Hamburger Morgenpost

„ Aufg gibt regung? es keinen Dafür Grund“

ALJOSCHA KEMLEIN St. Paulis Leihgabe spricht über den Start auf dem Kiez, den kommenden Gegner und die Zukunft

- STEFAN KRAUSE und KURT KRINK redaktion-sport@mopo.de

VOM FC ST. PAULI BERICHTEN

Wenn man dem jungen Mann im Dialog gegenübers­itzt, ist man gar nicht mehr so überrascht, warum er so cool und abgeklärt Fußball spielt trotz seiner gerade einmal 19 Jahre. Analog zu seinem Verhalten auf dem Platz gibt sich Aljoscha Kemlein extrem aufgeräumt, zurückhalt­end, sachlich und in gesundem Maß selbstbewu­sst. Im Gespräch mit der MOPO erklärt St. Paulis Winter-Leihgabe von Union Berlin den Grund seiner Unaufgereg­theit, wie es ist, sich mit einem Weltstar die Kabine zu teilen und welche Bedeutung die bevorstehe­nde Partie gegen Hertha für den gebürtigen Berliner hat.

MOPO: Herr Kemlein, sind die vergangene­n acht bis zehn Wochen die bisher temporeich­sten in Ihrem Leben gewesen? Aljoscha Kemlein: Ja, das kann man so sagen. Es ist viel passiert auf jeden Fall.

Merken Sie schon Veränderun­gen in der Persönlich­keitsentwi­cklung?

Es sind ja erst zwei Monate, das muss man selber alles erst einmal realisiere­n. Wenn man im Trainingsr­hythmus ist, hat man wenig Zeit zu reflektier­en. Es freut mich einfach, dass es so gelaufen ist in den letzten Wochen, wie ich mir das vorgestell­t habe.

Wie ist die Resonanz von zu Hause beziehungs­weise von Union?

Gut! Meine Familie freut sich für mich, einmal war sie auch hier, beim Spiel gegen Greuther Fürth. Mit Union bin ich ganz normal im Austausch.

Dort haben Sie unter anderem mit Leonardo Bonucci auf dem Platz gestanden, Europameis­ter und zigfacher Titelsamml­er. Wie war das für Sie?

Es ist schon was Besonderes und spannend, was der so zu erzählen hat. Er hat ja schon einiges erlebt. Aber wenn man auf dem Platz ist und trainiert, dann vergisst man das und es ist egal, wer da neben einem steht. Aber klar, von der Persönlich­keit und der Ausstrahlu­ng in der Kabine her ist das schon etwas Beeindruck­endes. Wenn er in der Gruppe was zu erzählen hatte, hat man natürlich zugehört.

Es scheint, als bestreiten Sie mit dieser nüchternen Herangehen­sweise auch ihre Spiele.

Bei mir ist es so: Wenn ich in einem Fußballspi­el drin bin und mich darauf konzentrie­re, kann ich ganz gut alles von außen ausblenden. Klar, vor 60.000 auf Schalke aufzulaufe­n, ist ein superschön­es Gefühl. Aber wenn es dann losgeht, gibt es für mich keinen Unterschie­d, ob die Kulisse klein oder groß ist. Dann konzentrie­rt man sich auf den Fußball. Und ich weiß, dass wir einen Matchplan haben, auf den ich vertrauen kann, dass ich gut vorbereite­t bin. Dann gibt es eigentlich keinen Grund, aufgeregt zu sein.

St. Paulis Mannschaft ist dafür bekannt, Neue mit offenen Armen zu empfangen.

Ich bin super aufgenomme­n worden, so ist es einfach gewesen. Es hat auch geholfen, dass ich schon im Trainingsl­ager dazu gestoßen bin und alle ein Stück weit besser kennenlern­en konnte.

In Hamburg sieht es laut Tabelle aktuell nach dem Wachwechse­l aus, den es in Berlin schon gegeben hat. Wirkt sich das in der Stadt aus?

Man merkt es schon, finde ich. Als ich jünger war, hatte ich eher das Gefühl, dass Union nur rund um Köpenick präsent ist. Und da, wo ich herkomme, also BerlinMitt­e, gab es eher die Hertha-Fans. Jetzt merkt man schon, dass auch in meinem Berliner Umfeld der Eine oder Andere mehr Union unterstütz­t.

Gibt es Ihrerseits eine persönlich­e Rivalität zum Gegner am Sonntag?

Eine persönlich­e Rivalität gibt es nicht. Das Besondere liegt darin, dass wir mit dem Spiel die Möglichkei­t haben, unseren Zielen hier näher zu kommen. Dafür wollen wir wieder drei Punkte einfahren.

Vermutlich werden Sie einige Bekannte treffen am Millerntor.

Ja klar, einige Jungs bei der Hertha kenne ich aus der Berliner Auswahl oder der U-Nationalma­nnschaft.

In Eric Smith wird eine Säule Ihrer Mannschaft vorerst fehlen. Kann man das kompensier­en?

Wir müssen! Es gibt keine andere Möglichkei­t. Wir werden versuchen, das als Team aufzufange­n. Da werden alle an einem Strang ziehen, um das bestmöglic­h zu machen.

Generell wird es in Sachen Innenverte­idiger aktuell dünn. Ihnen wird eine gewisse Erfahrung nachgesagt.

Ich habe das bei Union auch schon gespielt. Sowohl im Nachwuchs als auch in dem einen oder anderen Testspiel bei den Profis. Wenn man viel auf der Sechs gespielt hat, ist die Welt eines Innenverte­idigers keine ganz andere.

Ihre Zeit bei St. Pauli endet im Sommer, wie sehen Sie Ihre persönlich­e Perspektiv­e?

Darüber habe ich mir tatsächlic­h noch wenige Gedanken gemacht. Ich werde mich auf jeden Fall auf den Rest der Saison hier konzentrie­ren und danach überlegen, was der nächste Schritt ist.

Ich konzentrie­re mich auf den Rest der Saison hier und überlege danach, was der nächste Schritt ist. Aljoscha Kemlein

Gute Ausgangsla­ge: Durch das 33:22 gegen Zagreb sicherten sich Steffen Weinhold (r.) und der THW Kiel den Sieg in ihrer Champions-League-Vorrundeng­ruppe und sind für das Viertelfin­ale gesetzt.

 ?? ??
 ?? ?? St. Pauli - Hertha (Sonntag, 13.30 Uhr, live bei Sky)
St. Pauli - Hertha (Sonntag, 13.30 Uhr, live bei Sky)
 ?? ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany