„Die meistenit unserer Familien waren noch nie gemeinsam im Urlaub“
SOZIALE GERECHTIGKEIT Chef der Arche plädiert für längere Auszeit im Mai
Braucht Hamburg neue Ferienzeiten? Diesen Vorschlag hat Hamburgs Zweite Bürgermeisterin in der MOPO gemacht. GrünenPolitikerin Katharina Fegebank regt eine Reform an, die vor allem ärmeren Familien helfen soll, die Ferien zu genießen: eine Woche im März, zwei Wochen im Mai. Unterstützung für die Idee bekommt sie von Tobias Lucht. Der Leiter der Arche weiß, wie sich Familien fühlen, die nicht genug Geld für Urlaub haben und die freien Tage in Hamburg verbringen müssen.
„Die meisten unserer Familien waren noch nie gemeinsam im Urlaub“, berichtet Lucht aus dem Alltag. Die christliche Kinderstiftung Arche hat Standorte in Jenfeld, Harburg und Billstedt, kümmert sich auch um Kinder aus Flüchtlingsfamilien, die neu in Hamburg ankommen. Sportangebote, Mahlzeiten, Hilfe in der Schule – die Arbeit von Lucht & Co. ist für viele Kinder ein wichtiger Anker im Alltag. In den Ferien ist die Arche wiederum Anlaufpunkt, um ganze Tage zu überbrücken. Und das geht bei potenziell gutem Wetter natürlich besser. Lucht: „Aus unserer Sicht wären verlängerte Maiferien gut, damit Familien
mit weniger finanziellen Möglichkeiten Zeit draußen verbringen können.“Immer mal wieder wird in Hamburg darüber gesprochen, ob die aktuelle Aufteilung der Ferienwochen noch zeitgemäß ist. Seit Jahrzehnten gibt es die Regelung von zwei Wochen Ferien im März in der Hansestadt. Im Volksmund werden die Frühjahrsferien auch „Skiferien“genannt, weil Familien mit großem Geldbeutel die Zeiten für Reisen in Skigebiete nutzen.
Eine „elitäre Hamburgensie“, nennt Linken-Politikerin Sabine Boeddinghaus die Frühjahrsferien. Sie sagt: „Die Hamburger Frühjahrsferien sollten eher später im Jahr liegen, um allen Familien bei besserem Wetter eine Auszeit zu gönnen.“
Lucht und die Arche versuchen den Familien ebenjene entspannte Auszeit zu ermöglichen. Mithilfe von Spenden organisieren sie Freizeiten für Kinder und Jugendliche, aber auch für Familien. Lucht: „Dort erleben Eltern und Kinder oft das erste Mal gemeinsam Erholung von ihrem belasteten Stadtteil und von oft engen Wohnverhältnissen.“Ferienzeiten werden von den Kultusministerien festgelegt. Die Koordination läuft zunächst auf Bundesebene, anschließend stimmt sich die
Schulbehörde mit der Eltern-, Schüler- und Lehrerkammer ab. Heißt aber auch: Die bestehende Regel mit den zwei Wochen im März kann die Stadt problemlos ändern. Simone Kohl, Vorsitzende der Elternkammer in Hamburg, zur MOPO: „Wir haben als Elternkammer letztes Jahr über Facebook die Frage gestellt, ob die Skiferien noch zeitgemäß sind. Die Antworten sind sehr unterschiedlich ausgefallen. Zwei Wochen finden einige gut, weil es außerhalb der Saison ist und andere Bundesländer später Ferien haben. Viele haben aber auch gesagt, dass das Wetter im Mai besser ist und man dann auch in Deutschland