Hamburgs Wälder Gesund, aber in Gefahr!
UMWELT So geht es den Bäumen. Naturschützer: Es wird zu viel abgeholzt!
Trockene Sommer, Herbststürme und massiver Borkenkäfer-Befall. Die Wälder ächzen unter dem Klimawandel. Und dann will Hamburg in den nächsten Jahren auch noch 15 Hektar intakten Wald fällen. Zum heutigen Tag des Waldes fordert der Nabu, dass in wertvollen Waldflächen keine Bäume mehr gefällt werden dürfen. Andere Experten sehen das überraschend anders.
„Wir brauchen mehr naturnahe Wälder, die fit für den Klimawandel sind und wertvolle Lebensräume für Tiere, Pflanzen und Pilze bieten“, sagt der Vorsitzende des Nabu, Malte Siegert. „Hamburgs Wälder sind unsere grüne Lunge und nicht der
Holzlieferant für einen schnelllebigen Markt.“„In den Wäldern muss sich Natur entwickeln dürfen, ohne forstwirtschaftliche Eingriffe. Daher fordern wir einen Einschlagstopp für wertvolle Waldflächen, damit sich die Natur regenerieren kann.“Besonders bedenklich ist laut Nabu die geplante Rodung des ökologisch bedeutenden „Wilden Waldes“in Wilhelmsburg, der sich am dicht besiedelten Reiherstiegviertel seit Jahrzehnten ohne menschliche Eingriffe entwickeln konnte. Noch in diesem Jahr soll der zehn Hektar große Wald einem Neubaugebiet weichen – trotz mehr als 20.000 Protestunterschriften,
die der Nabu kürzzlich dem Senat überreicchte. Und das isst längst nicht alles. In MoorfleetM müssen weiteere sieben Hektar Wald weichenw gen – für Ausbau den viersppurider d A1. Dagegen protestiert auch die Schutzgemeinschaft Deutscher
W a l d (SDW) .
„Das Abholzen von Wäldern im städtischen und stadtnahen Raum ist imi
Hinblick auf den Klimawandel absolut kontraproduktiv“, so Jan Muntendorf, Experte perte bei der SDSDW. Abgehol zte Wälder sind unglich wiederbring verloren. Auch A ein Ausgle eich durch Neu uanung pflanzu könne sie nicht ersetzen. Zudem findet der Ausgleich meist gar nicht in Hamburg statt. „Das Ziel der Koalitionsparteien, in jedem Hamburger Bezirk einen Hektar Wald aufzuforsten, stockt nicht nur, es ist vor dem Hintergrund e ines Waldverl u s t e s von 15 Hektar auch viel zu wenig“, so Muntendorf.
E i n Großteil des Waldes wird v o n Förstern betreut. Die anfälligen Nadelholz-Monokulturen aus der Nachkriegszeit sind mittlerweile auf fast kompletter Fläche Laubmischwälder, etwa im Klövensteen. „Durch nachhaltige Holznutzung werden Hamburgs Wälder auch wieder älter und die Bäume somit dicker“, so Muntendorf. Vom jährlichen Holzzuwachs nutzen die Förster nur rund die Hälfte. Nicht einig sind sich die Umweltschützer von Nabu und SDW beim weiteren Umgang mit den Wäldern: Der Nabu fordert, dass deutlich weniger Bäume im Wald gefällt werden und er sich viel mehr selbst überlassen bleibt – ohne forstwirtschaftliche Eingriffe. Bisher ist das nur bei zehn Prozent der Waldflächen in Hamburg gegeben.
Die SDW sieht das anders. „Alte Buchenwälder wie in Hausbruch stehen unter Schutz“, so Muntendorf. Noch größere Waldflächen sich selbst zu überlassen, hält man dort für falsch.
Wälder sind unsere grüne Lunge und nicht der Holzlieferant für einen schnelllebigen Markt. Malte Siegert, Nabu