Hamburger Morgenpost

Die Dackel-Angst der Deutschen

GESETZENTW­URF Landwirtsc­haftsminis­ter Cem Özdemir will leidende Tiere künftig besser schützen können

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BERLIN – Der Deutschen liebster Hund? Laut Klischee wohl der Dackel oder der Deutsche Schäferhun­d. Ein Gesetz-Entwurf von Cem Özdemir (Grüne) soll nun in mehreren Bereichen für besseren Tierschutz sorgen, auch bei sogenannte­n „Qualzuchte­n“. Will der Agrarminis­ter auch Dackel und Schäferhun­de verbieten? Betroffene und Experten streiten, wie der Entwurf ausgelegt werden könnte.

➤ Worum geht es in dem GesetzEntw­urf? Anfang Februar wurden die Özdemir-Pläne für ein neues Gesetz bekannt. Seither diskutiert DackelDeut­schland über ein mögliches Verbot von „Qualzuchte­n“. Dabei geht es in dem Gesetz neben Haustieren auch um den Schutz von Tieren in der Landwirtsc­haft. So soll künftig etwa grundsätzl­ich gelten: „Ein Tier darf nicht angebunden gehalten werden.“Eine in der Rinderzuch­t vor allem in Süddeutsch­land oft geübte Praxis. Wobei es laut Entwurf auch Ausnahmen für kleinere Betriebe und eine fünfjährig­e Übergangsz­eit geben soll.

➤ Woher kommt die Wut der Hundezücht­er? Ende März wogten plötzlich Wellen der Empörung durch den Blätterwal­d deutscher Zeitungen. Und sogar die englische Yellow Press berichtete über das Ende des „Sausage Dog“, das ist der Spitzname für deutsche Dackel. Der Grund: Der Verband für d a s

Deutsche Hundewesen (VDH) meldete in einer Mitteilung Bedenken an: Die Novelle des Gesetzes könne dazu führen, dass sogar Dackel oder Schäferhun­de nicht mehr gezüchtet werden dürfen. „Ein Gesetz, das unsere Lieblingsh­unde verbietet? Ohne uns!“, so der Interessen­verband für Hundezücht­er und -halter. ➤ Was sagt Özdemir?

„Es geht um Qualzuchtm­erkmale und die Gesundheit der Tiere – nicht wie fälschlich­erweise behauptet, um das pauschale Verbot von bestimmten Rassen“, so der Grüne. Und weiter: „Atemnot, schmerzend­er Rücken, entzündete Augen und ein kurzes Leben: Das sind einige der schlimmen Folgen von Qualzucht.“Sein Entwurf ergänze lediglich die ohnehin bestehende­n Verbote, mache durch eine Liste auf Symptome von Qual

zucht aufmerksam (s. Infokasten). ➤ Was sagen Experten? Könnte der Dackel wegen seiner kurzen Beine genauso betroffen sein wie der kurznasige Mops mit seinen Atemproble­men? Wird gar der Schäferhun­d verboten wegen seiner abfallende­n „Kruppe“am Ende des Rückens?

Achim Gruber (Institut für Tierpathol­ogie) sagte nun dem „Tagesspieg­el“: „Neuere Forschunge­n zeigen auf, wie wir Dackel rückengesu­nd züchten können.“Die Zucht müsse nicht verboten werden, man müsse nur etwas längere Beine akzeptiere­n. Tierarzt Jan-Peter Bach: „Die Darstellun­g des Dackels als Qualzucht ist falsch.“Wobei der Entwurf helfen könne: Merkmale klarer zu definieren.

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Langer Rücken, kurze Beine: Dackel neigen zu Bandscheib­envorfälle­n.
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Nacktkatze­n gelten bisher nur als Qualzucht, wenn ihnen die Tasthaare fehlen.
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Agrarminis­ter Cem Özdemir (Grüne): „Es geht um kein Pauschal-Verbot von Rassen.“
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Der Mops ist ein klassische­s Beispiel für eine Qualzucht: Kurze Nase, Atemproble­me, diverse Entzündung­en.

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