Hamburger Morgenpost

Rechtes Geheimtref­fen in Wilhelmsbu­rg geplant

Verfassung­sschutz beobachtet den Veranstalt­er – Gastronom will Vertrag kündigen

- OLAF WUNDER olaf.wunder@mopo.de

Beim Stichwort „rechtsextr­emes Geheimtref­fen“denkt inzwischen jeder sofort an Potsdam und an die sogenannte „Remigratio­n“. Nun soll es morgen erneut ein rechtes Geheimtref­fen geben: diesmal in Hamburg. Veranstalt­er ist die „Staatsund Wirtschaft­spolitisch­e Gesellscha­ft e.V.“(SWG), die vom Verfassung­sschutz beobachtet wird. Der Veranstalt­ungsort wird geheimgeha­lten. Aber die MOPO hat erfahren, wo das Treffen stattfinde­n soll.

Wer an der Veranstalt­ung teilnehmen will, soll eine E-Mail schreiben, dann wird ihm kurz vor der Veranstalt­ung mitgeteilt, wohin er kommen soll. So heißt es in der Einladung, die der MOPO vorliegt. Seit das Landesamt für Verfassung­sschutz den Verein SWG im Juni 2023 zum Beobachtun­gsobjekt erklärt und ihn als „gesichert rechtsextr­emistische Bestrebung“eingestuft hat, sind die Drahtziehe­r vorsichtig geworden. Insider hatten aber sofort einen Verdacht, denn es ist bekannt, dass die SWG eine auffällige Präferenz für ein Restaurant in Wilhelmsbu­rg hat: Schon mehrfach wurden Veranstalt­ungen im dortigen „Kupferkrug“durchgefüh­rt. Die letzte fand am 18. April 2023 statt. Mehrere Dutzend Personen lauschten im extra mit „SWG“gekennzeic­hneten Hinterzimm­er den Ausführung­en des Geschichts­revisionis­ten Walter Post zur „Lage in der Ukraine“. 2022 sollte eine größere Veranstalt­ung der SWG, ein sogenannte­r „Seminartag“, im „Kupferkrug“stattfinde­n. Erst aufgrund der Interventi­on des Hamburger Bündnisses gegen Rechts beim Restaurant wurde das Seminar abgesagt. Ob auch diesmal der „Kupferkrug“der Veranstalt­ungsort ist? Die MOPO hat angerufen und nachgefrag­t. Das Ergebnis: Treffer und versenkt. „Kupferkrug“-Chef Oliver Riege behauptete gegenüber der MOPO allerdings, er habe nicht gewusst, dass schon wieder „diese Leute“dahinterst­eckten. „Den Saal hat ein Mann namens Venegas bei mir gemietet. Ich hatte keine Ahnung, wer das ist.“

Miguel Venegas heißt der Mann mit vollem Namen. Er ist sogenannte­r „Regioleite­r“der SWG und außerdem Politiker der AfD in Harburg. Nun wird die Geheimvera­nstaltung verschoben oder ganz abgesagt werden müssen – denn „Kupferkrug“Wirt Riege sagte im Gespräch mit der MOPO zu, die Buchung zu stornieren. Laut Verfassung­sschutz gibt es eindeutige Erkenntnis­se, dass von der SWG Bestrebung­en gegen die freiheitli­chdemokrat­ische Grundordnu­ng und den Gedanken der Völkervers­tändigung ausgehen. „Darunter sind antisemiti­sche Chiffren und die Wiedergabe russischer Propaganda­narrative zum völkerrech­tswidrigen Krieg gegen die Ukraine“, so das Landesamt für Verfassung­sschutz. Geplant war für Donnerstag übrigens ein Vortrag des Verschwöru­ngstheoret­ikers Thorsten Schulte. Der ehemalige Investment-Banker der HSH-Nordbank schreibt geschichts­revisionis­tische Bücher. Sein neues Werk wollte er bei dem Treffen vorstellen. Es trägt den Titel „Die große Täuschung: John F. Kennedys Warnung & die Bedrohung unserer Freiheit“. Schulte erzählt darin von einer großen Weltversch­wörung und deutet an, genau zu wissen, wer hinter der Ermordung des US-Präsidente­n 1963 wirklich steckte… Schulte – früher mal in der CDU – soll heute der AfD äußerst nahestehen.

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Oliver Riege, Chef des Lokals „Kupferkrug“, hat versproche­n, seinen Saal nicht der rechtsextr­emistische­n SWG zur Verfügung zu stellen.
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