Wochenmärkte in Gefahr!
Hohe Gebühren, Sicherheitsanforderungen, Kostendruck: Betrieb wird immer schwieriger
Märkte und Feste auf den Straßen – in vielen Hamburger Stadtteilen ein fester Bestandteil des öffentlichen Lebens. Im Verfassungs- und Bezirksausschuss haben Vertreter der Wochemärkte gestern fehlende Unterstützung durch den Stadtstaat beklagt.
Wachsende Auflagen, Kostensteigerungen und fehlende Nachwuchskräfte: Die Wochenmärkte und Straßenfeste stehen nach Angaben der Betreiber vor großen Herausforderungen. Beiden Geschäftszweigen haben die Corona-Jahre und darauffolgenden Preissteigerungen zugesetzt, wie Wilfried Thal, Präsident des Landesverbands des Ambulanten Gewerbes und der Schausteller Hamburg (LAGS), sagte. Zu den aktuellen Schwierigkeiten der Wochenmärkte und Straßenfeste tagte gestern der Verfassungs- und Bezirksausschuss der Bürgerschaft. Die CDU-Fraktion hat zwei Anträge eingereicht und fordert darin unter anderem, die Bürokratie für Marktbeschicker abzubauen und Fördermöglichkeiten für die Wochenmärkte zu prüfen. In Bezug auf die Straßenfeste sollen insbesondere die Senkung der Sondernutzungsgebühren für Straßen und Gehwege und die Auflagen der Verkehrssicherung thematisiert werden.
Der Kostendruck sei bei den Beschickern der Wochenmärkte besonders zu spüren, erläuterte Thal. Entlang der Wertschöpfungskette müssten die kleinen Betriebe viele Bereiche gleichzeitig auffangen: die Produktion, die Verpackung und den Transport. Die Kosten seien in den vergangenen Jahren deutlich gestiegen und könnten auch nicht grenzenlos an die Kunden weitergegeben werden. „Und dann ist es natürlich schon so, dass man hier in Hamburg in einem sehr starken Wettbewerb steht“, sagte er. Es werde daher schwieriger, als Markthändler ein Auskommen zu erwirtschaften. Das unternehmerische Risiko in Kombination mit den langen Arbeitstagen als Marktbeschicker führe dazu, dass Nachwuchs für die Märkte zunehmend fehle. Belastungen sieht Thal auch durch die Bürokratie, vor allem die EU-Gesetze. Die seien für den weltweiten Handel geschaffen, überfrachteten aber die regionalen Betriebe. Von der Politik fordert der LAGS-Präsident mehr Unterstützung für die Wochenmärkte.
„In der Verwaltung ist im Grunde Verständnis für unsere Probleme da – aber auch dort fehlt die Zeit, sich professionell einzubringen“, sagte Thal. „Ich würde mir hier in Hamburg zumindest einen Kümmerer wünschen, der sich dieser Probleme annimmt.“
Dieser Ansprechpartner sollte nach Möglichkeit über der Bezirksebene eingesetzt werden. Mögliche Aufgaben sieht Thal in der Akquise von Händlern und in der Erleichterung der bürokratischen Last. Für knapp 100 Märkte in Hamburg und im umliegenden Speckgürtel ist sein Verband zurzeit zuständig, knapp die Hälfte davon wird rein privat organisiert. Der wöchentliche Markt und genauso regelmäßige Stadtfeste seien Treffpunkte und Zentren für das kulturelle Leben einer Stadt, betonte der LAGS-Präsident. Hohe Sondernutzungsgebühren, teure Verkehrssicherungen und immer mehr Sicherheitsanforderungen setzten auch die Veranstalter von Festen unter finanziellen Druck. Das bestätigt auch Uwe Bergmann, Geschäftsführer der Bergmann-Gruppe, die Stadtteilfeste und zum Beispiel auch Teile des Hafengeburtstags organisiert. Frei finanzierte Veranstaltungen seien ein hohes Risiko geworden. Als Veranstalter lebe er deshalb von Aufträgen, bei denen Kosten und Einnahmen kalkulierbar seien. „Wir müssen neu betrachten, welchen Wert solche Veranstaltungen im öffentlichen Leben haben“, so Bergmann. Der Senat habe zwei Hebel zur Verfügung: die Sondernutzungsgebühren als erste Maßnahme und eine gezielte finanzielle Kulturförderung als zweite.
Ich würde mir in Hamburg einen Kümmerer wünschen, der sich dieser Probleme annimmt. Wilfried Thal