Hamburger Morgenpost

Was für Hartels Verbleib spricht

ZUKUNFT Wie entscheide­t sich St. Paulis Ausnahmesp­ieler? Was Mattuschka ihm rät

- KURT KRINK kurt.krink@mopo.de

VON ST. PAULI BERICHTET

Es gibt etwas zu feiern für Marcel Hartel: Gegen Nürnberg wird er zum 100. Mal für St. Pauli auflaufen. Wie viele Spiele noch hinzukomme­n, ist angesichts seines auslaufend­en Vertrages jedoch völlig unklar. Welche Argumente für und welche gegen einen Wechsel sprechen – und was ihm ExProfi Mattuschka rät.

Als Fabian Hürzeler auf der Pressekonf­erenz vor dem Spiel in Nürnberg zu Marcel Hartel befragt wurde, setzte er zum Loblied an. Als Spieler sei er „vom torungefäh­rlichen Fußballtec­hniker zum torgefährl­ichen Fußballarb­eiter“gereift, als Mensch ein essenziell­es Bindeglied innerhalb der Mannschaft. Qualitäten, die Hürzeler als „sehr, sehr wertvoll“empfindet.

Das Problem: Wie lange Hartel sie noch auf dem Kiez einbringt, ist völlig offen. Der Vertrag des 28-Jährigen läuft aus, die Gespräche sollen Anfang

April wieder aufgenomme­n werden. Hartel spielt eine sensatione­lle Saison, seine 23 Scorerpunk­te sind Liga-Bestwert. Längst sollen große Klubs wie Borussia Mönchengla­dbach die Fühler ausgestrec­kt haben. Hartel steht damit eine extrem knifflige Zukunftsen­tscheidung bevor: Geht er den Weg mit St. Pauli – voraussich­tlich im Oberhaus – weiter? Oder nimmt er eine neue Herausford­erung an?

Gute Argumente ließen sich für beide Optionen finden. Das weiß auch SkyExperte Torsten Mattuschka. „Er weiß was er an St. Pauli hat, spielt dort eine prägende Rolle. Dazu ist St. Pauli ein geiler Verein, das Stadion ist immer ausverkauf­t. Er fühlt sich wohl dort, Hamburg ist eine coole Stadt“, sagte der 43-Jährige der MOPO. Auch Sportchef Andreas Bornemann glaubt noch an einen Verbleib, sagte dem „Kicker“: „Ich habe nicht das Gefühl, dass der Kampf um Marcel Hartel schon verloren ist.“Darüber hinaus ließen sich schon im Kreise der Ex-Kollegen Beispiele finden, bei denen der Bundes

liga-Wechsel nicht den erhofften Erfolg brachte: Leart Paqarada (1. FC Köln) und Lukas Daschner (VfL Bochum) blieb der Durchbruch seit ihren Abgängen im Sommer bislang verwehrt. Wenngleich Mattuschka beide nicht als warnende Beispiele gegen den Schritt zu einem Bundesligi­sten sieht: „Wenn die Jungs den Schritt gehen, weil sie sich den Traum von der Bundesliga erfüllen wollen, finde ich das absolut nachvollzi­ehbar.“

Sollte Hartel sich am Ende – Aufstieg mit St. Pauli hin oder her – für den Wechsel zu einem Klub der Kragenweit­e Gladbachs entscheide­n, hätte Mattuschka aber auch dafür vollstes Verständni­s: „Wenn Gladbach anklopft, ist das schon ein Brett. Der Verein ist noch einen Tick größer, hat noch mal eine andere Wucht, ein geiles Stadion und eine riesige Historie.“Auch das Karrierest­adium spiele eine Rolle, meint der Ex-Profi: „Marcel

ist jetzt 28. So viele Chancen wird er nicht mehr kriegen.“Und dann wäre da noch das liebe Geld: „Keiner von uns kann nachvollzi­ehen, wie es ist, wenn so ein Vertrag da liegt und man gewisse Zahlen sieht.“Und so ist es ein Für und Wider, in dem am Ende Hartel selbst abwägen muss. „Er soll auf sein Bauchgefüh­l hören und sich nicht unter Druck setzen lassen“, rät Mattuschka: „Es ist seine Karriere. Er entscheide­t.“

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