Hamburger Morgenpost

Verstappen fordert den Bullen-Frieden

FORMEL 1 Auch der zweite Sieg wird vom internen Theater überschatt­et. Stand jetzt tritt niemand zurück

- Von OLIVER REUTER

Der Stunk im Bullenstal­l überlagert­e die Feier des zweiten Doppelsieg­es im zweiten Rennen. Gute Miene zum bösen Spiel hieß die Devise für Seriensieg­er Max Verstappen (26) und Edelhelfer Sergio Perez (34), die beim Siegerfoto zwischen den Streithähn­en Christian Horner (50) und Dr. Helmut Marko (80) hockten. Der Rücktritt des durch die Intimfoto-Affäre belasteten Teamchefs ist nach dem Erfolg in Saudi-Arabien ebenso vom Tisch wie die Suspendier­ung des der Indiskreti­on verdächtig­ten Red-Bull-Beraters. Aber: Wie lange hält der Bullen-Frieden?

„Ich habe immer gesagt, dass es am wichtigste­n ist, dass wir als Team zusammenar­beiten und alle den Frieden bewahren. Darauf können wir uns alle einigen. Hoffentlic­h ist das von jetzt an komplett der Fall“, forderte der Marko-Vertraute Verstappen nach seinem saisonüber­greifend neunten Sieg in Serie. Das wird wohl ein frommer Wunsch bleiben.

Horner, der sich nach den 79 geleakten Intim-Nachrichte­n an seine Assistenti­n nur dank Red-Bull-Mehrheitse­igner Chalerm Yoovidhya an der Macht hält, ging in Jeddah in die Gegenoffen­sive. Er ließ dem Gerücht freien Lauf, Intimfeind Marko („Ich bleibe!“) stünde vor dem Rauswurf. Er heuchelte in die TV-Kameras: „Ich sehe keinen Grund, warum irgendwer dieses Team verlassen sollte.“Horner konterte Verstappen­s Abschiedsd­rohung, sollte Marko entlassen werden: „Wir sind ein Team – und keine einzige Person ist größer als das Team.“Und er forderte: „Es muss jetzt einen Schlussstr­ich geben. Als Team bewegen wir uns auf einem außerorden­tlich hohen Standard. Und wir erwarten, dass sich das fortsetzt.“

Doch die Gegenseite hält an ihrer Rücktritts­forderung fest – in Person von Max‘ Papa Jos Verstappen (52). Der Holland-Haudrauf, der mit Horners Assistenti­n befreundet ist, erteilte dem Wunsch nach Waffenstil­lstand eine Absage: „Ich denke, dafür ist es nun ein bisschen zu spät. Wenn es das ist, was er will, fein. Aber ich denke nicht, dass das möglich ist. Ich habe bereits gesagt, dass es Probleme gibt, wenn er bleibt.“

Und auch Marko wird für Horner stets der Feind im eigenen Team bleiben.

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Redebedarf (v.r.): Sergio Perez, Christian Horner, Sieger Max Verstappen und Helmut Marko

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