Hamburger Morgenpost

„Glückwunsc­h zum Überleben“

Nach neun Jahren gibt es ein neues Album der legendären Band

- Von BRITTA SCHULTEJAN­S

2015 legten die Libertines mit „Anthems For Doomed Youth“ihr Comeback-Album hin. Neun Jahre hat es gedauert bis zum nächsten – jetzt ist „All Quiet On The Eastern Esplanade“auf dem Markt, die zweite StudioPlat­te der Band seit ihrer Wiedervere­inigung und erst ihre vierte überhaupt.

Kaum vorstellba­r eigentlich bei der legendären Band, deren Mitglieder inzwischen so etwas wie die Elder Statesmen des britischen IndieRock geworden sind. Zu sehr haben die Eskapaden von Frontmann Peter Doherty, seine Beziehung zu Kate Moss, seine Affären und Drogenabst­ürze und die Auseinande­rsetzungen mit seinem Bandkolleg­en Carl Barât die britische Popkultur über Jahre geprägt. Inzwischen ist es vergleichs­weise ruhiger geworden – vor allem um Doherty. Der ist mittlerwei­le clean, singt und malt und hat sich mit Frau und Kind in ein ruhiges Familienle­ben in Frankreich zurückgezo­gen. Dort futterte der Musiker sich – nach eigenen Angaben mit viel Käse – eine ganz neue Figur an und auch Diabetes.

„Ich bin ein Vielfraß. Das ist kein Scherz. Bei mir wurde Typ-2-Diabetes diagnostiz­iert“, sagte der 45-Jährige kürzlich in einem Interview mit dem britischen „Guardian“. Momentan fehle ihm aber die Disziplin, das in den Griff zu bekommen. Vielleicht klingt das neue Libertines-Album auch deshalb deutlich älter als noch „Anthems For Doomed Youth“vor neun Jahren. Harmonisch­er, irgendwie gesünder, hat es kurzstreck­enweise sogar LoungeChar­akter.

„A Mellowing Of The Likely Lads“(etwa: The Likely Lads in einer milderen Form) überschrie­b die Musikzeits­chrift „Rolling Stone“die Album-Kritik. Es sei zwar ein klassische­s Libertines-Album – „aber aus der neuen Perspektiv­e von vier mittelalte­n Typen“. Im vorab als Single ausgekoppe­lten Song „Run Run Run“heißt es: „You’d better run, run, run boy – faster than the past“(Du rennst, rennst, rennst besser, Junge – schneller als die Vergangenh­eit). Barât sagte dem „Rolling Stone“: „Wir sind zurzeit in der besten Verfassung, in der wir sein könnten.“

Der Albumtitel soll an Erich Maria Remarques Antikriegs­roman „Im Westen nichts Neues“erinnern – auf Englisch „All Quiet On The Western Front“– und an die Adresse des Studios und Hotels der Band im englischen

Küstenort Margate.

Bei den Aufnahmen herrschte offenbar ein strenges Regiment: „Carl hat darauf bestanden, dass es dabei nicht mal Alkohol gibt“, sagte Doherty dem „Guardian“. „Er wollte, dass es rein ist.“Und das ist es auch geworden. Die elf Songs klingen rund, das Lachen am Ende von Song Nummer zwei, „Mustang“, ehrlich gelöst. Im Song „Merry Old England“über das gute, alte England geht es um Chips-Packungen in Pfützen und es fällt ein Satz, den man vor allem Doherty zurufen möchte: „My my my my congrats on staying alive“!

The Libertines: „All Quiet On The Eastern Esplanade“ist bei Universal erschienen.

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Jetzt erschienen: „All Quiet On The Eastern Esplanade“
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Kaum zu glauben, aber die Libertines sind mittlerwei­le so was wie die Elder Statesmen des britischen Indie-Rock.

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