Pflegeunternehmen pleite — Senioren fliegen aus Heimen
Mehr als ein Dutzend Einrichtungen mit 500 Mitarbeitern von Schließung betroffen
Die Krise in der Pflege setzt sich fort: Immer mehr Unternehmen gehen pleite. Ende des vergangenen Jahres hatte auch die Hamburger Pflegegruppe Villa Vitalia Insolvenz angemeldet. Was geschieht nun mit den 15 stationären und ambulanten Einrichtungen des Unternehmens? Was mit den 500 Mitarbeitern?
Es ist ein Schock für die Senioren in den vier geschlossenen Altenheimen: Sie alle verlieren ihr Zuhause. Wie der Insolvenzverwalter Malte Köster am Dienstag mitteilte, wurden zwar Pflegeplätze in anderen Einrichtungen für die Bewohner gefunden. Dennoch ist der Umzug für die alten Menschen und ihre Angehörigen eine große Umstellung. Betroffen sind die Standorte in Kirchgellersen bei Lüneburg, in Seevetal/Maschen, in Boizenburg und Weißenstadt (Bayern). Hier verlieren rund 200 Mitarbeiter ihren Job. Für die fünfte stationäre Pflegeeinrichtung in Brunsbüttel gibt es noch Hoffnung: Weil es hier Verhandlungen mit einem Kaufinteressenten gibt, wird das Haus aktuell erst mal fortgeführt. Für die Bewohner bedeutet das jedoch auch weiter Unsicherheit. Ebenso für die 49 Beschäftigten. Laut einer Mitteilung des Rechtsanwalts wurde das Insolvenzverfahren inzwischen bei zwölf Gesellschaften der Gruppe, die ihren Hauptsitz in Hamburg an der Rothenbaumchaussee hat, offiziell eröffnet. Dazu gehören sämtliche stationären und ambulanten Pflegeeinrichtungen der Unternehmensgruppe, aber auch Immobilienprojektund Verwaltungsgesellschaften ohne Beschäftigte.
Für die ambulanten Pflegeeinrichtungen seien neue Investoren gefunden worden. Mit den Käufern der „Cairful“-Einrichtungen seien bereits Vereinbarungen zur Übernahme des ambulanten Pflegebetriebs unterzeichnet worden. Diese sähen die Weiterbeschäftigung aller Mitarbeiter vor. „Damit sind rund 150 Arbeitsplätze im ambulanten Pflegebereich gesichert; dies entspricht einer Quote von 83 Prozent”, so der Wortlaut der Mitteilung. Über die Kaufpreise und Modalitäten der einzelnen Transaktionen sei Stillschweigen vereinbart worden. Nur so viel: Zu den neuen Investoren gehören die „ViaCare Service Wohnen und Pflege GmbH“aus Vettelschoß in RheinlandPfalz, die „Pflege hoch 5 GmbH“aus Hildesheim sowie die „PNT Pflegenotfallteam GmbH & Co. KG“aus Bad Segeberg.
„Die Entwicklungen bei der Villa-Vitalia-Gruppe sind kennzeichnend für die tiefgehenden Probleme im Pflegesektor. Dabei hat sich die allgemeine Strukturkrise in der Gesundheits- und Pflegebranche in den zurückliegenden Monaten insgesamt weiter verschärft“, erklärte Insolvenzverwalter Malte Köster. Dass es in diesem schwierigen Umfeld gelungen sei, Sanierungslösungen mit neuen Investoren für die ambulanten Pflegebetriebe der Villa-Vitalia-Gruppe zu finden, sei „ein positives Signal für die gesamte Branche – aber vor allem eine gute
Die Entwicklungen sind kennzeichnend für die tiefgehenden Probleme im Pflegesektor.
Malte Köster, Insolvenzverwalter