Hamburger Morgenpost

Hamburgs Wälder Gesund, aber in Gefahr!

UMWELT So geht es den Bäumen. Naturschüt­zer: Es wird zu viel abgeholzt!

- SANDRA SCHÄFER sandra.schaefer@mopo.de

Trockene Sommer, Herbststür­me und massiver Borkenkäfe­r-Befall. Die Wälder ächzen unter dem Klimawande­l. Und dann will Hamburg in den nächsten Jahren auch noch 15 Hektar intakten Wald fällen. Zum heutigen Tag des Waldes fordert der Nabu, dass in wertvollen Waldfläche­n keine Bäume mehr gefällt werden dürfen. Andere Experten sehen das überrasche­nd anders.

„Wir brauchen mehr naturnahe Wälder, die fit für den Klimawande­l sind und wertvolle Lebensräum­e für Tiere, Pflanzen und Pilze bieten“, sagt der Vorsitzend­e des Nabu, Malte Siegert. „Hamburgs Wälder sind unsere grüne Lunge und nicht der

Holzliefer­ant für einen schnellleb­igen Markt.“„In den Wäldern muss sich Natur entwickeln dürfen, ohne forstwirts­chaftliche Eingriffe. Daher fordern wir einen Einschlags­topp für wertvolle Waldfläche­n, damit sich die Natur regenerier­en kann.“Besonders bedenklich ist laut Nabu die geplante Rodung des ökologisch bedeutende­n „Wilden Waldes“in Wilhelmsbu­rg, der sich am dicht besiedelte­n Reiherstie­gviertel seit Jahrzehnte­n ohne menschlich­e Eingriffe entwickeln konnte. Noch in diesem Jahr soll der zehn Hektar große Wald einem Neubaugebi­et weichen – trotz mehr als 20.000 Protestunt­erschrifte­n,

die der Nabu kürzzlich dem Senat überreicch­te. Und das isst längst nicht alles. In MoorfleetM müssen weiteere sieben Hektar Wald weichenw gen – für Ausbau den viersppuri­der d A1. Dagegen protestier­t auch die Schutzgeme­inschaft Deutscher

W a l d (SDW) .

„Das Abholzen von Wäldern im städtische­n und stadtnahen Raum ist imi

Hinblick auf den Klimawande­l absolut kontraprod­uktiv“, so Jan Muntendorf, Experte perte bei der SDSDW. Abgehol zte Wälder sind unglich wiederbrin­g verloren. Auch A ein Ausgle eich durch Neu uanung pflanzu könne sie nicht ersetzen. Zudem findet der Ausgleich meist gar nicht in Hamburg statt. „Das Ziel der Koalitions­parteien, in jedem Hamburger Bezirk einen Hektar Wald aufzuforst­en, stockt nicht nur, es ist vor dem Hintergrun­d e ines Waldverl u s t e s von 15 Hektar auch viel zu wenig“, so Muntendorf.

E i n Großteil des Waldes wird v o n Förstern betreut. Die anfälligen Nadelholz-Monokultur­en aus der Nachkriegs­zeit sind mittlerwei­le auf fast kompletter Fläche Laubmischw­älder, etwa im Klövenstee­n. „Durch nachhaltig­e Holznutzun­g werden Hamburgs Wälder auch wieder älter und die Bäume somit dicker“, so Muntendorf. Vom jährlichen Holzzuwach­s nutzen die Förster nur rund die Hälfte. Nicht einig sind sich die Umweltschü­tzer von Nabu und SDW beim weiteren Umgang mit den Wäldern: Der Nabu fordert, dass deutlich weniger Bäume im Wald gefällt werden und er sich viel mehr selbst überlassen bleibt – ohne forstwirts­chaftliche Eingriffe. Bisher ist das nur bei zehn Prozent der Waldfläche­n in Hamburg gegeben.

Die SDW sieht das anders. „Alte Buchenwäld­er wie in Hausbruch stehen unter Schutz“, so Muntendorf. Noch größere Waldfläche­n sich selbst zu überlassen, hält man dort für falsch.

Wälder sind unsere grüne Lunge und nicht der Holzliefer­ant für einen schnellleb­igen Markt. Malte Siegert, Nabu

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Hamburgs Wälder sind in Gefahr: Der „Wilde Wald“(kl. Foto) soll dem Wohnungsba­u weichen.
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Malte Siegert vom Nabu fordert einen Einschlags­topp für wertvolle Waldfläche­n.
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