„Bei mir ist es immer am Rocken“
Achimhi RReichelihl ziehtiht BilBilanz – natürlichtülih auff dder BühBühne
Diese mehr als 60-jährige Karriere kann sich wahrlich sehen lassen: Achim Reichel, Pionier der deutschen Rockmusik, hat sich in all der Zeit immer wieder neu erfunden. Jetzt, mit 80 Jahren, blickt er auf sein Lebenswerk zurück. „Schön war es doch!“heißt die Tournee, die ihn jetzt auch in den Großen Saal der Elbphilharmonie führt.
„Meine musikalische Kinderstube war der Rock ’n’ Roll der 50er“, sagte der Hamburger kurz vor seinem 80. Geburtstag Ende Januar der dpa. „Besonders der aufregende Rhythmus und dass es nicht nur um Melodien geht, sondern vielmehr um das Gemüt-Zeigen beim Singen, das hat mich begeistert.“Er drehte die „eingestaubte deutsche Musik“einmal auf links, packte sogar Texte deutscher Dichter in ein neues Gewand. „Gerade die Dichtungen des
Sturm und Drang passen zur Rockmusik. Das waren ja fast Hippies“, schwärmt der Musiker. Diese Zeit, in der er sich an die kulturellen Wurzeln heranwagte, war prägend für ihn: „In meiner Dichterzeit habe ich gelernt, über den Tellerrand zu schauen und nicht kommerziell zu denken.“Das ging, weil er mit den Rattles Jahre zuvor so erfolgreich gewesen war.
In den 70ern wandte sich der auf St. Pauli geborene Reichel in Solo-Projekten erst avantgardistischer Trance- und Industrialmusik zu, bevor es diese Begriffe oder Strömungen überhaupt gab. Später veröffentlichte er ein Album mit Shantys – deutschen Seemannsliedern. Seitdem singt er auf Deutsch.
Oft hätten ihn Menschen gefragt, warum er denn nicht etwa bei den Rattles geblieben sei oder andere populäre Musik gemacht habe. Seine Überzeugung war und ist aber: „Trends sind etwas für Eintagsfliegen. Ich brauche das Gefühl, dass das, was ich tue, meine aktuelle Befindlichkeit spiegelt. Ich muss von dem, was ich tue, überzeugt sein und darauf Lust haben.“
Der rote Faden seines Lebens sind die Erneuerung, das Weiterund Vorausgehen und die Rockmusik. „Egal, ob Balladen oder Shantys – bei mir ist es immer am Rocken“, so Reichel. „Mein Rezept ist, dass ich die Songs mit der
Brille der Rockmusik
Warner angucke,
Foto:
ihnen einen besonderen Rhythmus gebe.“Dass er damit gut gefahren ist, zeigt sein Erfolg, denn viele seiner Weggefährten sind schon lange nicht mehr im Geschäft. Doch abgehoben ist Achim Reichel deshalb nie. Im Gegenteil: Hanseatisch bescheiden ist er, beinahe demütig meint er, dass er schon „ein bisschen Glückskind“sei.
➤ Konzert: 14.3., 21 Uhr, Elbphilharmonie, ausverkauft
➤ Album: „Schön war es doch! – Das Abschiedskonzert“(BMG/Warner)