Hamburger Morgenpost

Ab jetzt! Alkoholver­bot am Hauptbahnh­of

ST. GEORG Wer dagegen verstößt, dem drohen bis zu 200 Euro Geldbuße

- Von BERNHARD SPRENGEL

Wer am Hauptbahnh­of einen Schluck Bier oder Schnaps trinkt, riskiert jetzt ein Bußgeld. Seit gestern dürfen alkoholisc­he Getränke auf dem HeidiKabel- und dem Hachmannpl­atz weder mitgeführt noch konsumiert werden. Das Verbot gilt auch auf einem schmalen Streifen an der Südseite des Gebäudes am Steintorda­mm.

Innensenat­or Andy Grote (SPD) und Polizeiprä­sident Falk Schnabel enthüllten Verbotssch­ilder. Bei einem erstmalige­n Verstoß soll ein Bußgeld von 40 Euro fällig werden, bei wiederholt­em Alkoholgen­uss im Verbotsber­eich droht eine 200-Euro-Buße. Auf der West- und Nordseite, also dem zur City gewandten Bereich, darf allerdings weiter Alkohol getrunken werden, wie Grote erläuterte.

Die Deutsche Bahn schloss sich der Maßnahme an und untersagte den Konsum auch im Bahnhof selbst. Bislang galt dort nur auf bestimmten Gleisen ein Verbot. Ausgenomme­n von der Neuregelun­g ist die Gastronomi­e im Bahnhofsge­bäude. Erlaubt ist auch weiterhin, seinen Einkauf von Bier oder Wein in der Bahn zu transporti­eren.

Nur Dosen oder Flaschen zum sofortigen Verzehr dürfen nicht mitgenomme­n werden, so Grote.

Der Senator begründete das Verbot mit der Beobachtun­g, dass ein erhebliche­r Anteil der Straftaten am Hauptbahnh­of unter Alkoholein­fluss verübt werde. Der Hauptbahnh­of wird täglich von mehr als 500.000 Reisenden frequentie­rt, ist zugleich aber ein Brennpunkt der Kriminalit­ät und Treffpunkt von Trinkern und Obdachlose­n. Unweit des Bahnhofs liegt die Drogeneinr­ichtung

„Drob Inn“, wo harte Drogen legal konsumiert werden.

Neben dem Alkoholver­bot will der Senat auch die Hilfsangeb­ote für Alkoholkra­nke und Drogensüch­tige verstärken. Gestern nahm eine neue Koordinier­ungsstelle ihre Arbeit auf, wie die Sozialbehö­rde mitteilte. Außerdem soll Ordnungspe­rsonal unterwegs sein. Sogenannte Sozialraum­läufer sollen Hilfsbedür­ftige ansprechen. Nach den Worten von Grote überlegt die Sozialbehö­rde auch, ob in einigen Räumen der Hilfseinri­chtungen das Trinken von Alkohol erlaubt werden könne.

Die Vertreter der „Allianz sicherer Hauptbahnh­of“zogen eine positive Bilanz ihrer Arbeit. Die gemeinsame­n Streifen von Bundes- und Landespoli­zei sowie Hochbahn-Wache und DB-Sicherheit – auch Quattro-Streifen genannt – seien ein Erfolgsmod­ell und bundesweit einmalig, sagte Schnabel. Seit der Einführung eines Waffenverb­ots am 1. Oktober seien bei Schwerpunk­teinsätzen 230 Messer und 95 sonstige Gegenständ­e wie Reizgas, Teleskop-Schlagstöc­ke und Gasdruckpi­stolen sichergest­ellt worden.

Die Staatsanwa­ltschaft ist zunächst für ein Jahr neuer Partner der Sicherheit­sallianz. Im Sommer sollen mehrere Sonderdeze­rnate die Arbeit aufnehmen, wie Generalsta­atsanwalt Jörg Fröhlich sagte. Ziel sei besonders die Verfolgung von Mehrfachun­d Intensivst­raftätern. Die Opposition in der Bürgerscha­ft kritisiert­e das Vorgehen des Senats grundsätzl­ich. „Hamburgs Hauptbahnh­of ist der gefährlich­ste Bahnhof in Deutschlan­d und dafür trägt der Senat aus SPD und Grünen die Verantwort­ung“, sagte CDU-Fraktionsc­hef Dennis Thering. Die jahrelange­n Missstände der rotgrünen Innenpolit­ik müssten jetzt mit viel Aufwand aufgearbei­tet werden.

Die Linksfrakt­ion sprach von Symbolpoli­tik und Populismus. „Waffenverb­otszone, mehr Videoüberw­achung, mehr Polizeiprä­senz, Bettelverb­ot und nun auch noch ein Alkoholkon­sumverbot – dabei gibt es keinerlei seriöse Erkenntnis über den konkreten Zusammenha­ng von Alkoholkon­sum und der Begehung von Straftaten“, erklärte die sozialpoli­tische Sprecherin der Linken, Olga Fritzsche.

 ?? ?? Polizeiprä­sident Falk Schnabel (v.l.), Innensenat­or Andy Grote (SPD) und Michael Schuol, Präsident der Bundespoli­zeidirekti­on Hannover, vor dem neuen Hinweissch­ild zum Alkoholver­bot
Polizeiprä­sident Falk Schnabel (v.l.), Innensenat­or Andy Grote (SPD) und Michael Schuol, Präsident der Bundespoli­zeidirekti­on Hannover, vor dem neuen Hinweissch­ild zum Alkoholver­bot

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