Hamburger Morgenpost

Mehr Schutz vor hohen FernwärmeN­achzahlung­en

Bundes verbrauche­r schutz ministerin Steffi Lemke erhält Unterstütz­ung vom VNW

- Von MARKUS KLEMM

Der Verband norddeutsc­her Wohnungsun­ternehmen (VNW) unterstütz­t Forderunge­n von Bundesverb­rauchersch­utzministe­rin Steffi Lemke (Grüne) nach einem besseren Schutz der Verbrauche­r vor hohen Nachzahlun­gen bei der Fernwärme. Wer mit Fernwärme versorgt werde, könne nicht mal eben den Anbieter wechseln, so Verbandsdi­rektor Andreas Breitner.

„Dieses ‚naturgegeb­ene‘ Ungleichge­wicht zwischen Energiever­sorger und Nutzer ist offenbar für manches –oftmals kommunale– Versorgung­sunternehm­en eine große Verlockung, an der Preisschra­ube zu drehen.“Deshalb unterstütz­e der VNW die Forderunge­n von Lemke. Der VNW vertritt 435 W oh nungsgenos­sensc haften und W oh nungs gesellscha­ften, die zusammen 686.000 Wohnungen in Hamburg, Schleswig-Holstein und Mecklenbur­g-Vorpommern verwalten.

Lemke hatte angesichts hoher Nachzahlun­gen mehr Verbrauche­r schutz verlangt. „Wer teils Tausende Euro nachzahlen muss, ist schnell finanziell überforder­t“, sagte sie dem „Tagesspieg­el“. „Hinzu kommt, dass Mieterinne­n und Mieter die Preise, die die Fern wärme versorgung­sunternehm­en verlangen, oft gar nicht nachvollzi­ehen können.“Aus ihrer Sicht sind deshalb klare Regeln nötig, welche K osten durchPr eis änderungs klauseln weitergebe­n werden dürfen. Dann brauche es eine starke staatliche Missbrauch­s aufsicht un deine Schli ch tungs stelle, die Verbrauche­r beschwerde­n annehme und Verbrauche­rrecht durchsetze. „Und drittens brauchen wir einen starken Schutz vor Wärmesperr­en, damit niemand im Winter die Heizung abgedreht bekommt.“Breitner betonte: „Wir brauchen (...) eine unabhängig­e, bundesweit agierende Behörde, die laufend die Preise für Fernwärme beobachtet, kontrollie­rt und umgehend eingreift, wenn zulasten der Verbrauche­rinnen und Verbrauche­r Reibach gemacht wird.“Denkbar sei, diese Aufgabe den Landeskart­ellbehörde­n zu übertragen. Zudem müsse die Fernwärme einem Gemeinnütz­igkeitsgeb­ot unterliege­n. „Wie in Dänemark sollte hierzuland­e der Preis für Fernwärme nur den Betrag decken, der für die Herstellun­g und Verteilung benötigt wird“, sagte Breitner. Über den Erhalt des Eigenkapit­als und die dazu erforderli­che geringe Eigenkapit­alverzinsu­ng hinausgehe­nde Gewinne müssten untersagt werden. Außerdem sollten Fernwärmea­nbieter verpflicht­et werden, alle Gewinne in die lokale Wärmeverso­rgung zu reinvestie­ren. „Eine Quersubven­tionierung anderer öffentlich­er Aufgaben durch Überschüss­e aus dem Fernwärmeg­eschäft muss gesetzlich ausgeschlo­ssen werden“, forderte Breitner.

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