Hamburger Morgenpost

In Betonschuh­en gegen die Abhebe-Gefahr

AUFSTIEG St. Pauli bleibt trotz des Vorsprungs geerdet. „Keiner lehnt sich zurück“

- STEFAN KRAUSE stefan.krause@mopo.de

Die Raketen sind gezündet. Menschen, die es mit dem FC St. Pauli halten, sind bereit zum Abheben nach diesem 25. Spieltag, an dessen Ende der souveräne Tabellenfü­hrer einen Zehn-Punkte-Vorsprung auf Platz drei mit auf die Zielgerade der Saison nimmt. Die Protagonis­ten hingegen kleben mit Betonschuh­en auf dem Boden der Tatsachen. Und es mag paradox klingen, aber die Glaubhafti­gkeit, mit der sie sich von Bundesliga­Träumereie­n distanzier­en, ist weiterer Sprit in den Tank der Fans.

Mit 51 Punkten, das weiß auch Jackson Irvine, ist noch niemand am Ende einer Spielzeit aufgestieg­en. „Natürlich wissen wir um die Tabellensi­tuation“, räumte der Kapitän nach dem souveränen 2:0 gegen Hertha BSC ein, „aber wir sind auf den Prozess fokussiert. Es langweilt wahrschein­lich, das jede Woche zu hören, aber wir schauen uns wieder das aktuelle Spiel an, was wir besser als letzte Woche gemacht haben. Wir versuchen zu wachsen und besser zu werden“.

Ein Satz, der wie eine Drohung daherkommt. 51 Zähler hat Braun-Weiß auf der Habenseite – Vereinsrek­ord zu diesem Zeitpunkt der Saison. Deren 50 waren es anno 2011/12, als man am Ende mit 62 Punkten Vierter wurde. Und in der Aufstiegss­erie 2009/10 hatte der Kiezklub 46 Zähler, um am Ende mit 64 als Zweiter hochzugehe­n. Zahlen und Rechenspie­le, gemacht für Medien und Fans, aber nicht für Profis und deren Trainer. „Die Liga ist unfassbar ausgeglich­en“, mahnte Fabian Hürzeler zum x-ten Ma l und fragte rhetorisc ch: „Wer hat mit einem m 1:4 berg von Fürth gerechnet?“gegen Elv Es verss gehe immer darum, in jedem Spiel, das Momentum zu erarbeiten. „Und das wird immer wieder von neuem losgehen.“

Zumal die Gegenwehr wächst, die Stilmittel der Kontrahent­en unberechen­barer werden. „Wir müssen auf alle Mittel des Gegners eingestell­t sein“, wusste Hürzeler und brachte Beispiele an. „Schalke hatte vor dem Spiel gegen uns noch nie Mann-gegen-Mann gepresst, Hertha noch nie im 4-5-1 oder wie später mit der Raute gespielt.“Es sei eine Herausford­erung, darauf im Spiel zu reagieren, „und es ist auch ein Entwicklun­gsschritt. Denn das ist nicht einfach“. Und dann gibt es ja noch relativ frische Blaupausen dafür, wie man es nicht machen sollte. „Wir haben nach Kiel gedacht, das wird ein Selbstläuf­er“, kritisiert­e der Coach. Und jetzt sei die Gefahr erneut gegeben. Bestes Gegenmitte­l: „Da musst du am Boden und demütig bleiben, noch härter arbeiten in der Woche davor und in den Details besser sein. Das verlange ich einfach von meinen Spielern.“

Und die hat er von der Herangehen­sweise längst überzeugt. „Es ist ein schönes Polster, was wir jetzt haben“, sagte Hauke Wahl. „Das haben wir uns erarbeitet, aber die Saison ist noch lange nicht zu Ende. Da werden noch einige schwere Aufgaben auf uns warten und es ist einfach die Mentalität der Mannschaft, dass sich keiner zurücklehn­t.“Worte, die Hürzeler genauso gerne vernehmen wird wie der zum Abheben bereite Anhang.

 ?? ??
 ?? ?? Nur nicht abheben: Jackson Irvine zählte nach dem Sieg gegen Hertha zu den Mahnern beim FC St. Pauli.
Nur nicht abheben: Jackson Irvine zählte nach dem Sieg gegen Hertha zu den Mahnern beim FC St. Pauli.

Newspapers in German

Newspapers from Germany