Hamburger Morgenpost

Was Schäuble alles über Kohls „schwarze Kassen“wusste

PARTEIEN Memoiren des ehemaligen Vorsitzend­en enthüllen Details zur CDU-Spendenaff­äre

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BERLIN – Er war der wohl einflussre­ichste CDU-Politiker, der nie Kanzler geworden ist: Im Dezember vorigen Jahres ist Wolfgang Schäuble verstorben. Seine nun erschienen­e Autobiogra­fie enthält einige pikante Details – beispielsw­eise über die CDU-Spendenaff­äre.

Die 1999 aufgefloge­ne CDUSpenden­affäre war der wohl größte Skandal der damals noch jungen „Berliner Republik“. Der Ex-Kanzler und Parteivors­itzende Helmut Kohl hatte – vermutlich über Jahrzehnte – „schwarze Kassen“geführt, mit deren Hilfe er pikante Probleme in der CDU lösen könnte. Schäuble sei „erst im Nachhinein klar geworden, dass auch eine Fraktionsk­asse, die ich als Parlamenta­rischer Geschäftsf­ührer mit zu verwalten hatte, Teil des umfassende­n Systems schwarzer Kassen war“, schrieb er in seiner Autobiogra­fie. Schäuble war von 1981 bis 1984 Parlamenta­rischer Geschäftsf­ührer der CDU/ CSU-Bundestags­fraktion.

Kohl war von Dezember 1976 bis Oktober 1982 Vorsitzend­er der CDU/CSU-Fraktion und von 1982 bis 1998 Bundeskanz­ler. „Kohl schien das Konto in seiner Zeit als Fraktionsv­orsitzende­r angelegt zu haben, als Reserve außerhalb der Parteifina­nzen im Adenauer-Haus, und wollte vermeiden, dass allzu viele Leute von dessen Existenz erfuhren“, heißt es in „Erinnerung­en“weiter. „Die Attraktivi­tät dieser ,Geldaufbew­ahrung‘ ergab sich aus dem einfachen Umstand, dass der Bundesrech­nungshof damals die Fraktionsf­inanzierun­g noch nicht überprüfte.“Diese Lücke habe Kohl genutzt und halb scherzhaft von seiner „Kriegskass­e“gesprochen. Die Dresdner Bank habe das Konto verwaltet, auf dem zwischen sechs und sieben Millionen D-Mark lagerten. Er vermute, dass das Geld „noch aus den Quellen der Staatsbürg­erlichen Vereinigun­g stammte“. Schäuble ergänzte: „Die offizielle Begründung, der Betrag habe sich aus Beiträgen der Frak

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