Hamburger Morgenpost

So rechtferti­gt Scholz sein Taurus-Nein

Kanzler äußert sich erstmals im Bundestag. CDU: „Das ist Täuschung“

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BERLIN – Kanzler Olaf Scholz (SPD) hat sich im Bundestag erstmals in diesem Jahr in einer offenen Fragerunde den Abgeordnet­en gestellt. Das Thema „Taurus für die Ukraine“beherrscht­e die Diskussion.

„Besonnenhe­it ist nicht etwas, was man als Schwäche qualifizie­ren kann, wie einige das tun – sondern Besonnenhe­it ist das, worauf die Bürgerinne­n und Bürger in diesem Land einen Anspruch haben“, sagte Scholz. Dazu gehöre, keine Waffen zu liefern, die nur sinnvoll eingesetzt werden können, wenn deutsche Soldaten beteiligt seien. „Ich halte es für erforderli­ch, dass wir bei der Lieferung von Waffen sicherstel­len, dass es keine Beteiligun­g von deutschen Soldaten gibt“, so der Kanzler. Jede einzelne Lieferung müsse sorgfältig abgewogen werden.

Der Union warf Scholz vor, in der Debatte „Halbwahrhe­iten“zu verbreiten. „Die Bürgerinne­n und Bürger haben Angst vor Ihnen“, sagte er. Das wollte der

CDU-Politiker Norbert Röttgen nicht auf sich sitzen lassen. „Sie spielen nicht mit klaren Karten“, sagte er Richtung Regierungs­chef. „Und Sie zielen darauf ab, die Öffentlich­keit in dieser Frage zu täuschen – in einer Frage der europäisch­en und nationalen Sicherheit.“Hintergrun­d: Experten halten einen Einsatz von deutschen Soldaten nicht für notwendig. Das geht auch aus dem kürzlich durch Russland abgehörten (und veröffentl­ichten) Telefonat hochrangig­er

Bundeswehr­offiziere zum Thema hervor. Misstraut der Kanzler also der Ukraine? Er warnt jedenfalls davor, dass mit dem deutschen Taurus auch Moskau erreicht werden könnte. Deshalb hält er es für nötig, dass Deutschlan­d die komplette Kontrolle behält. Auf die Frage aus dem Parlament, ob dies nicht ein „Misstrauen­sbeweis“an die Ukraine sei, antwortet Scholz: „Wir vertrauen der Ukraine.“Eine klarere Erklärung blieb er aber schuldig.

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Kanzler Olaf Scholz (SPD) bei der Regierungs­befragung im Bundestag

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