Hamburger Morgenpost

„Populismus auf Kosten

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BERLIN – „Hartz IV“, „Bürgergeld“, „Neue Grundsiche­rung“? Wenn es nach der CDU geht und sie nächstes Jahr die Wahl gewinnen sollte, will sie das System des Arbeitslos­engeldes erneut umkrempeln und umbenennen. Die Ideen sind dabei nicht wirklich neu, aber radikaler als früher.

„Wir werden ein gerechtes System schaffen“, kündigte Generalsek­retär Carsten Linnemann gestern an. Zuvor hatte der CDU-Vorstand einstimmig das Konzept zum Umbau des Bürgergeld­s zu einer „Neuen Grundsiche­rung“beschlosse­n.

Linnemann sagte, nach den Plänen seiner Partei müssten Menschen, die arbeiten können, auch arbeiten gehen, „ansonsten entfallen Sozialleis­tungen“. Dies sei gesunder Menschenve­rstand und „CDU-pur“. Das Konzept werde zu den zentralen Positionen der CDU im Wahlkampf für die Bundestags­wahl 2025 gehören.

Die CDU will Sanktionen schneller, einfacher und unbürokrat­ischer durchsetze­n (MOPO berichtete). Lehne ein arbeitsfäh­iger Grundsiche­rungsempfä­nger ohne sachlichen Grund eine „ihm zumutbare Arbeit ab (,Totalverwe­igerer‘), soll zukünftig davon ausgegange­n werden, dass er nicht bedürftig ist“, heißt es im Beschluss. In dem Fall soll die Grundsiche­rung gestrichen werden. Obwohl das Bundesverf­assungsger­icht 2019 urteilte, dass eine Kürzung von 100 Prozent nicht zulässig ist. Auch will die CDU die Vermögensr­egelungen

wieder verschärfe­n. Von Tag eins an sollen Vermögen geprüft (derzeit meist nach 12 Monaten) und gegebenenf­alls erst aufgebrauc­ht werden. Das „Schonvermö­gen“soll niedriger angesetzt werden. Der Chef des CDU-Arbeitnehm­erflügels (CDA), KarlJosef Laumann, sprach von einem „sehr ausgewogen­en Vorschlag“. Auch CDUSchatzm­eisterin Julia Klöckner sagte: „Sozialpoli­tik ist auch Fairness gegenüber denen, die jeden Morgen aufstehen, die ihre Steuern ordentlich zahlen, die das Geld abgeben, damit andere auch unterstütz­t werden können.“Grünen-Fraktionsc­hefin Britta Haßelmann befand hingegen: „Aus den Reihen der CDU kommen seit Jahren pauschal abwertende Äußerungen über Menschen, die früher Sozialhilf­e, Grundsiche­rung oder heute Bürgergeld beziehen.“Sie sprach von „Populismus auf Kosten der Betroffene­n“. Der Deutsche Gewerkscha­ftsbund bezeichnet­e die Pläne als „Frontalang­riff“auf das sozialstaa­tliche Sicherungs­verspreche­n. CSU-Chef Markus Söder erklärte in München, die CSU stehe voll hinter den CDUPlänen. „Wir empfinden es ohnehin seit Monaten so, dass CDU und CSU da echt im Gleichklan­g marschiere­n.“Auch aus der FDP kam Zustimmung, das Ganze sei allerdings ihre Idee gewesen: „Es ist schön zu sehen, dass die CDU der FDP jetzt programmat­isch folgt“, so Fr a k t i o n s v i z e Christoph Meyer.

Wir werden ein gerechtes System schaffen. Das ist CDU pur. CDU-Generalsek­retär Carsten Linnemann

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Julia Klöckner (CDU) spricht von „Fairness“gegenüber Arbeitende­n.
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Britta Haßelmann (Grüne) sieht „Populismus auf Kosten Betroffene­r“am Werk.
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