Hamburger Morgenpost

Wie viel Zoff kann sich die EU leisten?

Scholz kämpft für Waffen, aber gegen gemeinsame Schulden

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BRÜSSEL – Die Staats- und Regierungs­chefs der EU suchen nach Wegen, den Gaza-Konflikt zu entschärfe­n und die Ukraine weiter zu unterstütz­en. Über die Wege dorthin gibt es in Europa unterschie­dliche Ansichten.

Kanzler Olaf Scholz (SPD) machte sich für die Idee stark, die Zinsen von in Europa eingefrore­nen russischen Milliarden zu nutzen, um damit Waffen für die Ukraine zu kaufen (MOPO berichtete). Wladimir Putin habe sich „verrechnet, wenn er glaubt, dass wir nicht in der Lage sind, die Ukraine so lange zu unterstütz­en, wie es notwendig ist“, sagte er. Doch das stößt in Europa auch auf Widerstand. Beispielsw­eise in Österreich: Für die „neutralen Länder“müsse sichergest­ellt sein, dass von dem Geld keine Waffen und Munition gekauft werden, sagte ÖsiKanzler Karl Nehammer. Das Geld solle lieber in den Wiederaufb­au der Ukraine fließen. Ungarns Premier Viktor Orbán und der slowakisch­e Regierungs­chef Robert Fico sind sowieso gegen jede Unterstütz­ung Kiews.

Und auch aus Portugal kommen Bedenken. Scholz wiederum stemmt sich gegen eine Idee aus Estland und Griechenla­nd, sich über Eurobonds gemeinsam zu verschulde­n, um auf- und die Ukraine ausrüsten zu können. Worauf sich die Regierungs­chefs einigen, war noch unklar. Meinungsve­rschiedenh­eiten gibt es auch bezüglich Israel. Vor allem Spanien und Irland fordern von der EU eine deutlich härtere Ansprache

gegenüber der einzigen Demokratie im Nahen Osten. UN-Generalsek­retär António Guterres forderte bei dem Treffen erneut einen Waffenstil­lstand. Scholz wollte sich auch diese Forderung so nicht zu eigen machen. Er sprach sich für einen „länger anhaltende­n Waffenstil­lstand“aus, „der auch verbunden ist mit der Freilassun­g aller Geiseln – und was mir auch wichtig ist, der Herausgabe der Gestorbene­n“.

 ?? ?? Polens Premier Donald Tusk (l.) ist ein glühender Unterstütz­er der Ukraine. Ungarns Regierungs­chef Viktor Orbán hält davon wenig.
Polens Premier Donald Tusk (l.) ist ein glühender Unterstütz­er der Ukraine. Ungarns Regierungs­chef Viktor Orbán hält davon wenig.

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