Eine Unterkunft nur für queere Flüchtlinge
In Winterhude entsteht eine Bleibe für besonders schutzbedürftige Personen
Sie fliehen aus ihren Heimatländern, weil sie dort wegen ihrer sexuellen Orientierung oder ihrer geschlechtlichen Identität verfolgt werden. Doch nicht selten geht die Diskriminierung schwuler, lesbischer oder trans Menschen auch in Hamburg weiter. In den Flüchtlingsunterkünften kommt es immer wieder zu Problemen oder gar Übergriffen. Nun will die Stadt eine eigene Unterkunft für besonders schutzbedürftige Personen einrichten.
Wie aus der Senatsantwort auf eine Anfrage der Linken hervorgeht, gibt es bereits Planungen für eine „spezialisierte Unterkunft für Personen mit besonderen Schutzbedarfen“. Die Planungen seien aber noch nicht abgeschlossen. Auf Anfrage der MOPO erklärte die Sozialbehörde, dass dafür die leerstehende, vorher als Unterkunft für angehende Polizeibeamte genutzte Sierichstraße 53 vorgesehen sei. In kleinen WGEinheiten sollten Einzel- und Doppelzimmer mit insgesamt 38 Plätzen entstehen. Noch in diesem Jahr soll das Gebäude bezugsbereit sein. Zitat der Behörde: „Die Sozialbehörde möchte mit dem Standort Sierichstraße 53 eine weitere Aufwertung und Ergänzung des zielgruppengerechten Angebots vornehmen, um auch Menschen geschützt unterbringen zu können, die aus anderen persönlichen Gründen wie etwa einer sexuellen Orientierung und geschlechtlichen Identität einen Schutzraum benötigen.“
Bisher gibt es laut der Senatsantwort auf die LinkenAnfrage in der öffentlichen Unterbringung hamburgweit zwölf Schutzwohnungen mit 59 Plätzen für Menschen mit LSBTI*-Hintergrund. Derzeit seien davon 53 Plätze belegt. Die Unterbringung in einer solchen Wohngemeinschaft ist jedoch ein hochsensibles Thema. Denn dafür müssten die Geflüchteten ihre Orientierung schon im Gespräch bei der Erstaufnahme selbst ansprechen.
Nicht jeder ist jedoch dazu gerade wegen der Verfolgungsgeschichte in der Lage. Zwar betont der Senat, „dass die Mitarbeitenden im Sozialmanagement als Fachkräfte speziell geschult sind, um Anzeichen für besondere Schutzbedürfnisse zu erkennen, auch wenn diese nicht offensichtlich sind. Die Mitarbeitenden wissen, wie sie sensible Themen ansprechen können, ohne die Betroffenen zu bedrängen oder zu stigmatisieren.“
Der Linksfraktion ist das jedoch zu wenig. In Berlin gebe es eine Leitlinie zur Identifizierung von Schutzbedarfen. Hamburg sei dagegen „schlecht aufgestellt“. In einer Pressemitteilung von Montag heißt es dazu: „Wer in Hamburg ankommt, findet insbesondere in der Erstaufnahme wenig Schutz vor Diskriminierung.“Der Schutzbedarf Geflüchteter müsse rechtzeitig erkannt und berücksichtigt werden. Carola Ensslen, queer-politische Sprecherin der Linken-Fraktion in der Hamburgischen Bürgerschaft, weist darauf hin, dass die Schulung der Mitarbeitenden im Sozialmanagement auf Basis freiwilliger Fortbildungen erfolge und keine standardisierte Sensibilisierung für die Thematik bestehe. Darüber hinaus seien die Mitarbeitenden „ohnehin schon völlig überlastet“. Ensslen: „Mit dieser Konzeptlosigkeit lässt der Senat queere Geflüchtete im Stich.“Es brauche eine Unterbringung, die insbesondere vor Diskriminierung in der Erstaufnahme schützt. Diese solle unter Beteiligung queerer Verbände konzipiert und realisiert werden.
Wer in Hamburg ankommt, findet in der Erstaufnahme wenig Schutz vor Diskriminierung. Mitteilung der Linken