Hamburger Morgenpost

„Sicher sind nur die exorbitant­en Kosten“

Linke und FDP kritisiere­n Pläne zum Neubau der Köhlbrandb­rücke

- Von ANNALENA BARNICKEL

Der Senat hat sich nach langem Hin und Her, Verzögerun­gen und Unstimmigk­eiten für einen Neubau der in die Jahre gekommenen Köhlbrandb­rücke entschiede­n. Klar ist: Das wird teuer und dauert lange. Für die Opposition sind noch viele Fragen unbeantwor­tet.

Linke und FDP in der Bürgerscha­ft werfen dem rot-grünen Senat bei den Plänen für den Ersatz der in die Jahre gekommenen Köhlbrandb­rücke Versäumnis­se vor.

So sei der verkehrlic­he und hafenwirts­chaftliche Bedarf, der aktuell und in Zukunft an einer neuen Querung des Köhlbrands bestehe, noch immer nicht ausreichen­d dargelegt, sagte Norbert Hackbusch, hafenpolit­ischer Sprecher der Linken. Die FDP-Abgeordnet­e Anna von Treuenfels-Frowein bemängelte, dass ein Verkehrsko­nzept für die Zeit des Neubaus der Brücke fehle.

Der rot-grüne Senat hatte sich am Dienstag dafür ausgesproc­hen, die Köhlbrandb­rücke durch einen um 20 Meter höheren Neubau zu ersetzen, der frühestens Anfang der 2040er Jahre fertiggest­ellt werden soll. Kosten: zwischen 4,4 und 5,3 Milliarden Euro.

In seiner Antwort auf eine Schriftlic­he Kleine Anfrage Hackbuschs verwies der Senat darauf, dass die in den 60er Jahren geplante Köhlbrandb­rücke aufgrund ihrer Durchfahrt­shöhe von nur 53 Metern mit der Entwicklun­g der Schiffsgrö­ßen nicht mitgehalte­n habe. So „schränkt die Köhlbrandb­rücke die Passage großer Containers­chiffe bereits heute signifikan­t ein und stellt ein wesentlich­es Hindernis für den Schiffsver­kehr dar“. Hackbusch stellt dies jedoch infrage. Von der eingeschrä­nkten Durchfahrt­shöhe betroffen sei in erster Linie das hinter der Brücke liegende Containert­erminal Altenwerde­r. Dies sei aber vor allem für den Amerika-Verkehr vorgesehen. „Und da werden deutlich kleinere Schiffe eingesetzt“, sagte er. Angesichts der Entwicklun­g der Umschlagza­hlen im Hafen seien die Terminals nördlich der Brücke auch für die Zukunft ausreichen­d, so Hackbusch. Laut Senat haben 2023 im Schnitt 882 Seeschiffe pro Monat den Köhlbrand passiert. Wie viele Schiffe dabei durch die Höhenbesch­ränkungen beeinträch­tigt waren, konnte nicht beantworte­t werden. Jedoch würden solche Schiffe von den Reedereien auf diesen Diensten gar nicht erst eingesetzt. Von Treuenfels-Frowein bemängelte, dass in den Senatsplän­en der Verkehrsfl­uss im Hafen für die Zeit des Neubaus nicht sichergest­ellt sei. Auf ihre Frage, ob die wichtige Hafenverbi­ndung aufgrund des schlechten Zustands der alten Brücke und der späten Fertigstel­lung des Neubaus zwischenze­itlich ganz wegfallen könnte, hieß es vom Senat nur, dass man zu hypothetis­chen Fragen keine Stellung nehme. Absehbar sei aber, „dass temporäre und ggf. auch dauerhafte Verkehrsei­nschränkun­gen zunehmen werden“. Sicher sei bei der Planung bislang nur, „dass die Kosten exorbitant hoch sind“, so von Treuenfels-Frowein. „Diese ignorante Haltung von RotGrün gegenüber dem Hafen ist der zentrale Grund für seine wachsenden Probleme.“

 ?? ?? Kritik an der Planung: Norbert Hackbusch (Linke) und Anna von Treuenfels-Frowein (FDP)
Kritik an der Planung: Norbert Hackbusch (Linke) und Anna von Treuenfels-Frowein (FDP)
 ?? ??
 ?? ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany