Hamburger Morgenpost

„Irgendwann bist du ein alter Sack“

INTERVIEW Alex Christense­n verrät, warum er Taylor Swifts Nummer hat – und wo er sich wie Methusalem fühlt

- Das Interview führte KATJA SCHWEMMERS

Komponist, DJ und Musikprodu­zent Alex Christense­n ist waschechte­r Hamburger. Geboren in St. Georg, aufgewachs­en in Wilhelmsbu­rg; über Barmbek, Winterhude, Eppendorf und Nienstedte­n landete er in Othmarsche­n, wo er gerne große Tanker auf der Elbe beobachtet. Dazu wird er diesen Sommer wenig Zeit haben: Mit den Hits seiner „Classical 90s Dance“-Alben, einem Orchester und Gastsänger­n geht Christense­n, der Sonntag 57 wird, auf Tour. Am 1.6. spielt er in der BarclaysAr­ena. MOPOP erzählte der Musiker, wie er würdevoll altert und warum er überzeugte­r Swiftie ist.

MOPOP: In den 90ern feierten Sie als DJ und Produzent große Erfolge, aber Ihr Gesicht kannte man nicht unbedingt. 2001 saßen Sie dann in der Jury der Castingsho­w „Popstars“und wurden als Person selbst populär. Wie war das für Sie? Alex Christense­n: Ich habe immer wieder wunderbare Auszeiten vom Ruhm gehabt. Nach „Popstars“veröffentl­ichte ich anfangs kaum noch Platten. Mein Sohn wurde geboren, und ich war ganz froh, dass ich wieder unbeobacht­et bei „Lidl“einkaufen konnte. Ich finde das manchmal ganz schön, unsichtbar zu sein und nicht so auffällig. Man gewinnt Abstand und sieht sich so ein bisschen in der Außendarst­ellung. Ich habe schnell gemerkt, dass es nicht so wichtig ist, ein Fernsehges­icht zu sein. Es ist gut fürs Ego, aber wenn man diesen süßen Wein einmal getrunken hat, muss man lernen, dann auch wieder abstinent zu sein. Sonst endet man als selbstverl­iebter Trottel.

Immerhin sollen Sie seit „Popstars“die Telefonnum­mer von Taylor Swift haben. Stimmt das?

Das stimmt. Sie schloss sich 2009 für einen Casting-Tag in New Orleans

unserer Jury an. Zwis schen ge den Drehpausen. einzelnen Takes Sie saß gab ese n lanneben mir, und wir haben die ganzeg Zeit gequatscht. Dann ha at sie nen ihre Song Gitarre von geholt sich vorgesp und mirm eipielt. Ich sagte ihr: „Ich mache auch Musik.“Und sie entgeg gnete charmant: „Wenn ich wied der in Deutschlan­d bin, lass uns s mal was zusammen machen. Lass uns mal Nummern aus stauschen.“Ich glaube, die Num-N mer existiert nicht mehr . Ich hatte mal nachgeguck­t bei lor WhatsApp. Swift. Viele Aber ich bezeich liebeTayhn­en T Katja Krasavice als Ikone der Emanzipati­on. Für mich ist t das Taylor Swift. Die setzt sich h gedt selbst gen Spotify Trump durch, hat Angst und vor ihr. Wie geil ist das denn? Ja, ich bin ein Swiftie!

Seit sieben Jahren geben Sie selbst Konzerte. Wie kam das? Erst mal war das ein großer Schritt. Aber wir bieten etwas Einmaliges: Es gibt nirgendwo auf der r

Welt ein Konzert, wo du 90er-Jahre-Hits mit großem Orchester und einem DJ, den jeder kennt, zusammen interagier­en siehst. Zu diesen Songs hat jeder eine Verbindung. Selbst Menschen, die erst in den 90ern geboren wurden, kennen durch ihre Eltern „Das Boot“oder „Rhythm Is A Dancer“. Es bekommt eine andere Wertigkeit, wenn man diese Stücke nicht in einer trashigen Halle hört, sondern gediegen mit Orchester und tollen Sängern. Am Erfolg sieht man, dass es wohl den richtigen Zeitnerv trifft.

Fühlen Sie sich dadurch heute als Künstler vollwertig­er?

Ich fühle mich nicht so wichtig, als dass ich das hervorhebe­n würde. Es ist so eine Gesamtleis­tung, ich bin aus allem irgendwas: Ich bin DJ, ich muss das Orchester zusammenfü­hren, ich muss die Musiker aussuchen, ich muss die Titel auswählen, ich muss mitsingen, ich muss mittanzen, ich muss unterhalts­am sein. Ich fühle mich wie ein moderner James Last, der mehrere Funktionen ausführt. Und das ist schon sehr herausford­ernd. Letztendli­ch hat es mir den Übergang von meinen 40ern in die 60er ermöglicht. Inwiefern?

Wenn man immer nur als DJ im Club spielt oder in Diskotheke­n rumtingelt, dann ist die Altersspan­ne des Publikums immer von

Ich war ganz froh, dass ich irgendwann wieder unbeobacht­et bei „Lidl“einkaufen konnte. Alex Christense­n

17 bis ungefähr 25. Das wird nicht älter, aber die DJs werden immer älter: Tiësto ist 55, Carl Cox ist 61, Sven Väth und Westbam sind fast 60, David Guetta wird wie ich jetzt auch 57. Wir sind ja alle Methusalem-alt für Club-DJs! Und da habe ich einen Weg gefunden, wie man in Würde altern kann und die Zielgruppe erweitert. So muss ich auch weniger Schönheits-OPs machen. (lacht)

Ihr Sohn Tiger wohnt in Arizona und gilt als eines der größten deutschen Golftalent­e. Bewundern Sie ihn für seine Möglichkei­ten?

Ich bewundere ihn für seine Jugend – so viele Träume zu haben und so weit nach vorne blicken zu können. Das finde ich immer großartig. Das habe ich auch bei jungen Künstlern, die zu mir ins Studio kommen und sagen: „Wir erobern die Welt, wir gewinnen den Grammy.“Die haben immer so große Träume, das ist total inspiriere­nd.

Vielleicht klappt das bei Ihnen ja noch mit dem Grammy!

Geht auch ohne. Es wäre halt ein Staubfänge­r mehr zu Hause.

Auf Ihren Orchester-Alben haben Sie oft mit Gast-Sängern gearbeitet: Melanie C, Natasha Bedingfiel­d, Gary Barlow, Bonnie Tyler ... Haben Sie noch Leute auf der Liste, mit denen Sie aufnehmen wollen? Vielleicht mit Verona Pooth für ein Remake ihrer DebütHitsi­ngle „Ritmo de la noche“, wie zu lesen war?

Nee, das hat sich ausgenocht, seitdem Coldplay den Song in „Every Teardrop Is A Waterfall“gecovert haben. Ich stehe da mit im Copyright. Ich bin ein Autor von Coldplay! Lustig, oder?

Die haben sich anständig bei Ihnen gemeldet?

Ich hatte mich anständig bei denen gemeldet! Und dann haben wir uns ganz schnell anständig geeinigt. Jetzt find ich Coldplay noch besser.

➤ Barclays Arena: 1.6., 20 Uhr, ab 70 Euro

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Brell Marcel Fotos: Alex Christense­n wird Sonntag 57 Jahre alt – im Sommer ist er mit Orchester und Sänger:innen auf Tour (o.).
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