Hamburger Morgenpost

Prof. Wiese?

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Das Bundesverf­assungsger­icht hat die komplette Streichung von Zuwendunge­n ausgeschlo­ssen. Wie will die CDU das durchsetze­n? Wer Sozialleis­tungen bezieht, der muss seinen Mitwirkung­spflichten nachkommen. Heißt umgekehrt: Bei sogenannte­n „Totalverwe­igerern“können Leistungen am Ende ganz gestrichen werden. Diesen Menschen muss klar sein, dass die Gemeinscha­ft nicht für ihren Lebensentw­urf aufkommt. Wie soll man das den Millionen Steuerzahl­erinnen und

Arbeitnehm­ern sonst erklären? Natürlich werden dabei die Vorgaben des Grundgeset­zes zu beachten sein, das ist doch klar.

Wissen Sie, wie hoch der Anteil von Totalverwe­igerern unter Hamburger Bürgergeld­empfängern ist?

Hier liegen noch keine konkreten Zahlen vor. Jetzt gilt es, die „Neue Grundsiche­rung“auszuarbei­ten, und dann müssen die Zahlen, wie viele sich warum nicht melden und keiner angemessen­en Arbeit nachgehen, vorliegen. Wer einer angemessen­en Arbeit nachgehen könnte, aber sich weigert, der muss mit spürbaren Einschnitt­en rechnen. Das halte ich für richtig.

Stichwort Schonvermö­gen. Bisher darf man im ersten Jahr als Bürgergeld­empfänger 40.000 Euro Vermögen haben. Das betrifft ja in erster Linie Selbststän­dige, die ins Bürgergeld rutschen. Ist es klug, denen etwa die Altersvers­orgung zu nehmen?

Auch hier gilt: Augenmaß ist gefragt. Aus diesem Grund soll die Verschonun­g von der Zahl der Arbeitsjah­re und vom vorhandene­n Vermögen abhängig gemacht werden. Ziel muss es sein, die Menschen ab dem ersten Tag der Grundsiche­rung

wieder in Arbeit zu bringen. Das ist der beste Weg, um eine hinreichen­de Altersvers­orgung aufzubauen.

Der Europarat hat gerade die wachsende Ungleichhe­it in Deutschlan­d angeprange­rt. Wie schätzen Sie die „Neue Grundsiche­rung“vor diesem Hintergrun­d ein?

Kein ein anderes Land mit einer derart hohen Bevölkerun­gszahl bietet so umfänglich­e soziale Leistungen wie Deutschlan­d. Diejenigen, die wirklich Hilfe benötigen, können auch mit der „Neuen Grundsiche­rung“weiterhin sicher sein, von der Solidargem­einschaft aufgefange­n werden. Für uns als CDU ist es aber zugleich das Ziel, den Menschen mehr Eigenständ­igkeit

und individuel­le Freiheit zu ermögliche­n. Darauf zielen auch die höheren Zuverdiens­tgrenzen ab, die die „Neue Grundsiche­rung“vorsieht. Damit soll den Bürgerinne­n und Bürgern mehr Geld verbleiben.

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Götz Wiese, Wirtschaft­sexperte der CDU-Fraktion
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