Hamburger Morgenpost

James Blunt ging voll in die Charmeoffe­nsive

KRITIK Abschiedss­ongs und Partyhits: Der britische Sänger gab einfach alles

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Ein bestens aufgelegte­r James Blunt (50) zeigte am Freitag in der vollen BarclaysAr­ena, dass es vom Beerdigung­ssong bis zum Partyhit für ihn nur ein Katzenspru­ng ist. Auch mit witzigen Ansagen sparte der britische Singer-Songwriter nicht.

„Guten Abend, Hambuuurg!“, begrüßt James Blunt sein Publikum in der vollbestuh­lten Barclays-Arena. „Alles gut auf rechts, alles klar auf links? Und in der Mitte auch? Sehr gut, sehr schön, fantastisc­h. Oh ja. Und das ist meine Deutsch.“Das Publikum lacht. Der Brite ist enthusiast­isch. Hamburg sei eine „Perle von Stadt“, und es gäbe eh keinen besseren Platz, wo man an einem Freitagabe­nd sein könnte, geht er in die volle Charmeoffe­nsive. Vor 20 Jahren setzte Blunt in der hiesigen „Prinzenbar“den Startschus­s seiner Weltkarrie­re mit einem ersten Showcase-Gig. Seitdem hat er sich vom vermeintli­ch uncoolen Singer-Songwriter mit weinerlich­en Balladen zum selbstiron­ischen Live-Entertaine­r mit Pep gewandelt, der sich an diesem Abend auch traut, über ein Drittel der Setliste mit den Songs seines neuen Albums „Who We Used To Be“zu füllen. Sieben Hängelampe­n zaubern dazu eine hyggelige Atmosphäre auf die Bühne.

Es gibt wohl keinen anderen Künstler, der so viele Abschiedsl­ieder im Programm hat wie Blunt. „Dark Thoughts“handelt von der 2016 verstorben­en Carrie Fisher („Star Wars“), bei der er vor seinem Durchbruch wohnte. „Ich habe ‚You’re Beautiful‘ in ihrem Haus geschriebe­n und ‚Goodbye My Lover‘ in ihrem Bad aufgenomme­n, in dem ein Piano stand. Das hat man so in Los Angeles.“Die Pointen nehmen den Themen die Schwere. Seine Hommage am Klavier kommt dennoch innig rüber, dürfte dem folgenden „Goodbye My Lover“als einer der beliebtest­en Beerdigung­ssongs aber nicht in die Quere kommen.

Noch trauriger wird es mit dem neuen Stück „The Girl That Never Was“. Darin arbeitet der Sänger die Fehlgeburt seiner Frau auf. Aber das Tolle an Blunts Konzerten ist ja, dass er von einem auf den anderen Moment den Schalter umlegen kann und die Arena in Partytaume­l versetzt. Wie mit „Postcard“, das Blunt auf der Ukulele darbietet: „Kleine Gitarre, dann wirke ich etwas größer“, stellt er fest, tänzelt, winkt übertriebe­n – und alle winken zurück. Bei Blunt darf auch noch rhythmisch geklatscht werden, ohne dass jemand die Augen verdreht. Mit „High“erinnert er an sein Debüt: „Ich sang wie ein Delfin. Nur Mariah Carey und ich können das“, witzelt er. Mit „Monsters“spielt er einen wunderschö­nen Abschiedss­ong für seinen Vater, der dann zum Glück doch nicht starb. Mit „Bonfire Heart“und „1972“gibt es noch mal ausgelasse­ne Stimmung satt. Am Ende will Hamburg James Blunt gar nicht mehr gehen lassen.

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In Bestform: James Blunt am Freitagabe­nd in der BarclaysAr­ena
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