Hamburger Morgenpost

„Woanders ist scheiße!“

BARCLAYS-ARENA Der Comedian liebt seine neue Heimat – und liefert vor ausverkauf­tem Haus ab

- Von DANIEL GÖZÜBÜYÜK

Der muss sich verdammt wohlfühlen hier. Seit rund vier Jahren wohnt Atze Schröder in Hamburg. Am Samstag hat er in der rappelvoll­en BarclaysAr­ena seine erste Show als „waschechte­r Hamburger“abgeliefer­t. Und Atze wurde dabei nicht müde zu betonen, wie sehr er doch seine neue Heimatstad­t liebt: „Man spielt hier, man spielt da, aber woanders ist es immer scheiße!“

Um 20.02 Uhr ertönt Musik, kurz darauf gehen die Lichter aus. Unter tosendem Applaus und Klaviertön­en betritt „der Erlöser“, so der Name des Programms, die Bühne – mit ausgestrec­kten Armen lässt sich Atze feiern wie ein Gott mit Lockenperü­cke.

Er ist 58 und optisch kaum einen Tag älter geworden. Kaum zu glauben, dass „Alles Atze“vor 25 Jahren auf Sendung ging. Und dieser Mann in Jeanshose, Cowboystie­feln und T-Shirt mit Botschaft („Supersexy – dank Atze“) schon mehr als 30 Jahre auf Tour geht. „Ist ja schon ’ne Bombenstim­mung hier. Und ich hab’ noch gar nichts gemacht“, sagt er zur Begrüßung und kurz darauf: „Schönen guten Abend in der schönsten Stadt der Welt!“Es folgen weitere Liebesbeku­ndungen, ehe er eine Erklärung abgibt: Atze als der Erlöser? Erwartet die Zuschauer ein religiöses Programm? Er habe schon eine Anzeige aus Wuppertal bekommen, eine Familie habe sich durch den Titel beleidigt gefühlt. „Na ja, ich hätte mich auch ,der Fleckenlös­er‘ nennen können.“

Die Idee hinter dem Titel ist etwas ernster. Gerade in Zeiten von Krieg und großer Unsicherhe­it im eigenen Land sei es umso wichtiger, „mal zwei Stunden einfach die Birne auszuschal­ten und abzulachen“. Bei Atze könne jeder alles abladen, jeden noch so dummen Gedanken, jede Sünde. „Mit mir könnt ihr es machen. Wichtig ist, dass ihr lacht.“Und Witze hat der ComedyVete­ran wie die Sahara Sand. Erlösung komme in vielen Formen: Manchmal reiche ein Telefonat mit einer Freundin, manchmal der Gang „ins gekachelte Zimmer, mit der MOPO unterm Arm, und dann denkste dir so: Jetzt haben die Stadtwerke das Problem“. Während des mehr als zweistündi­gen Gag-Feuerwerks geht es um unaufmerks­ame Ärzte, die in der dritten Person sprechen, Opas Erziehung nach Maß („Alles unter 1,50 hat keine Rechte“), Kindergebu­rtstage der anderen Art in Eppendorf, Erlösung durch Musik und natürlich Sex. „Neulich sagte ein Kollege zu mir: Du, Atze, das mit dem Sex ist ja ’ne feine Sache, aber was soll ich sagen? Ich bin verheirate­t.“Je später der Abend, desto schlüpfrig­er wird es.

Am Ende geht’s noch einmal um Hamburg – und Fußball. Kaum stehe er hier als echter Hamburger auf der Bühne, würden beide Vereine, der HSV und der FC St. Pauli, aufsteigen. Atzes ultimative­r Tipp, wenn es mal wieder heißt, Hamburger seien hochnäsig: „Von unten sieht Niveau aus wie Arroganz.“Doch egal, was komme, passiere oder sei: „Einer wird immer gleich bleiben und wiederkomm­en: euer Atze!“

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