„Ich war überzeugt, dass der Tag kommt“
MATHEO RAAB Sein Kindheitstraum wurde plötzlich wahr: HSV-Keeper spricht in der MOPO über den Torwart-Wechsel
nicht zum HSV gewechselt. Gerade auf der Torhüter-Position ist Geduld gefragt. Ich war überzeugt, dass der Tag irgendwann kommt. Es fällt schwer, immer ruhig zu bleiben, aber es kann sich auszahlen.
Es ist viel Konjunktiv, aber: Wie lange wären Sie noch die Nummer 2 geblieben, ehe Sie gesagt hätten: Ich habe hier zwar viel gelernt brauche jetzt aber eine Veränderung, um meine Entwicklung nicht zu gefährden.
Im Fußball kann man nichts voraussehen. Es ist ein Tagesgeschäft, man muss die Situation so nehmen wie sie ist. Ich habe 2022 für vier Jahre beim HSV unterschrieben – mit einem klaren Plan und Zielen.
Kann man von Normalität sprechen, wenn man als 25-Jähriger einen langjährigen Stammtorwart verdrängt und nun die Nummer 1 des HSV ist?
Das ist auf gar keinen Fall Normalität. Wenn man hintendran ist und darum kämpft, die Nummer 1 zu werden, denkt man: Da steckt noch so viel harte Arbeit drin, wann kommt der Tag endlich? Am Ende kann es schnell passieren, aber es erfordert viel Geduld. Jetzt zählt es, Spiel für Spiel Leistung zu bringen und es eben nicht als normal anzusehen. Unser Job ist alles andere als normal – und das sollte man auch so wertschätzen. Gerade bei einem Verein wie dem HSV.
Ist es für Sie ein Kindheitswunsch, der sich jetzt erfüllt hat?
Auf jeden Fall. Als kleiner Bub stellt man sich den Traum, Profi-Fußballer zu sein, anders vor als er wirklich ist. Aber es ist definitiv ein Traum, der für mich beim HSV in Erfüllung gegangen ist.
Etwa 600 Kilometer von Hamburg und dem HSV entfernt, haben Sie am letzten Wochenende in Ihrer Heimat in Hessen einen Fan-Klub besucht.
Es war mein erster Fan-KlubBesuch und ich war schon ein bisschen aufgeregt (lacht). Aber ich habe es genossen. Es waren 60, 70 Leute da. Der Präsident ist 70 Jahre alt, ist seit 1964 Dauerkarten-Inhaber und hat die HSV-Raute am Ohr tätowiert. Dass der Support aus ganz Deutschland und teilweise auch aus dem Ausland kommt, zeigt, wie besonders der HSV ist.
Während Sie Ihren Traum leben, ist die Situation für Daniel Heuer Fernandes neu. Sie kennen ihn sehr gut. Hat er mit seiner Rolle zu kämpfen?
Für jeden Sportler ist es nicht leicht, einen Rückschlag wegzustecken. Aber in den eineinhalb Jahren zuvor habe ich in der Situation des zweiten Torwarts gesteckt und das Team unterstützt. Jetzt ist es genauso, nur andersherum. In dieser entscheidenden Saison-Phase geht es nur zusammen, nur so können wir unsere Ziele erreichen.
Steffen Baumgart hat andere Vorstellungen als Tim Walter. Sind Sie lieber der klassische Torwart als der, der im Aufbauspiel die Rolle des „Spielmachers“einnimmt?
Die eineinhalb Jahre mit Tim haben mich brutal gefördert. Man hat Dinge gemacht, die ich als Torwart vorher noch nie gemacht habe. In Kombination mit dem jetzigen Spiel hilft mir das sehr. Man hat eine komplette Ruhe am Ball, da sind wir auch weiterhin gefragt. Aber wir konzentrieren uns jetzt wieder ein bisschen mehr aufs Bälle halten.
Nationalkeeper Manuel Neuer hat das moderne Torhüter-Spiel geprägt. Sie sagten der MOPO im Juli 2022 auch, dass es Ihr Traum sei, mal gegen ihn zu spielen. Wird es nächste Saison so weit sein? Das ist unser großes Ziel und ich bin davon überzeugt, dass wir es schaffen können. Der Trainer fordert ein gradliniges Spiel von uns, jeder soll seine Stärken einbringen. Das hilft uns in der aktuellen Phase und ich habe ein gutes Gefühl, dass uns das auch zum Aufstieg verhelfen kann. Und dann spielen wir nächstes Jahr unter anderem auch gegen Manuel Neuer (lacht).
2. LIGA
Für jeden Sportler ist es nicht leicht, einen Rückschlag wegzustecken. In dieser Phase geht es aber nur zusammen. Raab über Heuer Fernandes
VON ST. PAULI BERICHTET
„Unbeschreiblich“, so be- richtete es Eric da Silva Moreira am Mittwoch, sei das Gefühl gewesen, in Nürnberg (2:0) für die Profis zu debütieren. „Auf diesen Tag habe ich hingearbeitet.“Es war ein weiterer Etappenschritt in seiner noch jungen Karriere. Die nächsten sollen folgen – sportlich wie privat.
Wüsste man es nicht besser, hätte man da Silva Moreira zu keiner Sekunde angemerkt, dass er blutjung und seine Profikarriere erst wenige Minuten alt ist. Völlig abgeklärt, freundlich und launig widmete sich der 17-Jährige gestern den Fragen der Medienvertreter. Es dürfte auch diese positive und selbstbewusste Art gewesen sein, die da Silva Moreira in den vergangenen Monaten zu einem kometenhaften Aufstieg verhalf: U17Europameister im Sommer, U17-Weltmeister im Dezember, vollständiger Teil des Profitrainings seit dem Jahreswechsel und nun das Pflichtspiel-Debüt. Schwierigkeiten, trotz der plötzlichen Öffentlichkeit vor allem nach dem WM-Titel im Kopf sortiert zu bleiben, hatte da Silva Moreira jedoch keine: „Man muss das einordnen können. Ich bin U17Weltmeister und nicht Weltmeister-Weltmeister. Das ist nicht nichts. Aber man muss auf dem Boden bleiben“, so der Deutsch-Portugiese, der nach MOPO-Informationen noch einen Fördervertrag bis 2025 besitzt.
Nun sollen weitere Schritte folgen, wenngleich sich der Spieler selbst bescheiden gibt: „Ich versuche, das Beste
ST. PAULI-KURZPÄSSE
ENDLICH: Nach zahlreichen Anläufen durfte Elias Saad sein Debüt für die tunesische Nationalmannschaft feiern. Beim Spiel gegen Neuseeland (4:2 i.E.) am Dienstag im Rahmen eines Vier-NationenTurniers wurde der Flügelstürmer zur Halbzeitpause eingewechselt. ENTSPANNUNG: Heute haben die St. Pauli-Profis trainingsfrei.