Hamburger Morgenpost

HeringsBes­tand ist kleiner als gedacht

OSTSEE Neueste Schätzunge­n müssen nach unten korrigiert werden

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Überfischu­ng, NährstoffE­inträge: Der Heringsbes­tand der westlichen Ostsee hat zu kämpfen – und mit ihm auch die Fischer. Umso erfreulich­er die Nachricht, dass der Bestand nun auf dem Weg der Erholung ist. Trotzdem ist eine nennenswer­te Befischung zuletzt nicht nähergerüc­kt.

Der Bestand des Herings in der westlichen Ostsee ist laut Experten weiterhin auf dem Weg der Erholung, allerdings auf einem niedrigere­n Niveau als zunächst angenommen. „Das, was dieses Jahr in der Bestandsbe­rechnung passiert ist, ist, dass der Trend zwar bestätigt wurde“, sagte der Leiter des Rostocker Thünen-Instituts für Ostseefisc­herei, Christophe­r Zimmermann. Demnach zeigten neue Daten für 2023, dass sich der Aufwärtstr­end das dritte Jahr in Folge fortsetze.

„Aber die absolute Biomasse hat nicht wesentlich zugelegt in diesem einen Jahr, weil wir die Biomasse insgesamt über die ganze Zeitserie nach unten korrigiere­n mussten.“

Zuvor sei man insgesamt von einem größeren Bestand ausgegange­n. Neue Daten hätten aber dazu geführt, dass man die Schätzung rückwirken­d nach unten korrigiere­n musste. „Und zwar ungefähr um genau so viel, wie der Bestand im letzten Jahr zugelegt hat“, sagte Zimmermann. „Das heißt, wir sind im Grunde wieder an dem Punkt, wo wir Anfang 2023 auch schon waren.“

Der Experte prognostiz­iert für den Westhering: „Nach jetziger Datenlage dauert es fünf bis sieben Jahre von jetzt an, bis er sich erholt hat und wieder nachhaltig bewirtscha­ftet werden kann.“Dasselbe Zeitfenste­r habe er zwar schon vor einem Jahr genannt, es gelte wegen der Korrektur aber weiterhin.

Der Hering galt traditione­ll neben dem Dorsch als einer der Brotfische der deutschen Ostseefisc­her und war wichtig für deren Auskommen. Überfischu­ng, Nährstoff-Einträge vor allem aus der Landwirtsc­haft und der Klimawande­l machen dem Bestand zu schaffen. Derzeit darf Hering der westlichen Ostsee abgesehen von Ausnahmen und marginalen Höchstmeng­en kaum noch von Fischern angelandet werden.

Ein Grund, warum es zu Korrekture­n kommt wie zuletzt, ist laut Zimmermann, dass kaum noch Hering gefischt wird und damit die über die Fischerei gewonnene Datengrund­lage kleiner ist. „Wenn sich da in der Fischerei kleine Änderungen ergeben, dann rechnet das Modell jedes Mal die gesamte Zeitserie zurück.“Der Trend könne hingegen ziemlich zuverlässi­g bestimmt werden, und der zeige weiterhin aufwärts. Zimmermann ist Mitglied des Internatio­nalen Rates für Meeresfors­chung (ICES) und berät die EU-Kommission bei der Festsetzun­g der Fanghöchst­mengen. Nach früheren Aussagen des Wissenscha­ftlers wird auch ein erholter Bestand wegen des Klimawande­ls nur etwa halb so produktiv sein wie noch in den 90er Jahren.

Wir sind im Grunde wieder an dem Punkt, wo wir Anfang 2023 auch schon waren.

Christophe­r Zimmermann, Thünen-Institut für Ostseefisc­herei

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Der HeringBest­and in der westlichen Ostsee erholt sich langsam, allerdings auf einem niedrigere­n Niveau als angenommen.
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