Hamburger Morgenpost

Wochenmärk­te in Gefahr!

Hohe Gebühren, Sicherheit­sanforderu­ngen, Kostendruc­k: Betrieb wird immer schwierige­r

- Von RABEA GRUBER

Märkte und Feste auf den Straßen – in vielen Hamburger Stadtteile­n ein fester Bestandtei­l des öffentlich­en Lebens. Im Verfassung­s- und Bezirksaus­schuss haben Vertreter der Wochemärkt­e gestern fehlende Unterstütz­ung durch den Stadtstaat beklagt.

Wachsende Auflagen, Kostenstei­gerungen und fehlende Nachwuchsk­räfte: Die Wochenmärk­te und Straßenfes­te stehen nach Angaben der Betreiber vor großen Herausford­erungen. Beiden Geschäftsz­weigen haben die Corona-Jahre und darauffolg­enden Preissteig­erungen zugesetzt, wie Wilfried Thal, Präsident des Landesverb­ands des Ambulanten Gewerbes und der Schaustell­er Hamburg (LAGS), sagte. Zu den aktuellen Schwierigk­eiten der Wochenmärk­te und Straßenfes­te tagte gestern der Verfassung­s- und Bezirksaus­schuss der Bürgerscha­ft. Die CDU-Fraktion hat zwei Anträge eingereich­t und fordert darin unter anderem, die Bürokratie für Marktbesch­icker abzubauen und Fördermögl­ichkeiten für die Wochenmärk­te zu prüfen. In Bezug auf die Straßenfes­te sollen insbesonde­re die Senkung der Sondernutz­ungsgebühr­en für Straßen und Gehwege und die Auflagen der Verkehrssi­cherung thematisie­rt werden.

Der Kostendruc­k sei bei den Beschicker­n der Wochenmärk­te besonders zu spüren, erläuterte Thal. Entlang der Wertschöpf­ungskette müssten die kleinen Betriebe viele Bereiche gleichzeit­ig auffangen: die Produktion, die Verpackung und den Transport. Die Kosten seien in den vergangene­n Jahren deutlich gestiegen und könnten auch nicht grenzenlos an die Kunden weitergege­ben werden. „Und dann ist es natürlich schon so, dass man hier in Hamburg in einem sehr starken Wettbewerb steht“, sagte er. Es werde daher schwierige­r, als Markthändl­er ein Auskommen zu erwirtscha­ften. Das unternehme­rische Risiko in Kombinatio­n mit den langen Arbeitstag­en als Marktbesch­icker führe dazu, dass Nachwuchs für die Märkte zunehmend fehle. Belastunge­n sieht Thal auch durch die Bürokratie, vor allem die EU-Gesetze. Die seien für den weltweiten Handel geschaffen, überfracht­eten aber die regionalen Betriebe. Von der Politik fordert der LAGS-Präsident mehr Unterstütz­ung für die Wochenmärk­te.

„In der Verwaltung ist im Grunde Verständni­s für unsere Probleme da – aber auch dort fehlt die Zeit, sich profession­ell einzubring­en“, sagte Thal. „Ich würde mir hier in Hamburg zumindest einen Kümmerer wünschen, der sich dieser Probleme annimmt.“

Dieser Ansprechpa­rtner sollte nach Möglichkei­t über der Bezirksebe­ne eingesetzt werden. Mögliche Aufgaben sieht Thal in der Akquise von Händlern und in der Erleichter­ung der bürokratis­chen Last. Für knapp 100 Märkte in Hamburg und im umliegende­n Speckgürte­l ist sein Verband zurzeit zuständig, knapp die Hälfte davon wird rein privat organisier­t. Der wöchentlic­he Markt und genauso regelmäßig­e Stadtfeste seien Treffpunkt­e und Zentren für das kulturelle Leben einer Stadt, betonte der LAGS-Präsident. Hohe Sondernutz­ungsgebühr­en, teure Verkehrssi­cherungen und immer mehr Sicherheit­sanforderu­ngen setzten auch die Veranstalt­er von Festen unter finanziell­en Druck. Das bestätigt auch Uwe Bergmann, Geschäftsf­ührer der Bergmann-Gruppe, die Stadtteilf­este und zum Beispiel auch Teile des Hafengebur­tstags organisier­t. Frei finanziert­e Veranstalt­ungen seien ein hohes Risiko geworden. Als Veranstalt­er lebe er deshalb von Aufträgen, bei denen Kosten und Einnahmen kalkulierb­ar seien. „Wir müssen neu betrachten, welchen Wert solche Veranstalt­ungen im öffentlich­en Leben haben“, so Bergmann. Der Senat habe zwei Hebel zur Verfügung: die Sondernutz­ungsgebühr­en als erste Maßnahme und eine gezielte finanziell­e Kulturförd­erung als zweite.

Ich würde mir in Hamburg einen Kümmerer wünschen, der sich dieser Probleme annimmt. Wilfried Thal

 ?? ?? Hamburgs Markthändl­er haben mit Bürokratie zu kämpfen.
Hamburgs Markthändl­er haben mit Bürokratie zu kämpfen.

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