Zu gut für die 2. Liga?
St. Pauli hat Respekt vor Herthas Reese. „Müssen auf ihn achten“
Als er am frühen Freitagmorgen den Medienraum des Millerntor-Stadions betrat, war bereits zu spüren, dass von Fabian Hürzeler eine andere Energie ausging. Wenige Minuten später war klar, wo die extrem positive Aura des 31-Jährigen ihren Ursprung hatte: Der Trainer hat dem FC St. Pauli nach monatelangen Verhandlungen sein Ja-Wort gegeben – und nach MOPO-Informationen ohne jede Klausel, die dem Kiezklub noch auf die Füße fallen könnte.
Ob ihm künftig die Fragen nach dem Stand der Verhandlungen fehlen werden? „Sehr“, witzelte der Protagonist.
„Uns gehen jetzt wahrscheinlich die Themen aus. Der Rasen ist gemacht, eine Reise steht nicht mehr an, Vertrag ist verlängert – ich bin gespannt, was als nächstes kommt.“
Weitere sportliche ErErfolge wären nicht schlecht t, und Hürzelers Unters chrift hat die Wahrschein nlichnicht keit zumindest gemindert. „Ich möchte mich zuallererst bei Oke Göttlich und d dem Präsidium ssowie bei Spor rtchef Andreas s Bornn neman für das Vertrauen
bedanken und die verlässliche Zusammenarbeit bisher“, sagte der 31-Jährige. Die Gespräche seien immer „sehr vertrauensvoll“gewesen: „Wir hatten immer einen Tenor – und das war, den größtmöglichen Erfolg des Vereins zu garantieren.“Zu dem Zeitpunkt wusste nur der Kern der Mannschaft bereits Bescheid. „Donnerstag hatten wir lustigerweise frei“, erklärte Hürzeler. „Ich konnte es nur meinen Führungsspielern mitteilen und denen, die gestern vor Ort waren.“Die Reaktion: „Natürlich war es eine positive Rückmeldung, aber was sollen sie auch anderes sagen“, meinte er. „Jedenfalls nicht: So ein Mist, dass der weitermacht.“Die Mannschaft sei im Übrigen einer der Hauptgründe für seine Verlängerung gewesen. „Ich habe tolle Charaktere, tolle Führungsspieler mit Eric Smith, Marcel Hartel, Jackson Irvine, Sascha Burchert, Karol Mets und Hauke Wahl. Ich habe mit ihnen einen engen Austausch, ein tolles Vertrauensverhältnis.“
Auch deshalb habe er „nie Zweifel gehabt“, dass alles gut werde. „Es ist auch wichtig, dass beide Seiten ihre Positionen austauschen dürfen, das gehört zu einer Verhandlung dazu.“Trotzdem sei er froh, dass es am Ende auch geklappt hat. Und dass die Gerüchteküche jetzt verstummt. „Gott sei Dank lese ich nicht alles“, erklärte Hürzeler, „aber was mich am meisten stört, sind Unwahrheiten. Das ist etwas, was ich als Persönlichkeit nur schwer verkraften kann, weil ich immer versuche, mit meinen Aussagen transparent und ehrlich zu sein.“Und seine große Botschaft des Freitags bestand aus zwei Sätzen: „Ich habe einen Vertrag unterschrieben, um bei St. Pauli zu bleiben. Es ist ein klares Bekenntnis von meiner Seite.“ST. PAULI-KURZPÄSSE
ZUSTAND: Ob es für David Nemeth in den Kader reicht, entscheidet sich kurzfristig. Der Innenverteidiger hat zwar seine muskulären Probleme ausgestanden, lag aber ein paar Tage erkrankt flach. NOTSTAND: Das Stadion ist ausverkauft, aus Berlin werden 2800 Fans erwartet. Weil auf dem Heiligengeistfeld parallel der Frühlings-Dom aufgebaut wird, ist ein akuter Parkplatzmangel zu erwarten.
Endlich wieder Millerntor. „Ich freue mich, wieder zu Hause spielen zu können nach zwei Auswärtsspielen“, sagte Fabian Hürzeler und bezeichnete die Fans als „ein Grund für meine Verlängerung“. Aber St. Paulis Coach hat auch großen Respekt – vorm Gegner im Allgemeinen und einem Profi im Speziellen.
Fabian Reese sei „auf jeden Fall ein sehr, sehr guter Spieler, wahrscheinlich zu gut für die Zweite Liga“, lobte Hürzeler. Der Ex-Kieler habe eine sehr gute Entwicklung genommen, speziell in den letzten Monaten. „Er hat einen sehr guten Abschluss, ist unberechenbar geworden. Und wenn er nach innen geht, sucht er den freien Spieler und zieht auch Gegner auf sich, sodass meist ein anderer frei wird.“Und er arbeite defensiv inzwischen auch gut zurück.
„Für die Liga ist er eine Bereicherung, für uns einer, auf den wir achten müssen“, befand Hürzeler, um zu ergänzen, dass es wichtig sei, nicht nur auf Reese zu gucken. Hertha verteidige inzwischen kompakt und habe generell die individuelle Qualität, schnell umschalten zu können mit Reese, Ibrahim Maza im Zentrum und Palko Dárdai auf rechts. Alles Spieler, „die über ihre Dribblings, über ihre Lösungen in engen Räumen sehr schnell und gut den Ball nach vorne transportieren können“. Mit Haris Tabakovic gebe es zudem einen klaren Zielspieler: „Das macht sie sehr gefährlich und zur Herausforderung.“