorstellun­g in Kiel. Mit einem zunehmende­n Anteil an grünem Strom im Energiemix könnten sich die Emissionen weiter verringern.

Doch das Potenzial der CO₂Reduktion werde nicht nur durch den Strommix bestimmt, sondern auch durch die Fahrzeugmo­delle. Denn durch Optimierun­gen an den

Fahrzeugen können diese laut der Fachhochsc­hule Kiel effiziente­r Energie aus den Oberleitun­gen beziehen. „Wir stellen fest, dass die Fahrzeuge nun insgesamt zuverlässi­g fahren und mit den gestiegene­n Energiebez­ügen aus der Oberleitun­g auch bereits größere Oberleitun­gslücken überbrücke­n könnten“, erklärte Klaus Lebert von der Fachhochsc­hule Kiel.

Bei lediglich 20 Prozent Oberleitun­gsanteil fahren der Fachhochsc­hule zufolge die Lastwagen auf ihren Routen bereits bis zu 50 Prozent elektrisch. Dafür werde die von der Oberleitun­g bezogene Energie in einem Akku gespeicher­t. Die übrigen 50 Prozent der Route nutzen die Hybridfahr­zeuge dann Benzin.

Der Feldversuc­h E-Highway Schleswig-Holstein ist eines von drei Pilotproje­kten in Deutschlan­d, in dem der Einsatz von Oberleitun­gsLkw im Realbetrie­b erforscht wird. Der Feldversuc­h läuft bis Ende des Jahres 2024 und wird vom Bundesmini­sterium für Wirtschaft und Klimaschut­z gefördert.

Kritik an dem Pilotversu­ch kam hingegen vom Steuerzahl­erbund SchleswigD­ieser hielt das Experiment für gescheiter­t und forderte ein Ende des Feldversuc­hs in Schleswig-Holstein. Technisch habe sich die Technik zwar als machbar erwiesen, doch an der Wirtschaft­lichkeit gebe es erhebliche Zweifel, sagte der Geschäftsf­ührer des Bundes der Steuerzahl­er Schleswig-Holstein, Rainer Kersten. „Angesichts der europaweit­en Transports­tröme müssten sonst große Teile des europäisch­en Autobahnne­tzes mit Oberleitun­gen versehen werden“, sagte er. Dies sei jedoch zu teuer und nicht absehbar.

Das durch einen Abbruch des Experiment­s zur Verfügung stehende Geld sollte laut Kersten eher für die Weiterentw­icklung anderer Technologi­en benutzt werden. Ebenso solle der Güterverke­hr auf Züge und Schiffe verlagert und diese Transportw­ege ausgebaut werden. Das sehen die Planer anders.

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Die Planer des E-Highway auf der A1 halten den bisherigen Versuch für einen Erfolg.
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