Tag der Entscheidung
Schritt in die KGaA? Die HSV-Mitglieder bestimmen. Auf was der Verein hofft und welche Rolle Kühne anders als 2014 hat
Nun ist er also da, der Schicksalstag des HSV. Und einzig seine Mitglieder entscheiden auf der außerordentlichen Versammlung ab 11 Uhr darüber, ob er als Tag der Zäsur in die Geschichte des Vereins eingehen wird. Die letzte große StrukturReform liegt zehn Jahre zurück, nach 2014 aber ging es nicht wie angepriesen zurück in den Europapokal, sondern sportlich bergab. Jetzt geht es wieder um eine Menge Geld und Investoren. Doch diesmal soll alles anders werden. Weil ein klarer, transparenter Plan vorliegt.
Zwei Jahre lang hat die Arbeitsgruppe Rechtsform um Aufsichtsratschef und VizePräsident Michael Papenfuß das Konzept ausgearbeitet, Debatten geführt und bis zuletzt kritische Fragen aus der Mitgliedschaft beantwortet – weil das Standing von Investoren im Profi-Geschäft im vergangenen Jahrzehnt nicht besser geworden ist. Der HSV aber setzt auf einen neuen Weg. Schon die erste von zwei Abstimmungen im Wilhelmsburger Inselpark wird dem Verein Gewissheit liefern.
Stimmen die Mitglieder mit einer Dreiviertel-Mehrheit für die Umwandlung von der Fußball AG in eine KGaA, würde sich Klaus-Michael Kühnes 30-Millionen-EuroWandel-Darlehen automatisch in weitere acht Prozent der Anteile (von 13,53 auf 21,4) wandeln. Die im Juni 2023 gewährte Summe müsste nicht zurückgezahlt werden, wurde bisher aber ohnehin nicht angerührt und liegt gut verzinst auf einem Festgeldkonto. Perspektivisch will Finanz-Vorstand Eric Huwer mit dem Geld vor allem die Infrastruktur stärken und die Entschuldung vorantreiben, noch aber liegt es auf der hohen Kante. Der HSV verdient aufgrund der Zinslage sogar noch am WandelDarlehen. Die Pläne sehen neben dem Übergang in die KGaA – die eine Stärkung der Mitgliederrechte mit sich brächte, weil die ebenfalls neu zu gründende Management AG zu 100 Prozent in Besitz des HSV e.V. wäre – aber noch eine zweite Abstimmung vor, bei der es um noch mehr Geld geht. Denn im zweiten Schritt entscheiden die Mitglieder darüber, ob in der neuen Kapitalstruktur weitere Aktien veräußert werden dürften. „Wir befinden uns in einer sehr stabilen wirtschaftlichen Situation. Deshalb ist es derzeit nicht beabsichtigt, unmittelbar nach der Entscheidung weiteres Kapital einzusammeln“, sagte Papenfuß der MOPO. „Uns geht es grundsätzlich um die dauerhafte Stärkung der Mitgliederrechte bei gleichzeitiger Möglichkeit neuer Eigenkapitalbeschaffung.“Der finanzielle Spielraum beläuft sich auf mehr als 100
Millionen Euro – zusätzlich zu Kühnes Darlehen. Durch die Erhöhung der Kühne-Anteile würde sich der Anteil des HSV e.V. an der KGaA auf zunächst 68 Prozent reduzieren. Bis zur selbst auferlegten Grenze (mindestens 50 Prozent Eigenanteil) könnten aber noch 18 Prozent der Anteile veräußert werden – verbunden mit der Aussicht auf einen dreistelligen MillionenBetrag. Und nach MOPO-Informationen ist es wahrscheinlich, dass abermals Kühne einen kleinen Teil davon zahlt – ohne jedoch an Einfluss zu gewinnen. Hintergrund ist diesmal das 20-Millionen-Euro-Darlehen, das der 86-Jährige dem HSV im Dezember 2022 gemeinsam mit drei anderen Hamburger Geldgebern für die Stadion-Modernisierung gewährte. Anders als bei der Wandelschuldverschreibung existiert hierbei zwar kein vertraglich fixierter Automatismus – aber die Option, dass die Summe ebenfalls in Anteile umgewandelt werden kann. Und bevor die Bosse um Finanz-Vorstand Huwer mit anderen, möglichen Investoren aus dem Großraum Hamburg verhandeln, die etwas mit dem HSV verbinden und die kein Rendite-Interesse haben, würden sie erst einmal auf die vertrauten zugehen. Also auch auf Kühne, der zur Hälfte an dem 20-Millionen-EuroDarlehen beteiligt war. An dieser Stelle folgt das große Aber. Bei der Ausgliederung der Profi-Abteilung in die Fußball AG im Mai 2014 hatte es noch geheißen, dass die Investoren Schlange stehen würden – tatsächlich zeichnete in den Folgejahren aber nur einer Anteile: Kühne. Wie jeder andere Geldgeber dürfte aber auch der Edel-Fan künftig maximal 25 Prozent halten. Und durch die Trennung von operativer Führung (Management AG) und Kapitalstruktur (KGaA) – ein zentraler Vorteil der erhofften Rechtsform – gibt es keinen Einfluss der Gesellschafter auf die Geschäfte des Vorstands. Auch wenn sich seine Position auf dem Papier verschlechtern würde, soll Kühne den Weg des HSV mitgehen wollen – ohne eigene Ziele zu verfolgen. „Mit dem Rechtsformwechsel schaffen wir die Voraussetzung für weitere Beteiligungen, gewähren aber keinerlei Einfluss auf die operative Führung“, sagt Papenfuß. Das Ziel nach zwei Jahren Ausarbeitung und viel Überzeugungsarbeit ist klar: eine Reform der Stärke. Hin zu einer Struktur, die nicht auf Fremdkapital angewiesen ist, die aber auch im Falle des Nicht-Aufstiegs nicht zwangsläufig ausgereizt werden würde. „Das Feedback, das wir in diversen Gespr halten hab tig positiv“fuß. „Dah zuversicht l wir die e chenden heiten be men.“
Tag der En scheidung.