Hamburger Morgenpost

Kein Smith — keine Panik? ST. PAULI-KURZPÄSSE

AUSFALL Schwede fehlt wohl bis Ende März. Parallelen zu 2022, trotzdem hinken Vergleiche

- VON ST. PAULI BERICHTET STEFAN KRAUSE stefan.krause@mopo.de

Der unerschütt­erliche Glaube an das Gute ist den Menschen, die es mit dem FC St. Pauli halten, per se nicht in die Wiege gelegt. Man leidet gern und viel, Zweifel sind omnipräsen­t. Und so ist es nur logisch, dass man sich nach dem 1:3 auf Schalke zu Vergleiche­n veranlasst sieht zur Saison 2021/22, als der Kiezklub lange durch die Liga marschiert­e, um im Lauf der Rückrunde noch alles herzuschen­ken. Aber ist das wirklich angebracht?

Am 24. Spieltag vor zwei Jahren hatte Braun-Weiß mit einem 3:1 in Ingolstadt Rang drei manifestie­rt, stand bei 44 Zählern. Es waren allerdings erst die Punkte sechs, sieben und acht in einer Rückrunde (aktuell sind es bereits 15), in der es zuvor erst einen Dreier gegeben hatte. Eine Parallele zum jetzigen Zeitraum lässt sich dennoch finden.

Denn die Konkurrenz hatte seinerzeit das St. PauliSyste­m, das für eine furiose erste Saisonhälf­te gesorgt hatte, ausgelesen. Die Gegner hatten Mittel und Wege gefunden, das 4-4-2 mit Raute und prägenden Figuren wie Daniel-Kofi Kyereh und Guido

Burgstalle­r in Schach zu halten. Auch dieser Tage hat man sich andernorts schlau gemacht, wie man des Kiezklubs Spielaufba­u ausbremsen und/oder blockieren kann. Düsseldorf (im Pokal), Magdeburg, Kiel und zuletzt eben Schalke haben Blaupausen mit unterschie­dlichen Ansätzen geliefert.

Und einen Punkt gibt es noch, der einem Déjà-vu gleichkomm­t. 2022 verletzte sich Eric Smith am 27. Spieltag gegen Heidenheim, die Folge: Von den folgenden sechs Partien ohne den Schweden gewann

St. Pauli keine einzige. Soweit ist es aktuell aber noch nicht einmal im Ansatz.

Ja, man hat auf Schalke enttäuscht und verloren. Aber eben erst zum zweiten

Mal in dieser Saison. Und auch wenn der SmithAusfa­ll eine Zäsur darstellt, muss das beileibe nicht heißen, dass das Fehlen eines Spielers gleich das gesamte Kartenhaus zum Einsturz bringen wird. St. Pauli ist auch beim 2:2 in Paderborn und beim 2:0 in Elversberg ohne seinen Fixpunkt gut klargekomm­en, der – wenn alles gut läuft – schon nach der Länderspie­lpause sein Comeback feiern könnte. Die durchaus vorhandene­n Befürchtun­gen, Smiths Verletzung wäre sehr gravierend­er Natur, bestätigte­n sich glückliche­rweise nicht. Zudem ist es Fabian Hürzeler absolut zuzutrauen, die taktische Herangehen­sweise in den entscheide­nden Nuancen zu variieren. Und dann gibt es da noch einen gewaltigen Unterschie­d, der selbst notorische­n Schwarzmal­er:innen Hoffnung geben sollte. Mit der Niederlage am Freitag hatte St. Pauli die Verfolger herzlich eingeladen, doch wieder etwas kuschelige­r zusammenzu­rücken – und kein einziger ist diesem Aufruf gefolgt. Vielmehr ist durch die Resultate des HSV, von Fürth, Hannover, Paderborn und Düsseldorf der Vorsprung auf Relegation­splatz drei (sieben Zähler) bzw. den ersten Nichtaufst­iegsplatz (satte zehn Zähler) konstant geblieben – bei einem Spieltag weniger, der noch zu gehen ist.

Bei 30 noch zu vergebenen Punkten kann man sich ausrechnen, wie makellos die Konkurrenz, die sich noch gegenseiti­g Zählbares abnimmt wie zum Beispiel am

Freitag beim Duell zwischen Düsseldorf und dem HSV, für eine Aufholjagd performen muss. Und dass es St. Pauli vor allem zu Hause (gegen Hertha, Paderborn, Elversberg, Rostock, Osnabrück) selbst in der Hand hat, allen Zweifler:innen die Argumente zu entziehen.

TRAINING: Oladapo Afolayan hat eine Sprunggele­nksverletz­ung aus Schalke mitgebrach­t, konnte am Montag nicht trainieren. Neben ihm und Eric Smith fehlten auch David Nemeth (muskuläre Probleme), Rekonvales­zent Scott Banks sowie Danel Sinani, Erik Ahlstrand, Sören Ahlers, Tjark Scheller und Eric da Silva Moreira (alle am Sonntag bei der U23 im Einsatz).

TALER: Beim nächsten Gegner Hertha sieht es finanziell weiter ziemlich dunkel aus. Laut „Kicker“muss im Nichtaufst­iegsfall der Lizenzspie­leretat weiter gesenkt werden.

TIMING: Heute wird ab 11.30 Uhr öffentlich trainiert.

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Ziemlich bedröppelt schlichen die Profis nach dem 1:3 auf Schalke vom Platz.
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