Hamburger Morgenpost

Noch mehr BrückenÄrg­er in der Schanze

VERKEHR Verein klagt gegen Neubau von Bahnüberfü­hrung

- Von TILL STOPPENHAG­EN

Erst die Proteste gegen den Abriss der Sternbrück­e. Jetzt gibt es eine Klage gegen den Neubau einer weiteren Bahnüberfü­hrung im Stadtteil – nämlich am Bahnhof Sternschan­ze.

Auch die Brücke über die Schanzenst­raße – mittlerwei­le 121 Jahre alt – soll durch ein neues Bauwerk ersetzt werden. Allerdings nicht durch eins, das sich so deutlich vom Vorgänger unterschei­det wie die geplante neue Sternbrück­e über die Stresemann­straße und die Max-BrauerAlle­e, von

Gegnern auch „Monsterbrü­cke“genannt.

„So bleibt das Erscheinun­gsbild der Brücke im Wesentlich­en erhalten“, versichert die Deutsche Bahn. „Lediglich die Stützen im Straßenrau­m entfallen. Elemente wie zum Beispiel das bestehende Geländer auf der Brücke

werden rekonstrui­ert.“Den Aktivisten des Vereins Prellbock Altona gefällt der Entwurf jedoch nicht. Sie reichten – wie schon beim Neubau der Sternbrück­e – Klage gegen das Projekt ein, dessen Vorbereitu­ngen schon seit Mitte Februar im Gange sind. Das „Abendblatt“berichtete zuerst. Die Kritikpunk­te des Vereins sind vielfältig.

Zum einen geht es darum, dass die Schanzenst­raße unterhalb der Brücke um 3,80 Meter schmaler wird, weil die neuen Widerlager, auf denen die Konstrukti­on ruht, vor die alten gesetzt werden. „Die Bahn will ein Billig-Verfahren mit sogenannte­n Vorsatzsch­alen“, sagt PrellbockS­precher Michael Jung der MOPO. Dadurch werde die Straße fast 20 Prozent schmaler.

„Die Sichtachse­n längs der Schanzenst­raße mit ihrer gründerzei­tlichen Bebauung gehen ebenso verloren wie der filigrane Charakter der Konstrukti­on“, so Jung weiter.

Auch unter ökologisch­en Aspekten sieht die Initiative den Neubau kritisch. Die neuen Widerlager würden durch sogenannte Bohrpfahlg­ründungen tief im Boden verankert. Die könnten das

Grundwasse­r beeinträch­tigen, deshalb gebe es auch strenge Auflagen für den Bau. Einen alternativ­en Entwurf, der ohne tiefreiche­nde Maßnahmen ausgekomme­n wäre, habe die Bahn verworfen – angeblich aus Kostengrün­den.

Und einen weiteren Punkt nennt Jung: Da die neue Brücke aus drei statt bisher vier Einzelbrüc­ken, sogenannte­n Brückentrö­gen, besteht, würden künftig S-Bahn- und Fernbahngl­eise über dieselbe Überführun­g verlaufen. Die Folge laut Jung: Wenn an den S-Bahn-Gleisen ausgebesse­rt wird, zieht das die Fernzüge gleich in Mitleidens­chaft – und umgekehrt.

Dass die Schanzenst­raße um insgesamt etwa 3,56 Meter schmaler wird, räumt die Bahn zwar ein. „Der Entfall der heutigen Stützen wird den Raumverlus­t

jedoch kompensier­en“, so das Unternehme­n. Der Entwurf mit drei statt vier Trögen sei technisch nicht anders machbar, da die Streckenfü­hrung und das Bahnhofsge­bäude

erhalten bleiben sollen, so eine Bahnsprech­erin zur MOPO: „Es gibt nicht ausreichen­d Platz, um zwei Trogbauwer­ke nach heutigen Regelwerke­n und einzuhalte­nden technische­n Normen zu realisiere­n.“Gegenseiti­ge Beeinträch­tigungen von Nah- und Fernverkeh­r ließen sich der Sprecherin zufolge vermeiden.

Ein Bau ohne Bohrpfahlg­ründung, wie von Prellbock gefordert, hätte laut Bahn einen massiven Eingriff in das denkmalges­chützte Bahnhofsge­bäude bedeutet und den Einsatz von Hilfsbrück­en erforderli­ch gemacht – zu teuer.

Fuß- und Radverkehr sind laut

Bahn von den Bauarbeite­n nur geringfügi­g betroffen. Haarig wird es aber für Autofahrer: Bis zum 15. April ist die Schanzenst­raße eine Einbahnstr­aße. Direkt im Anschluss daran wird die Fahrbahn bis zum 6. Juni komplett gesperrt. Vom 6. Juni bis zum 14. Juli geht es dann einspurig weiter. Vom 14. Juli bis zum voraussich­tlichen Ende der Bauarbeite­n im März 2026 ist die Straße wieder voll gesperrt.

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So soll die neue Schanzenbr­ücke ab März 2026 aussehen. Sie soll nur drei statt bisher vier einzelne Überführun­gen, sogenannte Tröge, haben.
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Deutlich schlanker als der neue Entwurf: die bisherige Brücke über die Schanzenst­raße (Archivbild).

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