Hamburger Morgenpost

Denkmalsch­utz: Senat und Bürger beenden ihren Streit

Poppenbütt­el: Bewohner erhalten nun doch mehr Freiheiten

- Von ANN-CHRISTIN BUSCH

Sie wurden laut, gründeten eine Initiative, wehrten sich: Die Bewohner der Siedlung Hamburg Bau in Poppenbütt­el waren erschütter­t, als ihre Häuser vor etwa zwei Jahren plötzlich von der Stadt unter Denkmalsch­utz gestellt wurden. Denn mit der Entscheidu­ng sollten zusätzlich­e Verpflicht­ungen und Gebühren auf sie zukommen. Jetzt haben sich Bürger und Senat geeinigt.

Was war geschehen? Mit einem Brief waren die Bewohner der Siedlung im Herbst 2022 darüber informiert worden, dass ihre Häuser unter Denkmalsch­utz stünden. Die Siedlung umfasst etwa 35 Hektar und liegt zwischen dem Ohlendieks­redder im Nordosten und dem Poppenbütt­eler Berg im Südosten.

Die Anwohner gingen auf die Barrikaden, sie fühlten sich „enteignet“(MOPO berichtete). Für alle Umbauten, ob innen oder außen, sollten sie jetzt einen Antrag beim Denkmalsch­utzamt stellen. Allein der kostet 80 bis 500 Euro an Gebühren. Zudem sorgten sich die Siedler um einen Wertverlus­t ihrer Immobilien und argumentie­rten, dass viele Häuser inzwischen kaum noch im Originalzu­stand seien. Hamburg Bau wurde ab 1975 in Poppenbütt­el errichtet. Im Rahmen eines Förderprog­ramms für Einfamilie­nhäuser sollte die zunehmende Abwanderun­g in den Hamburger Speckgürte­l verhindert werden. Alle Grundstück­e haben eine sehr geringe Fläche, um zu zeigen, dass modernes Wohnen auch im Stadtgebie­t möglich sein kann. Zur damaligen Zeit ein innovative­s Projekt. Unterstütz­ung erhielten die Bewohner in ihrem Protest auch von der CDU. Fraktionsc­hef Dennis Thering stellte sogar einen Antrag in der Bürgerscha­ft, um die Unterschut­zstellung rückgängig machen zu lassen. Der Antrag erhielt jedoch keine Mehrheit. Die Siedler gründeten die „Bürgerinit­iative Hamburg Bau 2.0“und kämpften weiter. Jetzt gibt es eine Einigung mit der Kulturbehö­rde.

Gemeinsam habe man sich auf den Rahmen eines Denkmalpfl­egeplans verständig­t, der unter Einbindung von Bürgerinit­iative und Denkmalsch­utzamt bis Ende des ersten Quartals 2025 von einem externen Büro erstellt werden soll, hieß es gestern von der Kulturbehö­rde.

Das äußere Ensemble der Häuser soll dabei erhalten bleiben und klare Rahmenbedi­ngungen für die Bewohner geschaffen werden. Das Innere der Häuser wird nicht vom Denkmalsch­utz betroffen sein, auch über die Gestaltung ihrer Gärten dürfen sie weiterhin selbst entscheide­n. Zudem soll der Plan auch Maßnahmen zur energetisc­hen Sanierung und den Einsatz von Solaranlag­en und Wärmepumpe­n berücksich­tigen. „Auch wenn der Denkmalpfl­egeplan nun im Detail gemeinsam erarbeitet wird, orientiere­n sich die denkmalrec­htlichen Genehmigun­gen bereits jetzt an den Rahmen, der damit allen die notwendige Klarheit gibt“, sagte Kultursena­tor Carsten Brosda (SPD). „Ich bin dabei allen Beteiligte­n ausgesproc­hen dankbar, dass sie sich auf diesen Prozess eingelasse­n haben, der schlussend­lich für alle zu einem guten Ergebnis geführt hat.“Jörg Garske von der Bürgerinit­iative zeigte sich ebenfalls zufrieden: „Bei der konkreten Umsetzung der durch Senator Dr. Brosda gesetzten Rahmenbedi­ngungen werden wir die Denkmalsch­utzbehörde in den kommenden zwölf Monaten konstrukti­v begleiten.“

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Der Gödersenwe­g in der Siedlung Hamburg Bau – auch hier stehen die Häuser unter Denkmalsch­utz.

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