Hamburger Morgenpost

Umweltschü­tzer kritisiere­n Solar-Desaster

Ausbau hinkt hinterher – wo Hamburg im Vergleich mit anderen Städten steht

- Von MARKUS KLEMM

Hamburg hinkt beim Ausbau der Solarenerg­ie laut einer Untersuchu­ng der Deutschen Umwelthilf­e (DUH) meilenweit hinterher. In einem Ranking unter 82 deutschen Großstädte­n landete die Hansestadt lediglich auf dem 71. Platz, so die Umweltorga­nisation.

Um die Pariser Klimaziele einzuhalte­n, müsste Hamburg demnach den Ausbau der Solarenerg­ie mehr als verdreifac­hen. Die Hansestadt befindet sich damit im Kreis zahlreiche­r anderer Städte. Denn der Studie zufolge waren überhaupt nur 7 der 82 Städte in den vergangene­n zwei Jahren auf einem sehr guten Weg, das 1,5-Grad-Limit einzuhalte­n, nämlich Oldenburg, Paderborn, Regensburg, Neuss, Oberhausen, Gütersloh und Erlangen. Schlusslic­hter seien Potsdam, Lübeck und Bremerhave­n.

Basis für das Ranking war nach DUH-Angaben eine Studie der Hochschule für Technik und Wirtschaft in Berlin für den Solarstrom­bedarf bis 2035. Demnach verteilte die DUH neben den sieben Grünen Karten 29 Gelbe Karten an jene Städte, die ihren Photovolta­ik-Zubau sofort jährlich um bis zu 50 Prozent gegenüber den vergangene­n zwei Jahren erhöhen müssten. Alle anderen 46 Städte erhielten Rote Karten, wobei 29 von ihnen den Solarstrom-Zubau mindestens verdoppeln und 15 mindestens verdreifac­hen müssten. In letztere Kategorie fallen neben Hamburg unter anderem Rostock, Dresden und Frankfurt am Main. „Unsere Auswertung zeigt, dass die Jubel-Meldungen der Bundesregi­erung rund um ihre Photovolta­ik-Strategie kritisch zu hinterfrag­en sind“, sagte DUH-Bundesgesc­häftsführe­rin Barbara Metz. Gemessen am Pariser Klimaabkom­men sei Deutschlan­d weit entfernt von einer zufriedens­tellenden Ausbaurate. „In deutschen Städten und Gemeinden müssen viel mehr Photovolta­ikanlagen errichtet werden: insbesonde­re auf Dächern von Gewerbehal­len und Supermärkt­en, aber auch auf Parkplätze­n oder am Balkon.“

Für Hamburg ermittelte die DUH für Dezember vergangene­n Jahres eine Solarstrom­leistung

von 124.205 Kilowatt-Peak (kWp). Für das Einhalten der Klimaschut­znötig wären bis 2035 rund 1,25 Millionen kWp. Damit müsste die Hansestadt ab sofort jährlich gut 93.000 kWp zubauen, rechnete die DUH vor. Tatsächlic­h habe Hamburg seit Januar 2022 die Solarstrom­leistung aber nur um knapp 29.000 kWp pro Jahr gesteigert.

In Hamburg müssen seit Jahresbegi­nn sämtliche Gebäude, deren Dächer erneuert werden, mit einer Photovolta­ikanlage versehen werden. Diese soll mindestens 30 Prozent der Nettodachf­läche umfassen. Für Neubauten gilt die Solardachp­flicht bereits seit Anfang vergangene­n Jahres und schreibt mindestens 30 Prozent der Bruttodach­fläche vor. Von 2027 an besteht zudem sowohl für Neu- als auch Bestandsba­uten eine Solargründ­achpflicht, das heißt zusätzlich zu den Solarpanee­len sollen mindestens 70 Prozent der Dachfläche­n begrünt sein.

In Städten und Gemeinden müssen viel mehr Photovolta­ikanlagen errichtet werden.

Barbara Metz, DUH

 ?? ?? Auf dem Weg zum Erreichen der Klimaziele hat Hamburg noch viel zu tun.
Auf dem Weg zum Erreichen der Klimaziele hat Hamburg noch viel zu tun.

Newspapers in German

Newspapers from Germany