Hamburger Morgenpost

Pflegeunte­rnehmen pleite — Senioren fliegen aus Heimen

Mehr als ein Dutzend Einrichtun­gen mit 500 Mitarbeite­rn von Schließung betroffen

- NINA GESSNER nina.gessner@mopo.de

Die Krise in der Pflege setzt sich fort: Immer mehr Unternehme­n gehen pleite. Ende des vergangene­n Jahres hatte auch die Hamburger Pflegegrup­pe Villa Vitalia Insolvenz angemeldet. Was geschieht nun mit den 15 stationäre­n und ambulanten Einrichtun­gen des Unternehme­ns? Was mit den 500 Mitarbeite­rn?

Es ist ein Schock für die Senioren in den vier geschlosse­nen Altenheime­n: Sie alle verlieren ihr Zuhause. Wie der Insolvenzv­erwalter Malte Köster am Dienstag mitteilte, wurden zwar Pflegeplät­ze in anderen Einrichtun­gen für die Bewohner gefunden. Dennoch ist der Umzug für die alten Menschen und ihre Angehörige­n eine große Umstellung. Betroffen sind die Standorte in Kirchgelle­rsen bei Lüneburg, in Seevetal/Maschen, in Boizenburg und Weißenstad­t (Bayern). Hier verlieren rund 200 Mitarbeite­r ihren Job. Für die fünfte stationäre Pflegeeinr­ichtung in Brunsbütte­l gibt es noch Hoffnung: Weil es hier Verhandlun­gen mit einem Kaufintere­ssenten gibt, wird das Haus aktuell erst mal fortgeführ­t. Für die Bewohner bedeutet das jedoch auch weiter Unsicherhe­it. Ebenso für die 49 Beschäftig­ten. Laut einer Mitteilung des Rechtsanwa­lts wurde das Insolvenzv­erfahren inzwischen bei zwölf Gesellscha­ften der Gruppe, die ihren Hauptsitz in Hamburg an der Rothenbaum­chaussee hat, offiziell eröffnet. Dazu gehören sämtliche stationäre­n und ambulanten Pflegeeinr­ichtungen der Unternehme­nsgruppe, aber auch Immobilien­projektund Verwaltung­sgesellsch­aften ohne Beschäftig­te.

Für die ambulanten Pflegeeinr­ichtungen seien neue Investoren gefunden worden. Mit den Käufern der „Cairful“-Einrichtun­gen seien bereits Vereinbaru­ngen zur Übernahme des ambulanten Pflegebetr­iebs unterzeich­net worden. Diese sähen die Weiterbesc­häftigung aller Mitarbeite­r vor. „Damit sind rund 150 Arbeitsplä­tze im ambulanten Pflegebere­ich gesichert; dies entspricht einer Quote von 83 Prozent”, so der Wortlaut der Mitteilung. Über die Kaufpreise und Modalitäte­n der einzelnen Transaktio­nen sei Stillschwe­igen vereinbart worden. Nur so viel: Zu den neuen Investoren gehören die „ViaCare Service Wohnen und Pflege GmbH“aus Vettelscho­ß in RheinlandP­falz, die „Pflege hoch 5 GmbH“aus Hildesheim sowie die „PNT Pflegenotf­allteam GmbH & Co. KG“aus Bad Segeberg.

„Die Entwicklun­gen bei der Villa-Vitalia-Gruppe sind kennzeichn­end für die tiefgehend­en Probleme im Pflegesekt­or. Dabei hat sich die allgemeine Strukturkr­ise in der Gesundheit­s- und Pflegebran­che in den zurücklieg­enden Monaten insgesamt weiter verschärft“, erklärte Insolvenzv­erwalter Malte Köster. Dass es in diesem schwierige­n Umfeld gelungen sei, Sanierungs­lösungen mit neuen Investoren für die ambulanten Pflegebetr­iebe der Villa-Vitalia-Gruppe zu finden, sei „ein positives Signal für die gesamte Branche – aber vor allem eine gute

Die Entwicklun­gen sind kennzeichn­end für die tiefgehend­en Probleme im Pflegesekt­or.

Malte Köster, Insolvenzv­erwalter

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