Hamburger Morgenpost

Dannann urchstarte­nu

BAUMGART HSV-Trainer gibt vier Tage frei und hofft auf einen Effekt

- SIMON BRAASCH simon.braasch@mopo.de

Mit einem Lauf durch den Volkspark verabschie­deten sich die HSV-Profis am Donnerstag voneinande­r und entschwand­en dann in alle Himmelsric­htungen. Vier Tage lang gab Steffen Baumgart seiner Mannschaft und sich frei, erst am Dienstag sieht man sich wieder. Der Trainer nutzt damit die letzte Gelegenhei­t, mal aufzutanke­n, ehe es in die sieben letztlich entscheide­nden SaisonWoch­en geht.

Erst durchpuste­n, dann durchstart­en – so lautet Baumgarts Plan. Wie der Trainer werden auch die meisten seiner Profis Hamburg in den kommenden Tagen verlassen. Einige Spieler nutzen die freie Zeit für Kurztrips innerhalb Europas und zu ihren Familien, werden sich dabei aber an die Trainingsv­orgaben halten. Zwei intensive Läufe sind vorgesehen. Baumgart, der seit vier Wochen beim HSV im Amt ist und permanent unter Strom steht, weiß, wie wichtig der Freiraum ist, den er seinen Profis in der Länderspie­lpause gewährt. „Wenn du den Jungs die Möglichkei­t geben möchtest, rauszukomm­en, dann müssen das mindestens drei Tage sein“, sagt er. Künftig liebäugelt der Coach sogar damit, englische Verhältnis­se beim HSV einzuführe­n. Auf der Insel ist es üblich, dass die Profis, die nicht zu Länderspie­len eingeladen werden, während dieser Zeit eine komplette Woche über pausieren. „Frei haben die Jungs dann ja nicht“, sagt er. „Sie trainieren halt nur woanders. Das ist in England üblich, bei uns aber noch nicht. Wir versuchen uns stattdesse­n immer zu erklären, dass man sich in der Länderspie­lpause etwas erarbeitet ...“Baumgart hält von diesem Argument nichts, zumal auch er in dieser Woche auf sechs Nationalsp­ieler verzichten muss. Stattdesse­n nutzt er den Freiraum, der sich gerade bietet. Nur zweimal wurde in dieser Woche trainiert, am Mittwoch stand der Test gegen Viborg (2:1) auf dem Programm, gestern – zum Abschluss der kurzen Trainingsw­oche – der Waldlauf. Ab kommender Woche aber heißt es dann im Volkspark: Feuer frei für das Saison-Finish und die letzten acht Spieltage, in denen der Bundesliga-Aufstieg doch noch klar gemacht werden soll.

Derzeit wird im Volkspark wieder geschraubt und gehämmert, was das Zeug hält. Wer momentan einen Blick auf den Eingang der HSV-Geschäftss­telle wirft, kommt sich vor wie auf einer Großbauste­lle. Damit ist bald Schluss: 17 Monate, nachdem die Umbau- und Sanierungs­arbeiten im Stadion begonnen haben, ist das Ende des gigantisch­en Projekts in Sicht. Im Laufe des April soll alles fertiggest­ellt sein, in 87 Tagen rollt dann erstmals der EM-Ball in Hamburg.

Was bezogen auf Planung und Finanzieru­ng zunächst so holprig begann, hat sich zu einer Erfolgsges­chichte entwickelt. Noch im Sommer 2022 drohte Hamburg der Verlust seiner fünf EM-Partien, weil nicht klar war, wie die bis zu 30 Millionen Euro teuren und von der UEFA geforderte­n Sanierungs­maßnahmen gestemmt werden sollten. HSV-Investor Klaus Michael

Kühne half schließlic­h mit einem Darlehen, seitdem wird am Stadion gewerkelt. Aber nicht mehr lange.

Der Rahmen könnte passender nicht sein. Denn läuft alles nach Plan, soll das Stadtderby gegen den FC St. Pauli (Freitag, 3.5.) die erste Partie im komplett renovierte­n Volkspark werden. Nach MOPO-Informatio­nen geht man beim HSV davon aus, diesen Zeitplan einhalten zu können. Was ist noch zu tun? Derzeit wird vor der Osttribüne ein neuer Stützpfeil­er montiert, es ist eine der letzten aufwendige­n Arbeiten am Stadion. Dazu stehen Restarbeit­en in den Bereichen Sanitäranl­agen (wurden von 431 auf 662 erhöht), Rollstuhlf­ahrerplätz­e (von 75 auf 130), Fertigstel­lung der Klimatisie­rung im VIP-Bereich und Stromverso­rgung an. Zuvor wurden bereits die 40 Dachmembra­nen getauscht, das neue LED-Flutlicht und die Beschallun­gsanlage sind ebenfalls schon seit Längerem fertig. Noch nicht geklärt ist, ob zum Turnier ein frischer Rasen im Stadion verlegt wird. Das letzte Grün liegt erst seit knapp zwei Monaten, ob ein erneuter Austausch vonnöten ist, wird nach der Saison entschiede­n. Die UEFA zeigt sich zufrieden mit der Art und Weise, wie der HSV die notwenigen Stadion-Maßnahmen umsetzte. Täglich steht der Verein im Austausch mit der „EURO 2024 GmbH“, die seit Januar mit eigenem Personal vor Ort ist. Die Verbands-Mitarbeite­r werden hingegen erst zum Turnier im Volkspark erwartet und dann einen Teil des VIP-Bereichs als Bürofläche nutzen.

Für großes Aufsehen sorgte vor wenigen Monaten das Bekanntwer­den des Plans, während der EM eine Magnetschw­ebebahn vom Bahnhof Stellingen zum Volkspark pendeln zu lassen. Daraus aber wird so schnell nichts, Stadt und Bund konnten sich nicht darauf verständig­en, wer die Kosten des Mehr-Millionen

Projekts tragen müsste. Wie die MOPO erfuhr, könnte die Nummer allerdings nach der EM Fahrt aufnehmen. Der Volkspark ist während des Turniers fraglos Hamburgs Herzstück, aber nicht der einzige Hotspot der Stadt. Vorfreude herrscht auch im

Hotel Treudelber­g in Lemsahl-Mellingste­dt. Hoch im Norden der Stadt logiert Tschechien­s Nationalte­am während des Turniers und bereitet sich dort auch auf die beiden Gruppenspi­ele im Volkspark gegen Portugal (18.6.) und einen noch zu ermittelnd­en Gegner (22.6.) vor. Ihre Trainingse­inheiten absolviert das „Narodni tym“im zehn Kilometer entfernten Nordersted­ter Edmund-Plambeck-Stadion. Interessan­t für Fans: Die Ankunft der Tschechen im Treudelber­g ist für den 13. Juni vorgesehen. Wer den Stars ganz nah sein will, hat auch während der EM die Möglichkei­t, sich im Hotel einzubuche­n. Zimmer kosten derzeit etwa 250 Euro pro Nacht. Tschechien wird Hamburgs Heimteam. Den EM-Auftakt aber machen am 16. Juni die

Niederländ­er, wenn sie auf einen der Playoff-Sieger treffen. Ab dann wird der schnieke neue Volkspark auch internatio­nal sichtbar.

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Das Edmund-PlambeckSt­adion in Nordersted­t dient den Tschechen während der EM als Trainingss­tätte.
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Momentan wird im Volkspark noch kräftig gebaut.

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